GZ_Tristach_2021_06

12 Auf den Spuren der Geschichte Juni 2021 Auf den Spuren der Geschichte F rau Erika Pätzold, die sich in bewundernswerter Weise um den Kosakenfriedhof kümmert, hatte im Oktober 2019 eine beeindruckende Begegnung, von der sie Monate später noch mit Rührung berichtet. Eine Dame, unschwer als Italienerin zu erkennen, aber gutes Deutsch spre- chend, hatte sie angerufen. Sie sei in Irschen und werde am nächsten Tag am Kosakenfriedhof vorbeikommen und bit- te um Informationen über die Kosaken und um Besichtigung der Kapelle. Sie werde sich am nächsten Tag telefonisch melden, wenn sie angekommen sei. Frau Pätzold wunderte sich zwar, war- um sie sich auf keine fixe Zeit einigen konnten, beließ es aber dabei. Zu Mittag am nächsten Tag kam der Anruf und Frau Pätzold radelte zum Treffen. Sie war freudig erstaunt, als sie ein Pferd beim Friedhof grasen sah und eine Dame, die auf der Bank sitzend in einem Buch las. Die tierliebende Frau Pätzold - sie bringt zwei heimattreuen, aber durch den Tod ihres Besitzers her- renlos gewordenen Tristacher Katzen täglich „Essen auf Rädern“ - begrüßte zuerst das Pferd, dann die Frau. Diese erzählte: Sie hat sich im Juni 2018 eine Auszeit genommen, um sich einen Jugendtraum zu erfüllen. Da war Corona noch ein Fremdwort. Sie flog Anfang Juni von Turin in die Mongolei und kaufte dort zwei Pferde, sattelte das zum Leben Notwendige und be- gann, Europa von Ost nach West zu durchqueren. 9.500 km legte sie in 17 Monaten auf dem Rücken der Pferde zurück. Ihre abenteuerliche Reise führte sie von der Mongolei, durch Russland, Litauen, Polen, die Slowakei und Öster- reich zurück nach Italien. Dabei über- nachtete sie überwiegend unter einer 3 mal 3 Meter großen Plane im Freien bei ihren Pferden. Sie ritt durch Eis und Schnee, durch blühende Fluren, bei mil- dem Frühlingswetter und bei sengender Hitze und war so am 20. Oktober 2019 in der Peggetz gelandet. Das zweite, das schwächere Pferd musste sie in Polen zurücklassen (es wurde ihr aber später noch vor Turin wieder nachgeliefert). Als echte Hindernisse auf dem Weg bezeichnete sie die Grenzübertrit- te. Manchmal musste sie mehrere Tage warten, bis alle Papiere geprüft und alle Genehmigungen eingeholt waren. Die Dame heißt Paola Giacomi- ni und ist 1979 in Turin geboren. Sie studierte Agrarwissenschaft und -tech- nik und arbeitet in einem Naturpark in Turin. Sie organisierte auch Reisen per Pferd durch die italienischen und fran- zösischen Alpen. Über die Rückkehr des Wolfes in den Alpen hat sie ein Buch geschrieben: „Sentieri da Lupi-Wege der Wölfe.“ Auch über ihre Wallfahrt mit dem Pferd nach Santiago di Composte- la gibt es ein Buch: „Campo di Stella- Land der Sterne.“ Über die vielfältigen Wege, die sie aus der Mongolei nach Turin führten und wobei sie auch nach Tristach kam, wird ein Buch erscheinen. Burgl Kofler V.l.: Erika Pätzold und Paola Giacomini aus Turin (25.10.2019)

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