GZ_Leisach_2021_06

19 dass die 3-Zimmer-Wohnung auf Dauer zu klein war, und so machten sich die jungen Eltern auf die Suche nach einem eigenen Haus. Es war nicht leicht, das passende zu finden, aber letzten Endes erfuhren sie, dass Frau Gönitzer nach dem Tod ihres Mannes das Haus an der Bannberger Straße ver- kaufte, das für sie allein zu groß war. Für die junge Familie kam das einem Lotto-Sechser gleich. Stefan hatte schon vorher seinen Beruf gewechselt und verdient als Freileitungsmon- teur beim C-Team Leitungsbau so gut, dass sie das Haus abzahlen können. Dieser Beruf ist sehr anstrengend und gefährlich und bringt es mit sich, dass Stefan von Montag bis Donners- tag irgendwo in Österreich oder Deutschland im Einsatz ist. Bei Einsätzen in weiter entfern- ten Ländern wie in Schweden dauern die Schichten sogar zehn Tage. Auch Martina ist nach einer „Kinderpause“ wieder berufstätig, und zwar seit 2017 als Reinigungskraft in der Gemeinde, wo sie für den Turnsaal und für das Gemeindeamt zu- ständig ist. Diese Tätigkeit gefällt ihr sehr gut, weil sie die Arbeitszeit so einteilen kann, dass sie am Nachmittag Zeit für ihre Kinder hat. Die flexible Zeiteinteilung war besonders in den Wochen des Corona-Lock- downs von Vorteil, als Schüler und Kinder- gartenkinder daheim betreut werden mussten. Da half dann auch die Großfamilie zusammen. Martinas Schwestern waren ihrem Beispiel bei der Familiengründung gefolgt, und so be- völkern an den Nachmittagen oft sechs Enkelkinder Haus und Garten bei Maria und Gottfried Kreuzer, fast so wie eine Genera- tion früher bei Zenzers. Lisi, die älteste der drei Bachler-Töchter, hat mit ihrem Mann Manuel Grissmann den Bachlerhof übernom- men und wohnt dort mit den Kindern Sophia und Dominik. Die Tierhaltung hat schon Mar- tinas Vater aufgegeben. Eine Zeitlang gab es noch einige Schafe im Stall, jetzt sind es nur mehr Hasen. Die Felder sind verpachtet. Lisi war vor ihrer Kinderpause Verkäuferin bei der Firma Wimmer, jetzt arbeitet sie in Teil- zeit bei der Fa. Stolz. Manuel arbeitet als Freileitungsmonteur beim C-Team. Michaela, Michi, ist durch ihre Heirat mit Erwin Tagger Bäuerin in Burgfrieden gewor- den. Sie haben dort gemeinsam ein Haus gebaut und halten Schafe und viele andere Tiere wie Enten, Hennen, Wachteln und Hasen. Erwin hat viele Jahre bei Theurl-Holz gearbeitet, ist jetzt aber wieder zu seinem er- lernten Beruf als Tischler zurückgekehrt. Die Landwirtschaft betreibt er nebenher. Um ihn zu unterstützen, hat Michi, die gelernte Friseurin, sogar den Traktor-Führerschein ge- macht. Ihre beiden Söhne Patrick und Philipp machen die Familie komplett. Der jüngere ist derzeit noch im Kindergarten, aber im kom- menden Schuljahr wird in jeder Schulstufe der Leisacher Volksschule zumindest ein Kind der Bachler-Töchter sitzen. Über die Leisacher Volksschule lässt Martina nichts kommen. Alle Lehrerinnen gehen sehr gut auf die Kinder ein und haben gerade in den herausfordernden Wochen des Corona- Lockdowns und der Quarantäne die Schüler und die Eltern bestens mit übersichtlichen Lernunterlagen versorgt, sodass das Home- schooling für alle machbar war. Sie waren jederzeit telefonisch erreichbar und verstan- den es auch bei den Corona-Tests in der Schule, mit Humor den Kindern die Angst zu nehmen. Martina erinnert sich, dass sie und ihre Schwestern als Kinder viel gestritten haben, aber später haben sie ein sehr gutes Verhält- nis zueinander entwickelt und helfen jetzt zu- sammen, wo immer es geht. Davon profitiert auch die Dorfgemeinschaft, denn wenn es ein Fest gibt, werden die drei Bachler- Mädels gerne um ihre Mithilfe gebeten, und sie lassen sich gewöhnlich nicht lange bitten, weil ihnen die Arbeit im eingespielten Team flott von der Hand geht. Seit den letzten Gemeinderatswahlen ist Martina Ersatzmit- glied im Gemeinderat und im Ausschuss „Miteinander“ tätig. Auch die Partner der drei Bachler-Schwestern verstehen sich gut miteinander, sind in die dörflichen Vereine integriert und packen zu, wenn ihre Unterstützung gebraucht wird und ihre Zeit es erlaubt. So ist es auch naheliegend, dass die drei Paare mit den sechs Kindern ihre Urlaubs- wochen gerne zusammen verbringen, und zwar auf der Leisacher Kofelalm, wo sie in der Schaflerhütte wohnen. Im letzten Sommer hatten sie zum ersten Mal Ferienwohnungen in Italien für einen Urlaub am Meer gebucht, aber da machte ihnen Corona einen Strich durch die Rechnung und sie mussten das Quartier stornieren. Heuer wird es wieder auf die Alm gehen, und alle freuen sich schon darauf. Auch in Osttirol ist es wunder- schön, das weiß Martina ganz genau. M. H.

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