GZ_Thurn_2021_04

Seite 52 A LLGEMEIN In Erinnerung an unsere Verstorbenen Josef Außerlechner † 11.12.2020 Josef Außerlechner war Träger des Verdienstkreuzes in Gold und Silber des Landes Tirol und seit Jahren der älteste Thurner. Er wurde am 24. April 1922 in Kartitsch als jüngstes von neun Kindern geboren. Seine Kindheit und Jugend waren entbehrungsreich, aber trotzdem glücklich. Ab dem 12. Lebensjahr war er für meh- rere Jahre Kartitscher Ziegenhirte und für bis zu 140 Ziegen verantwortlich. DieArbeit war verantwortungsvoll, aber auch gut bezahlt. Er verdiente in einer Saison mehr als ein Bauernknecht in einem ganzen Jahr. So konnte er auch seiner Mutter eine notwendige Magen- operation finanzieren, für die der Fami- lie sonst das Geld gefehlt hätte. Mit 19 Jahren musste Josef Außerlech- ner einrücken und war dann vier Jahre lang in Russland. Er erlebte dort Hun- ger und die Grauen des Krieges. Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches geriet er im Jahr 1945 in der CSSR in russische Gefangenschaft. Er konnte fliehen und durchquerte Öster- reich auf abenteuerlichen und gefähr- lichen Schleichwegen. Am 1. Juli 1945 erreichte er schließlich den Hof seiner Eltern in Kartitsch. Bis sein ältester Bruder Hans aus der Gefangenschaft nach Hause kam, arbeitete Josef auf dem elterlichen Hof. Dann kam der Winter 1951/52 mit sei- nen riesigen Schneemassen. Der Weg nach Obertilliach musste geräumt werden. Räumfahrzeuge gab es da- mals noch nicht und so musste die Ar- beit händisch in drei Stufen bewältigt werden. Die Arbeiter auf der obersten Stufe hängten ihre Jacken auf die Te- lefonmasten. Diese Schwerarbeit brachte die jun- gen Männer, die nicht Hoferben wa- ren, zum Nachdenken. Sie sahen für sich im Heimatdorf keine Zukunft und, obwohl der Staatsdienst damals sehr schlecht bezahlt wurde, meldeten sich etliche zur Gendarmerie. Unter ihnen war auch Josef Außerlechner. Er absolvierte die entsprechende Aus- bildung in Volders und arbeitete meh- rere Jahre als Gendarm in Rattenberg. Dann wurde er Postenkommandant in Strass am Eingang des Zillertales. Im Herbst 1968 wurde er nach Lienz ver- setzt und arbeitete dort bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1987. In Nordtirol lernte er auch seine eben- falls aus Osttirol stammende Frau So- fia Waldner kennen. Die beiden heira- teten 1959. In den folgenden Jahren wurden die Töchter Kornelia und Maria geboren. 1967 starb Sofia nach glück- lichen Ehejahren bei der Geburt des dritten Kindes. Auch das Kind starb. Bereits 1965 war in Thurn, dem Hei- matort seiner Frau, mit dem Bau eines Eigenheimes begonnen worden. Es folgte eine schwierige Zeit mit zwei kleinen Kindern und einem halbferti- gen Haus. Schwägerin Magdalena half schließlich weiter und übernahm die Familie ihrer verstorbenen Schwester. Josef und Magdalena heirateten 1968. 1971 wurde Sohn Michael geboren. Josef Außerlechner schätzte Bildung immer sehr und ermöglichte jedem sei- ner drei Kinder ein Studium und damit einen guten Start ins Leben. Er war ein guter und vorbildlicher Vater, der seine Familie, seinen Garten, die Natur und die Berge liebte. Mit 91 Jahren erlitt er einen Schlag- anfall, von dem er sich aber wieder gut erholte. Bei einem Sturz einige Zeit später erlitt er eine schwere Be- ckenverletzung und war in der Folge auf eine Gehhilfe und Betreuung an- gewiesen. Ein Schenkelhalsbruch im Jahre 2017 brachte weitere Einschrän- kungen. Trotz allmählicher Verschlech- terung seines Allgemeinzustandes war ein Verbleib in der gewohnten Umge- bung jedoch bis wenige Tage vor sei- nem Tod möglich. Am Abend des 11. Dezember 2020 verstarb Josef Außerlechner im Bei- sein seiner Tochter Maria im Bezirks- krankenhaus Lienz. Wir, seine Familie, sind dankbar für die schöne, gemeinsame Zeit und die Er- innerungen, die uns geblieben sind. Gott möge unseren Vater für all das Gute, das er im Leben bewirkt hat, be- lohnen und ihm Frieden und Freude schenken. Kornelia Außerlechner Josef Außerlechner bei einer der vielen Wanderungen mit seiner Frau Magda- lena - hier auf der Rottmann Alm.

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