GZ_Kals_2021_03

Fodn Nr. 77 58 Menschen in Kals amGroßglockner Kalser Gemeindezeitung 59 Ostarbeiter und Ostarbeiterinnen in Kals Für eine Erhebung teilt das »Bürgermeisteramt Kals« dem Gesundheitsamt Lienz am 4. Mai 1944 mit: „Zu d.a. Schreiben vom 28.04.1944 wird h.a. berich- tet, dass in der Gemeinde Kals nur 2 Ostarbeiterinnen sind und von diesen keine geboren hat. Auch sind von anderen fremd-völkischen Arbeiterinnen keine Geburten gemeldet.“ Mit 09.09.1944 werden der Bürgermeister und der Ortsbauernführer aufgefor- dert, alle in der Gemeinde bei den Betriebsleitern beschäftigten Ostarbeiter und Ostarbeiterinnen russischen, ukrainischen und weißruthenischen Volks- tums zu melden, zwecks Ausfolgung der neuen Volkstumsabzeichen. Darauf- hin übermittelt die Gemeinde folgende Meldung: Michalak Eduard, geb. 06.09.1922, bei Johann Wibmer Romanivski Wasil, geb. 1922, bei Heinrich Oberhauser Schetschenko Nadja, geb. 15.11.1925, bei Johann Oberlohr Boburtschak Dymetro, geb. 05.11.1923, bei Monika Rainer Czarnoszkiewiez Viktoria, geb. 1922, bei Peter Kerer*) *) Vergleiche Aussage von Anna Tinkl/Joch! Die Namen wurden dem Schreiben genau entnommen, Romanivski ist als Romanovski bekannt und verblieb als Arbeiter bis zu seinem Sterben in Kals. Mit 4. November 1944 wird die Meldung von finnischen Staatsangehörigen an- geordnet, worauf am 7. 11. vom Bürgermeister eine Fehlmeldung erstattet wird. In diesem Zuge musste/durfte/wollte auch ich mich wieder einmal in diese Materie stürzen. Zufällig hat Silvester Lindsberger in genau dieser Zeit anscheinend die gleiche Idee gehabt und super Fotos aus dem Jahr 1991 geschickt. Darauf abgebildet der „Egger Wascht“ beim Korbflechten. An und für sich ist ja das Korbflechten eine so rare Kunst ge- worden, dass schon alleine deshalb die Bilder Seltenheitswert haben. Noch erstaunlicher aber die Tatsache, dass der Egger Wascht ein „Relikt“ aus dem 2. Weltkrieg war: Sein rich- tiger Name war Romanovski Wasil, geb. 1922, in Polen. Er kam als Zwangsarbeiter während des 2. Weltkrieges nach Kals und blieb dort bis zu seinem Tod im Jahr 1996. Sepp Haidenberger war so freundlich und hat aus der Kalser Chronik einen Auszug zu diesem Thema gemacht, man findet ihn in Band 1, S 203f „Aus der Geschichte von Kals – Aus der NS-Zeit und danach“: In diesem Sinne wollte ich euch diese tollen Bilder von Vestl nicht vorenthalten und wünsche euch viel Spaß beim Schmökern, der ein oder andere wird derzeit wohl ein bisschen mehr Zeit dafür haben als gewohnt. Ich empfehle euch die 1.800 Seiten der Kalser Chronik von Sepp Haidenberger (übrigens auch in der Kalser Bücherei entlehnbar) und das digitale Bildarchiv der Gemeinde. Dieses umfasst derzeit ca. 5.600 Bilder, wächst aber immer weiter! Viele von euch haben sicher schon bemerkt, dass das Kalser Bildarchiv überarbeitet worden ist: https://bildarchiv.kals.at/ oder unter www.kalskommunikation.at – Reiter „Bildarchiv“ Bericht Petra Tembler Bildbeschriftung Aus der Kalser Chronik

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