GZ_Gaimberg_2021_05

61 Die Sonnseiten Nummer 60 - August 2018 6 Nachrufe 8 Mai 2021 Die Verabschiedung und Beisetzung von Frau Julia Quendler fand den Vorgaben gemäß im engen Familien- kreis Anfang Jänner 2021 in Lienz statt. Ein kurzer Einblick in das Le- ben der lieben Verstorbenen sei dennoch gewährt, war sie ja vor allem ihren älteren Gaimberger Nachbarn ein Begriff. Durch ihre Leutse - ligkeit kehrte man gerne ein und folgte aufmerksam ihren spannenden Geschichten über ihr erfülltes Dasein. Julia wurde am 10.8.1928 als erste Tochter der Eheleute Florian und Anna Winkler in Steinfeld im Drautal geboren. Sie wuchs dort während des 2. Weltkrieges auf. 1944 kam ihre Schwester Annelie zur Welt und nach Kriegsende er- folgte der Umzug der Familie nach Lienz. In der Beda-We- ber-Gasse fand man ein neues Zuhause. Julia begann eine Lehre als Verkäuferin bei der Fa. Papier Geiger. Ihr Chef Walter Geiger hielt große Stücke auf sie, das beson- dere Talent zum Dekorieren war sehr gefragt. Nach der Berufsschule und erfolgreich abgelegtem Lehrabschluss ar- beitete sie dort sehr gerne und mit großer Leidenschaft. Hier lernte sie dann auch Sieg- fried Quendler kennen. Julia und Siegfried heirateten und begannen mit Julias Eltern Florian und Anna in der Wart- schensiedlung in Gaimberg zwei Häuser zu bauen. 1964 kam dann Sohn Udo Quendler zur Welt. Julia ging seitdem in ihren Hausfrauenpflichten auf. Ihre große Freude waren ihre Blumen, vor allem liebte sie die Beschäftigung mit den Rosen und die Pflege des Ge - müsegartens. Freude bereite- te Frau Julia Quendler auch der gute Kontakt zu mehreren Osttiroler Ärzten, mit einigen verband sie eine herzliche Freundschaft. Sie war eine gern gesehene Patientin, öf- ters zu Scherzen aufgelegt, immer zu herzhaftem Lachen bereit. „Tante Jetti“ war es auch, die ihren Neffen Josef zum Studium der Medizin in - spirierte. Mit Josef pflegte sie einen netten, respektvollen Umgang - das gemeinsame „einfach einmal gut essen ge- hen“ beim „Fischwirt“ blei- ben in Erinnerung. 1997, mit dem plötzlichen Tod von Siegfried, begann eine schwere Zeit, die für Ju- lia nach fünf Jahren durch die Bekanntschaft mit Adi Pfeif- hofer endete. Adi widerfuhr ein ähnliches Schicksal, auch er hatte seine Frau früh ver- loren. Die beiden verbrachten wunderschöne Jahre zusam- men, genossen das Leben und reisten viel. Sie ließen es sich einfach gut gehen. Le- gendär sind die „Bundschuh- Taxifahrten“ in das „City- Cafe“, wo man Bekannte und Freunde zum gemeinsamen Gedankenaustausch traf. Im- mer wieder betonte Julia, dass sie nur einen Mann - nämlich ihren Siegfried - hat, Adi aber für sie der beste Freund, ja ein Seelenverwandter sei. Dieser zweite Lebensab- schnitt ging für Julia jäh zu Ende, als Adi im Mai 2019 verstarb. Julia versuchte sich mit ihren Freunden und Be- kannten etwas abzulenken, aber daheim bei „Jetti“ - wie sie sich selbst nannte - blieb ein Stuhl leer. Vor etwa einem Jahr verletzte sie sich bei einem Sturz, der mit Folgen verbunden war und sie zur Übersiedlung in das Wohn- und Pflegeheim Lienz bewog. Die Zeit war schon durch das Corona- Virus geprägt, sie lebte sich aber bestens in die Wohnge- meinschaft ein und „Julie“ - wie sie vom Pflegepersonal liebevoll gerufen wurde - be- gann wieder aufzublühen. Immer in Gesellschaft liebte sie das Reden und Erzählen, hatte Spaß und lachte viel und gerne. Ein Sturz am Christtag 2020 war dann leider der Anfang vom Ende. Nach einem Ober- schenkelhalsbruch und einer vierstündigen Operation en- dete ihr Leben. Der Herrgott hat sie am „Sonntag der Hl. Familie“, dem 27.12.2020, zu sich gerufen. „Jetti, ruhe in Frieden!“ „Es weht der Wind ein Blatt von Baum, von vielen Blättern eines... Julia Quendler † 27.12.2020 Buchtipp: Michel Aupetit Der Tod Meditationen über einen Lebensweg Michel Aupetit, der Erzbi - schof von Paris, blickt dem Tod ruhig ins Auge. Die Pandemie, die wir durch- leben, hat ein Gefühl der Angst vor dem Tod ausge- löst. Es scheint, als ob wir seine Existenz völlig ver- gessen hätten. Bereits seit vielen Jahrzehnten wird der Tod verschleiert und igno- riert. Der alles beherrschen- de, allmächtige Mensch würde ihn am liebsten ganz zum Verschwinden bringen. Der Autor bietet mit seinen Reflexionen jedoch die Ge - legenheit, den Tod als die Verlängerung des Lebens, des wahren Lebens, des Le- bens über den Tod hinaus, zu betrachten. Unser ganzes Leben ist eine Vorbereitung auf diesen Übergang, der keine Sackgasse ist! Die- se Betrachtungen sind eine Botschaft der Hoffnung.

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