GZ_Tristach_2021_03

12 Transportunternehmen Unterweger März 2021 Ein Transportunternehmen der anderen Art A b 1946 hat Vater Josef Unter- weger aus Jungbrunn die Dolo- mitenhütte beliefert. Zu diesem Zweck hatte er eine weiße Muli ausgeliehen. 1951 kaufte er zwei Mulis (Liese und Luce), weil er auch die Belieferung der Karlsbaderhütte übernommen hatte. Die Mulis sind auch für die Landwirtschaft eingesetzt worden (pflügen, mähen und im Winter zum Schneepflugfahren). Der Vater musste in der Früh zwei bis dreimal in der Woche mit dem Mo- ped nach Lienz um die Lebensmittel zu bestellen (Glanzl, Geiger, Hölzl und Brauerei). Tochter Annemarie musste mit dem Gespann nach Lienz, um die Waren zu holen. Zuhause musste alles in Jutesäcke eingepackt werden. Die Bierflaschen wurden einzeln in Papier eingewickelt und in Säcke gefüllt, je- weils 25 Stück links und 25 Stück rechts. Obendrauf wurden Lebensmittel gesattelt. Die Eier, einzeln in Seidenpa- pier und in Blechdosen gefüllt. Die Last samt Sattel betrug pro Muli 100 – 130 kg. Der Marsch zur Karlsbaderhütte ging nach dem Aufsatteln der Mulis zwischen 8 und 9 Uhr los und dauerte cirka 5-6 Stunden. Die „Hochtrage“ war damals die größte Gefahr. Die schmale Stelle zwischen Felsen und Abgrund musste mit größter Vorsicht passiert werden. Wir, die vier Kinder, wurden jeweils paarweise zwei bis dreimal in der Wo- che zum Mitgehen eingeteilt. Nach zweistündiger Pause auf der Hütte wur- de das Leergut wieder aufgesattelt. Die Flaschen wurden wieder mit Papier eingewickelt und in Säcke verpackt. Es musste lautlos sein, denn sonst wurden die Mulis scheu. Nach 12 Stunden wa- ren wir wieder zuhause, meistens war es schon Nacht. Wir mussten immer Gummistiefel anziehen und einen Re- genmantel mitnehmen. Oft gingen wir bei schönem Wetter weg und kamen bei Regen heim. Pauline erinnert sich an ein plötzlich einsetzendes starkes Hagelge- witter bei der Auffahrt zur Karlsbader- hütte. Der Hüttenwirt Herr Grogger kam nachschauen, weil die Mulis von der Hütte aus nicht mehr sichtbar waren. Wir hatten uns beim Marcherstein un- tergestellt, die Mulis haben umgedreht und sind allein wieder zurückgegangen. Die Dolomitenhütte war eine Halb- tagslieferung. Annemarie und Pepa sind Mittag zu Fuß von der Schule nach Hau- se gekommen und nach dem Essen ging es oft mit den Mulis zur Hütte. Samstag oder Sonntag mussten meistens mit ei- ner Muli Koffer von Gästen vom Bahnhof geholt und anschließend zur Dolomiten- hütte transportiert werden. Einmal musste eine Schauspielerin mit der Muli ins Laserz gebracht werden. Es wurde ein Film gedreht: „Alpenglü- hen im Laserz“. Bis 1964 wurde gelie- fert. Für uns Kinder war es trotz aller Mühen eine schöne Zeit und wir wun- dern uns heute noch, dass wir das alles geschafft haben. Gott sei Dank ist nie ein größeres Unglück passiert. Auch beim Bau des ORF-Senders am Rauchkofel 1963 musste ein 50 kg schweres Feldstärkemessgerät von der Hinterwiesen zum Gipfel geliefert wer- den. Als die Muli nicht mehr weiterkam, hat es der Vater selbst hinaufgetragen. Soweit die Erzählung der Unterwe- ger „Kinder“. Die Firma „Unterweger“ war sehr verlässlich. Vater Unterweger wird als gewissenhaft und umsichtig beschrie- ben und er war ein Organisationstalent. Es gab ganz wenige Pannen. Bei der Be- lieferung der Kerschbaumerhütte, die er zeitweise auch bediente, löste sich beim „Klapf“, heute eine ungefährliche Stelle, ein Weinfass und rollte in den Abgrund. Auf den Weg zur Karlsbaderhütte wurde ein einziges Mal unterwegs aus den Ei- ern Eierspeise. Das „Transportunternehmen Unter- weger“ machte damals Unmögliches möglich. Burgl Kofler 1960 - Josef Unterweger mit Tochter Gretl bei der Dolomitenhütte 1. Juli 1963 - Pauline und Krabat Haflinger beim Mist führen 30. August 1954 - Bahnschranken Sup- panz - Annemarie Unterweger, 10 Jahre

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