GZ_Gaimberg_2021_05

45 Die Sonnseiten Nummer 60 - August 2018 4 Chronik 8 Mai 2021 Vor 130 Jahren In den „Innsbrucker Nach- richten“ vom 16. Februar 1891 lesen wir sehr detail- reich vom Tode eines Gaim- berger Bauern. „Der Bauer Peter Walder, Besitzer des Pecham-Anwe- sens in der Gemeinde Gaim- berg bei Lienz, fuhr am 27. v. Mts. (also am 27. Jänner) mit seinen Knechten ins Debant- thal zur Holzarbeit. Dort soll derselbe in einem Bauern- hause derart dem Branntwei- ne zugesetzt haben, dass er berauscht wurde und den Weg nach Hause nicht mehr fand. Er kam glücklich vom Berg bis ans Land herab und woll- te kaum mehr als eine viertel Stunde von seinem Hofe ei- nen kürzeren Weg dahin ein- schlagen, verlor dabei den Weg und kroch so beinahe die ganze Nacht in dem noch an vielen Orten Meter tiefen Schnee herum, bis er endlich in der Dunkelheit seine eige- ne Heuschupfe erreichte und dort verblieb. Am Morgen schleppte sich Walder mit erfrorenen Händen und Fü- ßen noch allein nach Hause. Seine Füße waren derart an - geschwollen, dass man, um die Stiefel herunterzubringen, letztere aufschneiden mußte. Am 9. ds. (9. Feber) ist Wal- der unter großen Schmerzen gestorben. Am 23. August v. Js. (1890) ist dem Genannten sein großer, schöner Hof voll - ständig abgebrannt.“ Mein Urgroßvater Peter Wal - der hinterließ vier Kinder: Anna, Johann, Maria und Aloisia. Anna heiratete 1922 den damaligen Gaimberger Bürgermeister Josef Hinter- steiner, Johann (geb. 1886) wurde nach dem Tode des Vaters Peter bereits mit fünf Jahren Besitzer des Peheim- hofes und verehelichte sich mit Helene, geb. Mayerl vlg. Blasl aus Dölsach. Maria hei - ratete den Außerhanslerbauer Johann Leiter in Thurn und Aloisia wurde als Ehefrau des Peter Idl die Rohracherbäue- rin in Gaimberg. Bearbeitung: Elisabeth Klaunzer Das Bild dürfte um 1905 entstanden sein; es zeigt Aloisia verw. Walder mit Ehegatten Johann Schneeberger und den beiden eigenen Kindern Josef (bekannt als der „Freimann Seppl“ vlg. Ofetta, geb.1897) und dem Gitschele Josefa (ver- ehel. Mair; bekannt als „Fasching / Kollnig Sefe geb.1899; links und rechts der Mutter Aloisia). Vor 100 Jahren Die Winter des ausgehenden zweiten Jahrzehnts des vorigen Jahrhunderts (nach dem 1. Weltkrieg) galten europaweit als „Hungerwinter“. Wohl bedingt durch die generelle Nahrungs- mittelknappheit, daraus resultierender Kräftemangel und das Fehlen von Heizmaterial verbreitete sich die „Spanische Grip- pe“, besonders in dichter besiedelten Gegenden Europas, ra- sant. Mit Brennmaterial waren wir damals wie heute reich geseg - net. Es ging um das „zur-Verfügung-stellen für öffentlich Wirkende“, für das die Bauern (Waldbesitzer) anteilsmäßig zu sorgen hatten. Dazu ein Dokument des damaligen Gemein- devorstehers Josef Hintersteiner vom 7. Dezember 1920, die „Holzstell-Liste für Widum …somit ergibt sich eine Menge von 38m3 88cm3, das die angeführten Parteien in einem Jahr zu stellen haben.“ Ältere Generationen erzählten auch von „Wettkämpfen“ beim Sägeziehen, wer als erster den größeren Haufen an „Priegeln“ vorweisen konnte erhielt gar nicht selten auch ein „Kreuzerle“. Besonders Pf. Johann Burger sei da gar nicht knauserig ge- wesen, wie die „Freimann Ann“ (*1900) öfters erwähnte. Bei der Rosina Feichter (Köchin bei Pf. Josef Koller) wurde am meisten das großzügigst geschmierte Brot mit frisch gerührter Butter geschätzt. Offensichtlich bevorzugten die geistlichen Herren eine gutbeheizte Stube und die warme Küche rund um die Uhr und ließen sich das auch „was kosten“!

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