GZ_Sillian_2021_07

30 BLICK Ein Chronik (vermutlich um 1908) vom Baumeister Josef Furtschegger im späthistoristischen Stil errichtet. Der Bau muss flott vorangegangen sein, denn „Der Tiroler / Der Landmann“ schrieb in der Ausgabe vom 19. Oktober 1909, dass „am Kirchweihsamstag die übliche sogenannte Firstfeier statt- finden konnte“. Die Österreichische Kunsttopographie, Band LVII, Osttirol, beschreibt das Gebäude wie folgt: „Zweigeschossiger Bau mit rechteckigem Grundriss...Drei- geschossiges Türmchen über sechseckigem Grundriss, mit Fachwerk im obersten Geschoss und eingezogenem Spitz- helm (Blechdach), den Knauf und Wetterfahne zieren. Das Haus besitzt ein Satteldach, im Norden übergiebelt...“ Das rechteckige Eingangsportal mit Glasfenstern befindet sich nordseitig; zwischen den Gitterstäben weisen die Initialen J und F wohl auf den Namen des Erbauers Josef Furtschegger hin. Die Geschichte der „Villa Alpenrose“ ist naturgemäß auch eng mit der Familiengeschichte des Erbauers verbunden. Baumeister Furtschegger war in erster Ehe mit Kreszenz Bodner, der Besitzerin der „Villa Edelweiß“ vulgo Jocher (heute: Haus Monika Schnei- der), verheiratet. In der Nähe seines Wohnhauses errich- tete er vermutlich als Kapitalanlage auf einem ca. 2000 m² großen Grundstück eine Villa, die durch ihre Nutzung im Ersten Weltkrieg eine besondere Bedeutung erlangte. Sie diente nämlich bis zum Kriegsende als Offizierscasino bzw. Offiziersmensa. Ein Enkel des Erbauers, schreibt darüber wie folgt: „In Sillian war in den in unmittelbarer Nähe gelegenen Kasernen eine k.u.k. Garnison stationiert, die standesge- mäß eine eigene Mensa und ein Spielcasino benötigte. Die Mensa war im Erdgeschoss, das Spielkasino im Ober- geschoss der Villa Alpenrose eingerichtet. Eine Zeitzeugin – Frau Kunigunde Webhofer, zu Gratzer, geb. 1905 – er- zählte, wie sie als Kind immer wieder den Offizieren beim Tennisspielen zusah. Im weitläufigen Furtschegger Garten gab es für die Offiziere einen eigenen Tennisplatz – allzu- viel Abwechslung dürfte es im monotonen Soldatenalltag in Sillian nicht gegeben haben! Baumeister Furtschegger hatte mit den k.u.k. Militärbehörden einen Mietvertrag ab- geschlossen, der jährlich verlängert wurde.“ Villa Alpenrose von Nordwesten; Archiv: Martin Furtschegger Eingangstor mit den Initialen des Erbauers; Foto privat Ostansicht: Villa Alpenrose vor der Renovierung; Archiv: Martin Furtschegger Offiziere des 1. Weltkrieges vor der Villa Alpenrose; TAP

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