GZ_Assling_2021_04

Unheimliche Verwüstung und rege Verbauungstätigkeit Die Ereignischronik im Einzugsgebiet des Kristeinbaches berichtet hauptsächlich von Ereignissen aus seinen zahlrei- chen Zubringern und Seitengräben. Die verheerendsten Ereig- nisse fanden in den „Osttiroler Katastrophenjahren“ 1965 und 1966 statt. In der glazialen Schotterterrasse des Kristeinbaches entstanden ergiebige Geschiebeherde. Stellenweise wurde das Bachbett in seiner Breite vervielfacht. Das führte zur Entste- hung mächtiger Uferanrisse. Die enorme Hochwasser- und Geschiebeabfuhr entlang der ausgedehnten Schwemmkegel- strecke hinterließ durch Geschiebeablagerungen und Schad- holz eine unwahrscheinliche Verwüstung. Selbige wurde wesentlich durch eine Gerinneaufweitung sowie Auflandung des Bachbettes verursacht (siehe unten anstehende Abbildun- gen links und rechts). Dabei wurden sämtliche Leitwerke zer- stört, Wald- und Wiesenflächen verwüstet. Zehn Personen fanden den Tod, zwei Häuser und die Hälfte der Landestraße nach St. Justina wurden zerstört. Der Kristeinbach ist der Grenzbach zwischen den Gemeinden Assling und Anras. Infolge seiner starken Wasser- und Geschiebeführung und des damit verbundenen erhöhten Gefahrenpotentials ist er Gegenstand einer verhältnismäßig intensiven Verbauungstätigkeit der Wildbachverbauung. Die Verbauungsmaßnahmen im Einzugsgebiet des Kristeinbaches begannen bereits um 1880. Aus den Mitteln des Gewässerre- gulierungsfonds finanziert wurden am Schwemmkegel insge- samt rund 1.000 lfm gemauerte Leitwerke errichtet, sowie sechs Querwerke in Trockenmauerwerk und eine Abstaffelung des Vergeinbaches mittels 26 Konsolidierungssperren. In den Jahren 1926 bis 1928, 1937 und 1940/41 sowie 1951/52 wur- den Bauprogramme zur Behebung von Hochwasserschäden, örtliche Ergänzungen sowie Sicherungen mäßigen Umfanges vorgenommen. Erst mit dem Projekt 1958 wurden alljährlich systematische Verbauungen durchgeführt. In den Jahren 1959 bis 1967 wurden im Kristeinbach 17 Grundschwellen sowie 24 Sperren am Unterlauf des Vergeinbaches errichtet. Bis zur Mündung in den Kristeinbach ist der Vergeinbach mittlerwei- le durch 32 Konsolidierungssperren in Zementmörtelmauer- werk systematisch verbaut. Die gesamte Sperrenstaffelung des Vergeinbaches verläuft im Bereich einer Eisrandablagerung aus dem Spätglazial (Eiszerfallsphase), bestehend aus feinem Material wie Kies, Sand und Schluff. Im oberen EZG und im Mittellauf ist der Vergeinbach unverbaut. Sanierungsbedürftige Bauwerke Am Kristeinbach selbst befinden sich mittlerweile fünf Quer- Seite 7 04/2021 Fortsetzung nächste Seite Fortsetzung von Seite 1: Umfangreiche Sanierungsarbeiten der Wildbachverbauungen am Kristein- und Vergeinbach Hochwasserereignis 1965: oben, das um ein Vielfaches verbreiterte und aufgelandete Bachbett des Kristeinbaches; unten, ein mächtiger rechtsufriger Anbruch und mehrere Meter tiefe Sohleintiefung, zum Größenvergleich in der Bildmitte zwei Baggerraupen (Bildnachweis: alle Bilder WLV GBL Osttirol, Archiv) Sehr schlechter Bauwerkszustand der Konsolidierungssperren im Ver- geinbach im Bereich des unteren Sperrenstaffelungsabschnittes.

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