GZ_Assling_2021_07

Grün am Flachdach Interessierte konnten sich imZuge einer Begehung des Daches des Elektrowerkes Assling am 25.6.2021 von Matthias Karadar (Tiro- ler Bildungsforum) und Harald Stocker (EWA) über die Vorzüge begrünter Flachdächer informieren. Etwas höheren Errichtungsko- sten stehen deutlich messbaren Einsparungen beim Energieauf- wand, bzw. bei den Kosten für Heizung im Winter und Kühlung im Sommer gegenüber, die auf die Dämmwirkung des aufge- brachten Substrates, bzw. die Verdunstung des im Substrat gespei- cherten Wassers zurückzuführen sind. Die Reduktion starker Temperaturschwankungen im Tages- und im Jahresverlauf führt überdies zu einer längeren Lebensdauer der Dachkonstruktion. Voraussetzung hierfür sind fachkundig berechnete Statik, sorgfäl- tige Ausführung der Schwarzdeckung und die richtige Wahl von Art undMächtigkeit des Substrates (Bimsstein, Lavagranulat; > 15 cm). Das Substrat hilft aber auch bei Starkniederschlägen den Wasserabfluss zu verzögern und damit Kanalisation & Vorfluter zu entlasten. Wenn dann noch dem Standort angepasste, heimi- sche Wildpflanzen gesät und die Fläche fachkundig gepflegt wird, ist das Dach – weit oben und daher selten wahrgenommen – ein Schlaraffenland für Feinschmecker in der Insektenwelt. Asslinger Versuchsflächen im Straßenbegleitgrün Wir erleben es zu dieser Jahreszeit im Straßenverkehr nun mit Regelmäßigkeit. Mit Rasenmähern, Motorsensen und Mulchbal- ken auf Teleskoparmen muss das Straßenbegleitgrün kurzgehalten werden, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Das verur- sacht landesweit hohe Maschinen- und Personalkosten, sowie einen beachtlichen Energieverbrauch. Der zurückgelassene Mulch führt auch zu Humus- und Nährstoffanreicherung im Boden, was zu immer wüchsigeren Beständen am Straßenrand führt. Die fall- weise notwendige Entsorgung von großen Mengen an Mäh- oder Mulchgut verursacht überdies hohe Kosten. Gemäht/gemulcht wird meist, bevor die Pflanzen am Straßenrand einen Beitrag zur Erhaltung der Insektenvielfalt leisten können. Die e5-Gemeinde Assling hat mit BioColAlp unter fachlicher Beratung von Exper- ten drei Versuchsflächen angelegt, um einen anderen Weg zu erproben. Die Flächen wurden im Jahr 2019 radikal abgemagert (Humus beseitigt, Schotter aufgetragen). Es wurden den Standor- ten angepasste spezifisch ausgewählte Pflanzenarten gesät/gepflanzt, sowie zu dominante Arten (Weißklee, Goldrute, Berufskraut) entfernt. Eine Begehung mit Matthias Karadar am 25.6.2021 zeigte: Die Flächen haben sich trotz widriger Bedingun- gen sehr erfreulich entwickelt. Es wird spät und nur einmal gemäht, es fällt nur wenig Mähgut an, das aussamen und kosten- günstig entfernt werden kann. BeimVorbeifahren kaum zu bemer- ken, haben sich auf den Flächen außerdem Feinschmecker aus der Insektenwelt angesiedelt. Insektenvielfalt mit dauerhaftenBlühstreifen imGarten fördern Im Handel werden zunehmend Saatgutsäckchen mit Blumenmi- schungen für Blühstreifen angeboten, die GärtnerInnen dabei unterstützen sollen, anstelle von Rasen in Gärten die Vielfalt zu fördern. Ob das in dieser Form gelingen kann, wurde am 25.6.2021 bei einem Vortrag im Gemeindezentrum Assling von Matthias Karadar ausführlich und kompetent erörtert. Und nein! So gelingt es nicht. Handelsübliche Saatgutmischungen enthalten meist einen hohen Anteil an stark wüchsigen Gräsern, sowie exo- tischen und einjährigen Sommerblumen. Dieses Saatgut einfach in den Rasen oder in Beete einzusäen führt höchstens zu kurzer ein- jähriger Freude. Ideal wäre, an Gartenstandorten, an denen sich der Rasen nicht gut entwickelt, weder zu düngen noch „Unkraut“ zu bekämpfen, sondern die aufkommende Wildpflanzenvegetation zu fördern. Dauerhafte Blühstreifen anzulegen braucht hingegen Vorberei- tung. Rasensoden müssen ausgestochen und entfernt, durch unkrautfreien Grünkompost oder Schotter ersetzt, dann standort- gemäße heimische Pflanzenarten eingesät bzw. gepflanzt und die Flächen gepflegt werden. Es sollte nur Saatgut verwendet werden, das die verwendeten Arten botanisch exakt auflistet. Eine kompe- tente Quelle für Saatgut ist das Rewisa Netzwerk (http://www.rewisa.at) . Das Projekt „Natur im Garten“ bietet zum Thema Informationsmaterial unter https://www.natur- imgarten.tirol/ an. Die Mitglieder des OGV Assling, die sich mit dem Thema beschäftigen, beraten gerne! So angelegte Blühstrei- fen sind weniger für den Allesfresser Honigbiene, sondern insbe- sondere für die Förderung der Feinschmecker in der Insektenwelt (Wildbienen, Hummeln, Schmetterlinge) von unverzichtbarer Bedeutung. Text & Fotos: B. Vogl-Lukasser & C.R. Vogl Seite 10 06/2021 Projekt in Zusammenarbeit von: Bücherei Assling, Agenda 21, BOKU, und Obst und Gartenbauverein Assling „e5-Gemeinde“ Assling setzt weiter auf Nachhaltigkeit Interreg-Projekt „BioColAlp - Vielfalt erhalten und fördern“ Erfahrungsaustausch am begrünten Flachdach des EWA Straßenbegleitgrün beim Schwimmbad

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