GZ_Virgen_2021_08

44 Wirtschaft – Tourismus Virger Zeitung Der Nationalpark birgt eine Viel- zahl von Schätzen in sich, impo- sante Gipfel, kaum zu zähmende Gewässer, seltene Tier- und Pflan- zenarten, aber auch bedeutende Kulturlandschaftselemente. Letz- tere befinden sich meist in der vom Menschen genutzten Außenzone des Nationalparks, wie auch in den Nationalparkgemeinden. Vor allem Virgen beherbergt eine Vielzahl sol- cher Schätze und ein ganz besonde- rer sind die Natursteinmauern. Wandert man entlang des Kreuz- weges Richtung Obermauern, er- heben sich zur rechten Seite hin artenreich bewachsene Stein- mauern, die den Charakter des Weges definieren. Blick man sich genauer um, findet man auch in den Wiesen ringsherum weitere – versteckt hinter Gebüsch, die Landschaft strukturierend, Raine begradigend oder für wegsames Gelände sorgend. Ein schöner An- blick, der so viel Geschichte und Handwerkskunst in sich trägt und spezialisierten Tier- und Pflanzen- arten ein Zuhause bietet. Das Gesamtensemble der Virgener Feldflur, mit ihren artenreichen Heckenlandschaften und bis zu zehn Kilometer langen Naturstein- mauern, ist als natur- und kultur- kundliche Besonderheit zu betrach- ten – weit über Virgen hinaus. Wur- den die Heckenlandschaft und Mauern aufgrund großer Flurberei- nigungen anderenorts entfernt, blie- ben sie in Virgen erhalten (vgl. Stü- ber, Winding, 1994). Und dies nicht nur in der Feldflur, sondern vielerorts in der Gemeinde. Die Virgener Mauern sind wahre Geschichtsträger – sie spiegeln die Besiedelungsgeschichte und Urbar- machung des Tales wider, sind stumme Begleiter historischer Wegeverbindungen und Zeugen mühevollster Handarbeit. Die Arten der Natursteinmauern in Virgen waren und sind noch heute vielfältig – Stützmauern, wel- che Wege begleiten und Hänge ter- rassieren, Einfriedungsmauern, die als Abgrenzung von Viehweiden dienen oder Grundstücksgrenzen markieren, aber auch einfache Lesesteinwälle, die lose und ohne große Struktur an die Seiten der Felder geschlichtet wurden. Für diese vielfältigen Klaubsteinmau- ern, wie sie in Osttirol auch genannt werden, verwendete man jenes Ma- terial, welches einem die Natur lie- ferte. Ob die Steine nun rund oder kantig sind, hell oder dunkel, leicht zu bearbeiten oder schwer, liegt vor allem an der Gesteinsart selbst, aber auch der Art und Weise, wie sie von den Bergen und über die Bäche auf den Talhängen gelandet sind. Da sie trocken geschlichtet sind, dies bedeutet die Steine sind ohne Bindemittel aufeinandergelegt und NATIONALPARK HOHE TAUERN ein Bewohner der klaubsteinmauern ist die eidechse. foto: nPht/egger die Virgener feldflur mit ihren artenreichen heckenlandschaften und klaub- steinmauern. foto: nPht/lammerhuber die Virger klaubsteinmauern

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