GZ_Leisach_2021_06

12 Als viertes von sechs Kin- dern wurde ich am 31. Juli 1921 geboren. Meine Ge- burtsstunde fiel auf einen frühen Sonntagnachmittag, so erzählte es mir meine Mutter. Nicht das Kranken- haus, sondern das Eltern- haus, das „alte Müllerhaus“ war meine Geburtsstätte. Große Freude über die Ge- burt eines gesunden Buben war allerseits im Haus. Aber auch eine leise Sorge war da: „Hoffentlich bleibt er gesund.“ Um die Sorge zu begründen, muss ich leider berichten, dass ein Bruder, der zwei Jahre vor mir, also im Jahre 1919 zur Welt kam, durch eine tücki- sche Krankheit nach einem halben Jahr seine Angehörigen wieder verlassen hat. Er war auf den Namen „Johann“ getauft. Eine gute Pflege und glückliche Umstände ge- währten mir eine gesunde Entwicklung und gesegnete Kinderjahre. Ich konnte nach erfolgreichen Jahren von 1927 bis 1934 die vierklassige Volksschule in Leisach abschließen. Meine Schulnach- richten erlaubten mir auch weitere schulische Veränderungen – sie blieben der Umstände wegen allerdings nur fromme Wünsche. Seppl, Berta, Friedl und Maria waren die weiteren Kinder meiner Eltern Kaspar Zanon, geboren 1868, und Anna Zanon (geb. Taber- nig), geboren 1885. Der Geburtsort und zugleich die Heimat mei- nes Vaters war bis zum Ende seiner Schulzeit der Ort „Rabbi“, ein kleines Gebirgsdorf in „Welsch-Tirol“ (Südtirol). Die Mutter war in Gwabl (Ainet-Osttirol) geboren und auch dort beheimatet. Beide Eltern verbrachten nach den damaligen Ver- hältnissen ein bescheidenes (ärmliches) Leben. Unsere Mutter war die zweite Frau unseres Vaters, der als Witwer nach dem Tod seiner ersten Frau Fortunata genötigt war, wieder zu heiraten, waren doch sechs noch unmündige Kinder mutterlos geworden und ihr Vater beruflich meist auswärts tätig. Unsere Halbgeschwister waren: Theresia, geb.1899, Mathias (1900), Laura (1902), Barbara (Wetti) (1906), Kaspar 1908 und Fortunata (1910). Unser Vater kam, nachdem er sich mit seiner Frau Fortunata (die auch aus seiner Heimat stammte) vermählt hatte, 1898 nach Lienz, wurde dort wohnhaft und war bei der Firma Dapra Holzhandel tätig. Als im Jahr 1909 die Fa. Dapra den Müllerhof (Landwirtschaft) in Leisach kaufte, zog die mittlerweile sechs- köpfige Familie hierher nach Leisach und bewohnte Haus und Hof Nr. 4, den vulgo Müllerhof. Die ehemaligen Besitzer dieses Hofes, zwei alte Frauen, waren ausgezogen und so stand das Haus leer. Es sollte aber für uns das Elternhaus sein und bleiben, bis es im Jahr 1935 im Zuge des Straßenausbaus abge- tragen wurde. Unsere Halbgeschwister waren bis 1935 schon ausgezogen und hatten zum Teil auch schon eigene Fa- milien gegründet. Bedingt durch den Abbruch unseres Wohnhau- ses mussten wir vorübergehend als Notquartier in die Dapra- Säge umziehen. Als Ablöse und als Entgegenkommen seitens der Fa. Dapra, die ja Eigen- tümer des Müllerhofes war, erhielt unser Vater das soge- nannte „Leitl“, ein Grundstück von ca. 1.000 m 2 , um dort ein Eigenheim zu errichten. Mit gro- NACHRUF ANDREAS ZANON – EHRENZEICHENTRÄGER DER GEMEINDE UND EHRENKAPELLMEISTER DER HAUGER-MUSIKKAPELLE LEISACH Der Müllerhof in Leisach.

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