GZ_Assling_2021_04

bauwerke sowie zwei beidufrig verlaufende Leitwerke auf Höhe der Einmündung des Vergeinbaches. Diese sind allesamt sanierungsbedürftig. Die bestehenden Leitwerke, welche in Grobsteinschlichtung errichtet wurden, werden abgerissen und mittels Grobsteinschlichtung in Beton nach dem Stand der Technik neu errichtet. An den Querbauwerken wird – nach- dem die Sperren vom vorhandenen Bewuchs (Laubgehölz, Moospolster) befreit werden – das lose und nicht funktions- tüchtige Fugenmaterial vom restlichen Mauerwerk gelöst und mittels Nassspritzverfahren saniert. Um zukünftig die Dauer- haftigkeit und Standsicherheit der zahlreichen Bauwerke am Kristeinbach sicherzustellen, werden an 57 dieser Bauwerke lokale Ausbesserungsarbeiten durchgeführt. Dabei werden die Abflussbereiche von Laubholz freigeschnitten, desolate Berei- che an den Konsolidierungssperren bei Bedarf durch Ausfu- gung der Kronen und des Mauerwerkes repariert und somit wieder in Stand und Funktionalität gesetzt. Der Schwerpunkt des Sanierungsprojektes liegt jedoch am Unterlauf des Ver- geinbaches. Hier befinden sich mittlerweile besonders die unteren 13 Konsolidierungssperren in einem sehr schlechten Erhaltungszustand. Die beiden Konsolidierungssperren in der folgenden Abbildung veranschaulichen repräsentativ den desolaten Bauwerkszustand des unteren Sperrenstaffelungsab- schnittes am Vergeinbach. Das Mauerwerk der Sperren weist starke flächige Durchfeuch- tungen und Durchströmungen in größerem Ausmaß auf, was zu einer Verminderung der Standfestigkeit des gesamten Sper- renkörpers führt. Durchfeuchtungen treten infolge von drük- kendem Hang- und/oder Bachwasser sowie infolge von einsickernden Niederschlagswasser flächig oder als Wasser- austritte entlang von (undichten) Mörtelfugen oder Rissen auf. Der Abtrag von Fugenmörtel und Steinen wird bei Durchströ- mungen durch chemische Lösung hervorgerufen. Durch den ständigen Wassertransport werden leicht lösliche Bestandteile aus dem Mörtel und dem Stein herausgelöst und setzen sich in weiterer Folge von der Oberfläche ab. Abplatzungserschei- nungen, fehlende Stein- oder Mauerteile sind die weitere Kon- sequenz und bieten diversen Pflanzen Nährboden zum Wachstum. Die folgende Durchwurzelung der Vegetation wirkt sich zudem zusehends nachteilig auf die Bauwerke und die Verfugung des gesamten Mauerwerkes aus. Wurzeldruck und sekundäres Dickenwachstum fördern und beschleunigen die Porosität des Mauerwerkes sowie die weitere Verwitterung und den Zerfall. Dominoeffekt Im Ereignisfall bzw. auf Grund des schlechten Bauwerkszu- standes besteht am Vergeinbach die Möglichkeit eines „Domi- noeffekts“. Kommt es beispielsweise zum Verlust der inneren Standsicherheit von einer der 13 Sperren, hat dies potentiell erhebliche negative Auswirkungen auf die gesamte Sperren- staffelung, da diese in räumlicher und funktionaler Wirkungs- beziehung zueinanderstehen. Dem Zusammenwirken des ganzheitlichen Bauwerksverbandes wird im Versagensfall ein essentielles Glied in seiner Schutzfunktionskette entzogen. Aufgrund des desolaten Zustandes der Sperren und eines damit verbundenen möglichen Bauwerksversagensfalls dieser 13 Sperren kann es zu einem massiven Geschiebeeinstoß des Vergeinbaches in den Vorfluter Kristeinbach kommen. Zusätzlich ist in der Folge mit punktuellen Nacherosionen und weiteren Uferanrissen entlang des Vergeinbaches zu rechnen, da die Konsolidierungssperren die Einhänge und Gerinnesohle nicht mehr unterstützend stabilisieren. Daher wird in einem ersten Bauabschnitt am Vergeinbach der Einmündungsbereich in den Kristeinbach mit Grobsteinen gesichert, um eine kon- trollierte Einleitung zu ermöglichen. Das führt wiederum zu einer effizienten Energieumwandlung. Die Sohl- und Ufersi- cherungsmaßnahmen sollen in das neu errichtete linksufrige Leitwerk des Kristeinbaches eingebunden werden. Die unter- ste Sperre einer Staffelung fungiert als Schlüsselbauwerk. Das sind Bauwerke, deren Versagen große Auswirkungen auf das ganzheitliche Verbauungssystem oder die geschützten Berei- che haben. Um die Standsicherheit zu gewährleisten wird dem im Jahr 1959 als Schwergewichtssperre errichteten Bauwerk eine neue in Stahlbeton ausgeführte Sperre vorgebaut und mittels Stabanker mit der alten Sperre sowie dem Hinterfül- lungsrückraum verbunden. Die weiteren zu sanierenden Sper- ren wurden in den Jahren zwischen 1959 und 1962 errichtet. Insbesondere zwei Sperren (siehe Abbildung 2) sind so stark beschädigt, dass ein möglicher Murgang zur Totalzerstörung führen würde. Die Sanierungsmethode besteht – ebenso wie beim Schlüsselbauwerk – im Vorbau der bestehenden Sperren. Dabei wird jeder bestehenden Konsolidierungssperre eine Stahlbetonsperre vorgebaut, der Zwischenraum der beiden Sperren mit Material hinterfüllt und nach hinten verankert. Die Abmessungen werden den alten Sperren angepasst. Zur Sanie- rung bzw. Errichtung der neuen Sperrenstaffelung ist es außer- dem notwendig, eine 750 m lange Seilbahn mit einer Tragkraft von 4 Tonnen zu errichten. Abschließend wird am Messner- bach, der neben dem Vergeinbach die umfangreichsten Ver- bauungsmaßnahmen erfahren hat, das Lärchenholzgerinne durch ein Gerinne in Grobsteinschlichtung ersetzt. Die links- ufrigen Entwässerungen und Drainagen werden umfangreich kontrolliert und wenn nötig saniert. Darüber hinaus wird ein von der Gemeindestraße ausgehend linksufriger Betreuungs- weg zur Seilsperre errichtet. Die Kosten für das gegenständliche Projekt belaufen sich inklusive allgemeiner Bauausgaben sowie Regie und Unvorhersehbares auf 4.850.000 €. Der Finanzierungs- schlüssel für die Projektkosten ist wie folgt gegliedert: Bund 56,0 % Land Tirol 19,0 % Interessenten: Gemeinde Assling 7,0 % Gemeinde Anras 6,0 % Landesstraßenverwaltung 9,0 % ÖBB Infrastruktur AG 3,0 % Text: WLV GBL Osttirol; Bilder: WLV GBL Osttirol, Archiv Seite 8 04/2021 Fortsetzung von Seite 7: Sanierungsarbeiten der Wildbachverbauung Eine der ältesten Wildbachverbauungen: Kristeinbach oberhalb von St. Justina (um 1883 – 1890); im Hintergrund die Hofstelle „Platzer“ in Vergein

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