GZ_Kals_2021_03

Fodn Nr. 77 66 Menschen in Kals amGroßglockner Kalser Gemeindezeitung 67 ausgeschult und arbeitet seither daheim in Haus und Stall, wobei ihre Liebe und Leidenschaft seit jeher dem Vieh galt. Die Mutter klagte wohl öfters darü- ber, dass sie lieber im Stall als in der Küche half. (Oba da Vota hot gsog: „Jessas, sei fröh, dass oane ban Vieche ze gebrauchn isch.) Bereits als junges Mädchen nahm die strenge Großtante Paula den Sommer über mit in die Laßnitzenalm, wo sie ihr mit 7 bereits das Ausmelken bei- brachte und mit 9 schon 5 Kühe zum selber Melken überließ. Wie damals üblich wurde die gesamte Milch in der Alm verbuttert und verkäst, natürlich in mühsamer Handarbeit und mit keinerlei technischen Hilfsmitteln. Es gab nicht einmal fließend Wasser direkt bei der Hütte und auch das Plumpsklo war ein erhebliches Wegstück weiter unten. (Ma Liaba, do hosche de oft woll gemüsst schlein, oba es hot koa Tiarle gehobt, des wor vor züaha olls offe! Lei wia i noch a poar Joar wieda auchn bin, lei a sou ama, hommse schon a Tiar gehobt). Trotzdem war Paula von Herzen gern in der Alm (dazu komme ich nochmal). Es war zwar hart, täglich um 4 Uhr die Tagwache; bei Regen war man durch- nässt bis auf die Haut, denn Stall gab es noch keinen in der Laßnitzen; karge, einseitige Kost und kaum gesellschaftlichen Austausch. Nicht einmal vom sonntäglichen, echten Bohnenkaffee der Großtante bekam die junge Paula was ab. Doch Paula war kein Kind von Traurigkeit, sondern immer eher nüchtern, praktisch veranlagt und so kaufte sie von ihrem ersten eigenen Geld in Leisach einen 80 Liter Kaskessel, den sie mit dem Postauto ins Prägraten chauffieren ließ. Das war eine wahre Revolution gegen den bescheidenen 40 Liter Kessel, den sie zuvor in der Alm benutzt hatten. Mit 19 Jahren kam sie als Dirn zum Lipp in St.Johann. Ihre Aufgaben waren auch hier sämtliche Arbeiten in Haus und Feld. Oftmusste Sie alleinmit dem Pferdegespann die Felder bestellen, Erdäpfel häufeln oder Mist ausbringen. Auch auf die Kinder passte Sie dabei auf, denn „die Lippin“ hatte ja im Laden auch immer viel zu tun. Beim Kirchenbesuch in Huben lernte Paula ihren späteren Ehemann kennen, den 14 Jahre älteren Johann Warscher; vlg. Schmied Hansl. Und weil der eine Frau suchte, heirateten die beiden 1958. (I hün ma gedenkt, Orcht isch a feina und olls ebmig—wos will i mehr?!) Hansl, der aufgrund von einer Nervenentzündung an der Hüfte nur einge- schränkt mobil war, wurde eigentlich nicht per se als Hofnachfolger gehan- delt, doch seine 3 Brüder kamen aus unterschiedlichen Gründen auch nicht mehr in Frage; Bruder Peter starb jung, Bruder Lois war im Krieg gefallen, und das Andale hatte keine Frau mit landwirtschaftlichemHintergrund. Paula und Hansl übernahmen den Hof und gründeten eine Familie, aus der 10 Kinder hervor gingen: Mechthildis, Heinrich, Martin, Stefan, Christoph, Josef, Magdalena, Elisabeth, Leonhard und Lukas. Zu dem lebten in dieser Zeit noch die Eltern Peter und Theresia, der Gete, und die taubstumme Schwester Thresele († 2018). In dieser Zeit arbeitete Paula fast Tag und Nacht; es galt die Kinder und das Vieh zu versorgen, und sie musste vieles ohne die Hilfe ihres Ehemannes schaffen, der aufgrund seines Gesundheitszustandes nur eingeschränkt arbeiten konnte. Eine große Hilfe war dann der erste Lindner Traktor, der noch von Hand an- zukurbeln war. Hansl bediente die Pedale mit beiden Bei- nen. Zum Traktorfahren war Paula nur ein einziges Mal zu bewegen, aber das hätte bald in einem Unfall geendet, weshalb sie beschloss, das ihren Söhnen Heinrich,Mar- tin und Christoph zu überlassen. (Fa selle Zeug hün i koa Geischtesgegenwärt.) Den Hof hat später Christoph mit seiner Frau Margit übernommen. Stolz darauf ist Paula, dass Sie allen Kindern eine Berufsausbildung ermöglichen konnte. (Woll, woll, es isch wohl aus olle eppas woagn.) Nachdem der Hof übergeben war, hatte Paula das erste Mal im Leben zu wenig Beschäfti- gung; Hansl starb schonmit 66 Jahren an Dünndarmkrebs. Sie fuhr bei einigen Busrei- sen undWallfahrtenmit und wurde von den Bäuerinnen eingeladen, bei Krapfenbackkur- sen zu referieren. (Nun folgt eine persönliche Anmerkung meinerseits: Ich bin dankbar sagen zu können, dass Paula und Regina auch mir das Krapfen-Backen beigebracht haben; haha 2 Instruktoren auf einen Kursteilneh- mer! Aber als Kärntnerin genoss ich natürlich Förderunterricht und den Teig machen wir nach wie vor nach Paula´s Anleitung.) Viele schöne Sommer half Paula auch in der Ochsenalm im Grünalmtal ihrer Freundin Brenner Nanne († 2020). Auch bei Rosmarie und Alfons in der Hanselis Alm verbrach- te sie noch bis vor wenigen Jahren einige Wochen des Sommers, eine Zeit die ihr stets in schöner Erinnerung bleibt. Den Führer- schein hat Paula nie besessen. ( Wo i hinge- wellt hün, bin i ollm hinkemm ). Sogar bis ins Lucknerhaus kam Paula regelmäßig, weil dort eine Hilfe benötigt wurde, sie half viele Jahre in der Küche (wal sem is olba fein gewesn, oba die greschte Freide hüne gehobt, wenns eppans zan tüan gebm hot). In den letzten Jahren hat Paula nach und nach die letzten paar kleinen Aufgaben abgegeben, die sie noch hatte, und auch das Kochen und Waschen macht sie nicht mehr allein. Sie ist dankbar für die gute Organisa- tion ihrer Versorgung durch die Familien der Kinder, den Sozialsprengel und das Essen auf Rädern. Wenn das Wetter schlecht ist, strickt sie oder liest etwas und bei Sonnenschein geht sie gerne spazieren- immer mit einem Pflichtbesuch bei den Kälbern und ihrem speziellen Freund Jakob (dem Peischler Stier) (Wenn a ma holt Achte gibt…) Und mit der gleichen Gelassenheit wie Jakob, blickt Paula in die Zu- kunft und genießt ihren beschaulichen Lebens- abend. Ich danke Paula für das nette Gespräch und wünsche ihr alles Gute! Die Corona-Krise hat unserem Leben im letzten und leider auch heurigen Jahr viele schöne Zusammenkünfte genommen, umso dankbarer sind wir über die alltäglichen Begegnungen beim Spazieren in der Nachbarschaft, aber je länger wir uns in der Corona-Dauerschleife befinden, desto dünner wird auch der Hoagascht über den Alltag- es sei denn- man redet über die Vergangenheit. Und eine erzählenswerte hat meine Nachbarin, Paula Warscher; die Schmied Paula. Allerdings muss ich in eigener Sache bemerken, dass nicht nur interessant ist, was sie erzählt sondern auch, wie sie es tut. Bericht Vroni Riepler Paula Warscher vlg. Schmied Paula Und daher habe ich beschlossen um euch einen kleinen Einblick in ihre Wortwahl zu geben, in Kursiv ihre knackigen Kommentare das ein oder andere Mal hinzuzufügen. Wer Paula kennt, wird sich des Öfteren wohl ein Schmunzeln nicht verkneifen können... Geboren ist sie am 19. März 1934 als Paula Kratzer, vlg. Oberfeld in Hinterbichl/Prägraten. (ImBette va da Müta, woll lei so a letzes Jandle, hom se gsogg; nit recht epas dronne, oba zache bin i geweisn.) Die Familie zählte 12 Kinder, wobei eines sehr früh verstarb; Paula war das 3. von den ersten 7 Kindern, die allesamt Mädchen waren. Erst als Achtes folgte der erste Sohn ( jo, do siegsches, do hiettn´s a poar ondane noch 5e ah nou nit lössn gsollt) Nach 8 Jahren Volksschule in Prägraten und viel Mithilfe am elterlichen Hof - die Familie lebte ausschließlich von der Landwirtschaft - besuchte Paula noch einmal wöchentlich die Fortbildungsschule, die sog. „Donnerstagsschule“. Im Alter von 16 war sie dann praktisch Paula, Loise, Moidl, Klothilde v.l.n.r

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