GZ_Leisach_2021_06

14 musikalischer Leiter vor, war hauptverantwort- lich für die Ausbildung der jungen Musikan- ten und blieb seiner Kapelle dann auch als Ehrenkapellmeister engstens verbunden. Als leidenschaftlicher Leisacher war es nahezu Pflicht, sich auch um ein hübsches Mädchen aus dem Dorf umzusehen. Und so geschah es. Mit der „Gloser Burgl“ fand er seine große Liebe. Im Jahr 1951 wurde ge- heiratet und eine kleine Wohnung im ersten Stock des Hitterhauses bezogen. (Ein kleines Detail am Rande: Das Hitterhaus war das Ge- burtshaus unserer Mama, bevor sie dann mit ihren Eltern ins Gloserhaus gezogen ist.) Die Freude war übergroß, als im August 1953 Maria, ihr erstes Kind, geboren wurde. 1955 wurde ihre zweite Tochter Andrea und 1956 und 1958 die beiden Söhne Martin und Klemens geboren. 1957 begannen unsere Eltern mit dem händi- schen Aushub des Baugrundes beim Gloser- hof. Im Jahr 1961 war es dann soweit, die sechsköpfige Familie konnte das neue Heim beziehen. 1961 wurde dann Peter und 1968 Thomas, das sechste Kind, geboren. Beruflich zog es Papa 1964, nachdem er die Ausbildung zum Schneidermeister erfolgreich abschlossen hatte, nach Lienz, wo er bis zu seiner Pensionierung Geschäftsführer bei der Fa. Zechner – Herren und Damenmoden – war und dort auch für die Ausbildung zahl- reicher Schneiderlehrlinge verantwortlich war. Im Juli 1972 ereilte die Familie ein erster schwerer Schicksalsschlag. Sohn Clemens ver- unglückte 14-jährig tödlich beim Bergfeuerma- chen. Papa hatte ihn schwer verletzt um Fuße des Rauchkofels gefunden und ins Kranken- haus gebracht, wo er tags darauf verstarb. 1991 verunglückte dann der jüngste Sohn, Thomas, beim Schifahren am Zettersfeld. Auch da war es wiederum Papa, der ihn ins Krankenhaus brachte. Als Papa 1983 in seinen wohlverdienten Ruhestand ging, hatte er endlich Zeit für seine zusätzlichen Leidenschaften: Zum einen war das die Pflege seines Hauses und Gar- tens zusammen mit seiner Frau Burgl, die bei- des jahrzehntelang fürsorglich pflegten und in Schuss hielten, zum anderen war es das Wandern und Bergsteigen, sei es als Vorbeter bei den pfarrlichen Wallfahrten oder als Bergführer für seine Gäste. Zahlreiche Gipfel in und um Osttirol wurden von ihm „erobert“. Seinen Lieblingsberg, den „Spitzkofel“, be- stieg er noch als 89-Jähriger und er war dort noch als Lektor bei der Gipfelmesse tätig. Die traute Zweisamkeit im Alter wurde dann jäh gestört, als Burgl, seine Frau, im Dezember 2014 beim gemeinsamen Kirchgang so un- glücklich stürzte, dass sie einer dauerhaften Pflege bedurfte. Am 8. Dezember 2017, am Fest der Unbefleckten Empfängnis Marias, ver- ließ Mama dann ihre große Liebe, ihren Anda. Auch in seinen letzten Lebensjahren zeigte Papa großes Interesse am Geschehen in der Welt und in seinem Leisach. Der sonntägliche Gottesdienstbesuch mit dem anschließenden Tratsch am Kirchplatz gehörte genauso dazu wie die Teilnahme an den verschiedensten Veranstaltungen der Vereine des Dorfes. Der Miller Anda war als ältester Leisacher vor Ort und er war sehr stolz darauf. Ende Juli 2020 feierte er im Kreise seiner großen Familie seinen 99. Geburtstag im Gloser Garten. Alle waren gekommen, um ihren Papa, Opa und Uropa herzlich zu gratulieren, wenn auch schon die Pandemie ihre Schattenvoraus warf. Anfang dieses Jahres – zunehmend verstört über die Macht und Unkontrollierbarkeit des Virus und traurig über die fehlenden sozialen Kontakte – infizierte sich auch Papa mit dem Coronavirus. Zudem ließ ein schnell wach- sender Tumor seine Kräfte jäh schwinden. Und so erreichte Papa am 13. März dieses Jahres, nach einer langen, abenteuerlichen Pilgerreise von fast 100 Jahren, den Gipfel seines Lebens. Sohn Peter Zanon Notburga und Andreas mit Maria, Andrea, Martin und Peter im April 2016.

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