GZ_Assling_2021_07

Seite 19 06/2021 Wir alle sind es gewohnt, unseren Körper zu trainieren. Auf die Idee, dass wir unseren Charakter trainieren müssen, kommen wir nicht. Was umso erstaunlicher ist, als dieser Planet Erde gemäß praktisch aller spiritueller Tradi- tionen und etwa der philosophi- schen Konzepte von Rudolf Steiner, Friedrich Nietzsche oder Immanuel Kant und anderen, die ja nicht von ungefähr kommen, ein „Charakter-Trainings-Planet“ ist. Wir kommen hierher, um uns weiterzuentwickeln, unseren Charakter zu trainieren, und später in verbesserter Form in etwas Neuem aufzugehen. Unseren Charakter zu trainieren, bringt uns demnach nicht nur unmittelbar Vorteile hier auf der Erde, sondern möglicher- weise sogar in einem transzendenten Weiterleben. Das Trai- ning unseres Charakters ist nicht nur möglich, es ist der tiefste Sinn unseres Lebens. Wie trainiert man seinen Charakter? Es geht zum Beispiel um Impulskontrolle. Sie lässt sich zum einen durch Selbstbeobachtung trainieren: In welchen Situa- tionen verliere ich die Kontrolle? Was kündigt den Verlust meiner Selbstkontrolle an? Ein heißer Kopf? Zitternde Hände? Dann sind wir gewarnt. Außerdem helfen Sport, Entspan- nungsübungen, Meditation oder Autogenes Training, die Rei- nigung unseres Geistes durch das Ansprechen von Dingen, die wir uns vorwerfen, die uns belasten, gegenüber Vertrauensper- sonen, regelmäßiger Aufenthalt in der Natur, oder auch den Worten Jesus zu lauschen. Wir können uns einer täglichen Qualitätskontrolle unterwer- fen. Man nennt das Gewissenserforschung. Einen perfekten Tag gibt es wahrscheinlich nicht, aber es gibt immer einen neuen Tag, an dem wir es besser machen können. Es gibt dazu eine alte biblische Weisheit: Ein Gerechter fällt siebenmal und steht wieder auf, aber die Gottlosen versinken im Unglück. Ganz einfach ist es nicht, Impulse kontrollieren zu lernen. Es ist in etwa so schwierig, wie mit dem Rauchen aufzuhören. Welche unmittelbaren körperlichen und psychischen Vortei- le bringt es uns, wenn wir uns darin üben, gute Menschen zu sein? Der Spiegel der Stresshormone zum Beispiel ist bei guten Menschen niedriger, was Entzündungsreaktionen und Fol- geerkrankungen wie Krebs hemmt oder reduziert. Gutes Ver- halten wirkt sich positiv auf unser gesamtes endokrines System, also auf unseren Hormonhaushalt, aus und beugt gegen sogenannte Zivilisationskrankheiten wie Herz-Kreis- lauferkrankungen vor und hilft bei ihrer Heilung. Außerdem erhöht es die Lebenserwartung. Ebenso führt gutes Verhalten zur Ausschüttung von Dopamin. Dieses Hormon bewirkt unter anderem, dass wir besser schlafen und dadurch mehr Kraft haben und zufriedener, ausgeglichener und besser geschützt vor Angstzuständen und Depressionen sind. Wenn wir uns dazu entscheiden, gute Menschen zu sein, ver- ändern wir damit kraft unseres Willens unseren Körper. Wenn wir zum Beispiel auf aggressives Verhalten verzichten, haben wir im Blut weniger Adrenalin und Noradrenalin, die beide unserem Gefäßsystem schaden und unser Testosteronspiegel sinkt. Wir verändern durch gutes Verhalten darüber hinaus auch unser Erbgut über epigenetische Mechanismen und kön- nen das auch weitervererben. Warum ist es wichtig „gut“ zu denken? Ganz nach dem Sprichwort, dass unsere Gedanken Worte und unsere Worte Taten werden, sollten wir uns schon in Gedan- ken darauf konzentrieren, mit anderen Menschen gut umzuge- hen.Das bedeutet respektvoll und wertschätzend an sie und über sie zu denken, statt zum Beispiel wütend, rachsüchtig und neidisch. Wir sollten ihnen nichts Böses wünschen, sondern wenn, dann höchstens Gerechtigkeit. In weiterer Folge sollten wir auch nicht schlecht über andere sprechen und nicht über andere urteilen. Auch das erfordert Selbstkontrolle, zahlt sich aber aus und verändert unser Leben hin zu allumfassender Gesundheit. Wer beurteilt, was gut und was schlecht ist? Letztendlich beurteilen wir das alle selbst, und zwar über unser Gewissen. Interessant dabei ist, dass wir über unser Gewissen miteinander verbunden sind, auch über die Genera- tionen hinweg. Immer mehr Forschungsergebnisse lassen das vermuten. Das heißt, dass es so etwas wie ein kollektives Gewissen gibt, dessen Stimme wir alle in uns hören können, wenn wir es wollen. Wir können dieses kollektive Gewissen unterdrücken oder ignorieren, doch es ist trotzdem immer da, als eine Art Manifestation des Guten auf der Welt. Eigentlich ist das alles nichts Neues, schon vor 2000 Jahren hat ein Mann namens Jesus das gelehrt. Dazu ein kurzes Bei- spiel: Die Feldrede nach der Bergpredigt In der Feldrede, einem Teil des Lukasevangeliums, in dem Jesus seine Lehre verkündet, klingt die Botschaft so. Euch, die ihr mir zuhört, sage ich: Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch misshandeln. Dem, der dich auf die eine Wange schlägt, halt auch die andere hin, und der, der dir den Mantel wegnimmt, lass auch das Hemd. Gib jedem, der dich Lässt sich das Gutsein trainieren wie ein Muskel? Die Seite für die Gesundheit mit Doktor Adelbert Bachlechner Fortsetzung: nächste Seite

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