GZ_Tristach_2021_06

Juni 2021 Wanderer und Bergsteiger - Christl Kreuzer 11 Wir hatten Glück mit dem Wetter. Einmal hat es geregnet und einmal in der Nacht geschneit. Das Essen war hervorragend, die Zelte okay. Der Berg ist auffallend sauber. Jeder muss seinen Müll selber mitnehmen. Ein Problem sind die Toiletten. Zwischen den einzel- nen Lagern sollte man möglichst keine Notdurft verspüren. Ich habe den Kilimandscharo was- serarm erlebt. Für jeden Teilnehmer gab es am Morgen ein Schüsselchen Wasser für Körperpflege und Zähneputzen, die tägliche Trinkwasserration wurde in Fla- schen mitgetragen und verteilt. Im Aufstieg gilt es, seine Grenzen auszuloten und sich nicht zu überfordern. Und dann, am 7. Tag um Mitter- nacht, Aufbruch zum Gipfel. 1.300 Höhenmeter liegen in dieser eiskalten, endlos scheinenden Nacht vor uns. Wie eine Reihe von Glühwürmchen an einer Schnur, andere Teams sind zur gleichen Zeit aufgebrochen, ziehen wir berg- wärts. Tief vermummt bei minus 20 Grad und Wind gilt es, auf jeden Schritt und den Atem zu achten. Ich bin ganz auf mich und den Berg konzentriert und achte auf das von Anfang an vom Berg- führer mantraartig vorgetragene „Bole, Bole“ - langsam, langsam. Und dann, um 6 Uhr beim Son- nenaufgang bin ich geschafft, glück- lich, glänzend gelaunt am Gipfel, den Gilmans Point. Mein Blick geht über diese endlose Welt, man kann die Erd- krümmung ausmachen, und ich bin mir demütig meiner eigenen Endlichkeit be- wusst. Nach zwei Stunden Rast am Gipfel beginnt der Abstieg. Wie schwerelos nach dem anstrengenden Aufstieg geht es über Abkürzungen und Geröllhalden abfahrend erst auf 4.900 m und dann nach einer kurzen Pause zumNachtlager Mewanga auf 3.100 m. Am nächsten Tag steigen wir zum Ausgangspunkt ab.“ Übrigens, Radfahren ist am Kiliman- dscharo ganz verboten. Christls Erkenntnisse: Bergsteigen heißt, Last abwerfen, loslassen, ent- schleunigen, Gedanken fließen lassen und mit klarem Kopf und neuer Kraft nach Hause zurückkehren. Gerne möchte ich auch noch ihr Lieblingsgedicht an alle Wanderer und Bergsteiger weiterleiten (und an alle, die es noch werden wollen). Burgl Kofler Menschen, die die Berge lieben, sind aus tiefster Seele frei. Sie entschweben leicht dem Alltagseinerlei. Menschen, die die Berge lieben, widerspiegeln Sonnenlicht. Die anderen, die im Tal geblieben, verstehen ihre Sprache nicht. Stefan Schröder

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