GZ_Sillian_2021_07

BLICK Ein 47 Soziales Jeder weiß es: Für’s Wetterläuten ist in Sil- lian unser Schlosser Peter verantwortlich. Und er versieht diesen Dienst mit ganz großem Engagement und Verlässlichkeit. Wie er dazu gekommen ist? Das ist eine lange Geschichte. Der kleine Peter war schon Ministrant unter Dekan Hanser, da war der alte Möst Vota Mesner. Für den war es selbstverständlich, immer zur Stelle zu sein. Es gehörte einfach zu seinem Mes- neramt, bei Wind und Wetter hinaufzueilen und Wetter zu läuten. Ein Dienst, der von alters her von vielen im Dorf hochgeschätzt war und ist. Unter Dekan Steinringer dann, so weiß Peter Huber zu erzählen, schlief das Wet- terläuten so wie das Tragen vom „Elendva- ter“ aus bestimmten Gründen ein. Es wird im Jahr 1990 gewesen sein, Gustl Ortner war grad neuer Dekan in Sillian, und unser Diakon Michl Nocker war damals Obmann vom Pfarrgemeinderat. Eines Tages fasste sich Obmann Michl ein Herz und fragte den Schlosser Vota, ob er nicht bereit wäre, die alte Tradition des Wetterläutens wieder neu aufleben zu lassen. Der junge Peter machte seinem Vater Mut und sagte: „Kein Prob- lem, Vota, wenn du nicht so recht weißt, wie das Läuten der Glocken geht. Denn bei den Glocken kenn ich mich noch vom Ministrie- ren her aus.“ Seither lag das Wetterläuten in den Händen der Familie Schlosser. Als der Vater 1997 schwer erkrankte, über- nahm Peter ohne zu Zögern die Aufgabe von seinem Vater. „Bis zu 20 Mal steh‘ ich fürs Wetterläuten in einem einzigen Jahr in der Sakristei. Nicht selten lass ich die großen Glocken schon schwingen, doch dann sehe ich, dass es doch kein Läuten braucht. Dann gehe ich halt still wieder heim.“ Aber bis zu neun Mal im Jahr läu- tet er das volle Geläut, v.a. wenn es wieder schneeweiß vom Thurntaler herunterzieht, wenn die Blitzpfeile grad herunterzucken, und Blitz und Donner zusammenfallen. „Unter Tags ist das ja nicht so schwer zu erkennen, aber mitten in der Nacht, wenn man nur im Licht der Blitze etwas sieht, da wird es schwieriger“, erzählt Peter aus sei- ner langjährigen Erfahrung. Natürlich gibt es immer wieder einzelne Stimmen, die nicht zufrieden sind. Dem einen war’s zu lange, dem andern zu kurz. Doch ganz viele schätzen seinen Dienst hoch. „Mitunter kommen die ersten Rück- meldungen, kommt der erste Dank und das erste Vergelt’s Gott schon auf mein Handy noch während ich läute“, berichtet Pe- ter. Schon seine Mami meinte: „Peter, ein Vergelt’s Gott ist mehr wert als alles ande- re!“ Doch er bekommt auch viele andere Zeichen des Dankes: ob ein paar Haus- würste nach dem Schlachten, eine Bauern- butter, Zigaretten, ein selber gebackenes Brot, ein 6-er Tragl Bier, eine Flasche Wein oder sonst ein Zeichen der Wertschätzung. Was bewegt unsern Peter, nun schon bald 25 Jahre Wetter zu läuten? „Es ist der Dienst an den Menschen, der mich moti- viert. Und ich merk‘ es ja selber: Wenn die Glocken läuten, legt sich auch auf mich ein Gefühl der Beruhigung“, meint Peter. Dass das Wetterläuten (bei dem alle Glo- cken gleichzeitig geläutet werden) gut und sinnvoll ist, das ist für ihn keine Frage der Wissenschaft und der Physik. Sondern das spürt man eben unmittelbar. In der akuten Bedrohung, ja mitunter in der Ohnmacht sich voll Vertrauen in Gottes Hand zu ber- gen, und Ihn um seinen Beistand zu bitten, das macht eben den entscheidenden Un- terschied. Mitunter geht es bei ihm in der Sakristei ganz schön turbulent zu. Für den Feuer- wehrmann geht der Alarm auf seinem Pa- ger ab, die Sirene heult, er hört wie die Ein- satzfahrzeuge mit Martinshorn ausrücken, und er ist in der Sakristei angebunden und läutet. „Aber das Gefühl, wenn es nach dem Unwetter wieder friedlich und alles gut gegangen ist, ist unbeschreiblich. Da ist man fast ein wenig stolz“, gibt Peter be- scheiden, aber mit leuchtenden Augen zu. Es gab Einsätze, da rief ihn der Bürger- meister persönlich an und bat ihn ums Ge- läut. Andere Male waren es die Kameraden von der Feuerwehr. Wenn er beruflich verhindert ist, dann übernimmt seit einigen Jahren die Mesner- familie Kraler, gleich ob Klaus, Hildegard oder Clemens, das Wetterläuten. Dafür ist Peter ihnen sehr dankbar. Doch meistens ist er selber da. „Manchmal bin ich wohl auch schon zu spät gewesen. Denn bis die großen Glocken hochschwingen, dau- ert es mehrere Minuten. Da ist das Wetter dann auch schon da. Dann klingt es zuerst nur so armselig wie ein paar Kuhglocken im Hochwetter auf der Alm.“ Aber ja, im- merhin, geläutet ist auch dann. Meistens aber trifft unser Peter es perfekt. Und dafür sagen wir von Herzen „Vergelt’s Gott tau- send Mal“. Und bitte sei so gut, Peter, und versieh weiter mit so viel Hingabe deinen kostbaren Dienst des Wetterläutens. Er ist bis in die junge Generation hinein hochge- schätzt. Text: Dekan Anno Foto: Andreas Moser, Peter Leiter Bald 25 Jahre Wetterläuten in Sillian Peter Huber, vgl. Schlosser, erzählt unserem Dekan Anno Peter Huber beim Schaltkasten. Sillian hat eine eigene Wetterglo- cke, die Nepomuk- glocke, sie ist dem Hl. Florian geweiht.

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