GZ_Kartitsch_2021_03

Seite 38 Ausgabe 87 Gedenken an Christian Bodner Grell-Bauer Am 5. Juli 2019 trafen sich Greller Paul, seine Tochter Silke mit Familie, Oswald Außerlechner, sein Sohn Josef, Lois und einige Freunde und Nachbarn zu einer Gedenkfeier für Christian Bod- ner und dessen Sohn Peter. Die Mutter von Oswald Außerlechner erzählte oft: Am 5. Juli 1919 gingen unser Voto, mein Bruder Peatole, Michiler Josl und ein Knecht in die Stu- cken, um dort die Heuschupfen aus Barackenholz wieder aufzubauen. Mein Vater war im 1. Weltkrieg in den Stucken Bergführer und mitverantwortlich für die Vermi- nung des Tales. An einem Herz Jesu Samstag hat er mit einigen Buben „ s Wilde Karl “ besetzt und dann diese, da sie vollkommen durchnässt waren, mit den Worten heimgeschickt: „ Ich halte die Stellung bis morgen “. Der örtliche Kommandant missbilligte sein Verhalten und ließ ihn drei Tage im alten Fögerhaus (Burgile) einsperren. Dort be- fand sich an der Westseite ein kleiner Zubau, der als Kerker diente. Ich brachte ihm das Essen. Bei der erfolgreichen Erstürmung der Kinigat mit den Bayrischen Leibern von der Tscharre aus war er als ortskundiger Bergführer mit dabei. Die Wal- schen wurden beim Polentaessen überrascht und über die Südflanke hinunter gejagt. Die Kinigat blieb dann immer in österreichischer Hand. Vater erhielt die kleine Silberne Tapferkeitsmedaille, sein Kommandant, der in der Tscharre blieb, die große Goldene. Zurück zum 5. Juli 1919: Beim Tragen des Holzes sahen sie am Weg einen kurzen Draht gespannt. Josl sagte: „ Vetto tu net den Droht berührn! “ Dann war es schon passiert! Die Explosion zerriss den Vater und s'Peatole war schwer verletzt. Diesen brach- te man dann am nächsten Tag mit einem Pferdewagen nach Innichen ins Spital. Er sagte beim holperigen Transport: „ Veider, rüttl net so “. Am folgenden Tag verstarb er. Am Unglückstag war ich mit Toniger und Schmirfer Frauen beim Jäten und wir hörten um 11 Uhr das Läu- ten der Glocken. Wir meinten es wäre 12 Uhr, Zeit fürs Mittagessen. Daheim angekommen stellten wir fest, dass es erst 11 Uhr war. Die Doaswalder Frauen trugen abends die schweren Körbe „ Jätter “ als Lohn heim. Am frühen Nachmittag kam der Pfarrer Koller zu uns heim und sagte: „ Wo habt ihr heute die Mandoleit? “ Mutter: „ Ist was passiert? “ „ Ja! “, antwortete der Pfar- rer, „ Da Christl is tot, da Bui lebt noch. Den Vater hat man in einer Holzkiste heimgebracht. “ Für uns war es eine traurige Zeit. Drei Mandoleit in- nerhalb von 9 Monaten verloren. Der ältere Bruder, s' Christilö, starb bei der Spanischen Grippe zu Allerhei- ligen 1918. Tatsächlich ereignete sich das schreckliche Unglück um 11 Uhr. Bei der Gedenkfeier 5. Juli 2019 war auch die neue Besitzerin der Grellerschen Stuckenwiesen, Beatrix Herrnegger, anwesend und gab die Erlaubnis eine Ge- denktafel anzubringen. Herzliches Vergelt's Gott! Die- se wurde am 5. Juli 2020 angebracht. Außerlechner Lois

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