GZ_Virgen_2021_03

Nachdem die Grundherrschaft des Haller Damenstifts im Jahr 1783 von Kaiser Joseph II. be- endet wurde und das Gericht Vir- gen an den Staat fiel, musste der Pfleger fallweise Berichte über die Eppas zan Schmunzeln Lob und Tadel „Untertanen“ an seine vorge- setzte Behörde abliefern. Dabei ist manchmal Kurioses geschrie- ben worden. Pfleger Franz Karl Hibler, 1785: „Die Virger sind nach ihrer Art auf- geweckt, denkend, gehorsam, religiös, aber auch geschwätzig, hinterhältig, verstellt und genäschig. Arbeitsam sind sie alle.“ (Rundherum, wie in manchen Dokumenten aus jener Zeit fest- gehalten ist, herrschte die blanke Armut und Not – was also hat der Pfleger unter „genäschig“ ver- standen?) Pfleger Cornelius von Schullern, 1802: „Betrunken sind sie, einige wenige ausgenommen, nicht oft; und diese wenigen sind angewohnte Trinker, sie müssten nur durch öffentliche Züch- tigung davon abgehalten werden.“ (Ja, ja, die gute, alte Zeit!) 43 Dorfleben – Menschen Virger Zeitung Peter girstmair (links) war von 1951 bis 1954 kooperator in virgen. Pfarrer burger schrieb über ihn: „eifrige Pflege des volksgesanges und Ausbildung einer Sängerschola“. hier ist diese Schola: hinten, von links: Alois bacher, vlg. Schmittler; Andreas bacher, vlg. Schmittler; johann resinger, vlg. Wirt; johann bstieler, vlg. roll; josef bacher, vlg. kessler; Fridolin jestl, vlg. jaggler; kurt ebner; Anton jestl, vlg. jaggler; josef Aßmair, vlg. leitinger; Alois bstieler, vlg. roll; Albert bacher, vlg. kessler; unbekannter Priester. Die namen der buben im vordergrund sind nicht bekannt. (Original: Fritz joast) teln und dann später ordentlich husten. Der Kooperator Girstmair, der dem Herrn Pfarrer im Mess- gewand beim Hochamt assistierte, warf mir in der Folge mehrere nicht ganz freundliche Blicke zu. „Dem passt eppas nit,“ wunderte ich mich. Das Hochamt war zu Ende, die hohe Geistlichkeit ver- ließ den Altarraum, und wir Minis- tranten gingen hintennach. Kaum in der Sakristei angekommen, emp- fing mich der Kooperator Girst- mair und gab mir rechts und links eine Ohrfeige. Wumm, des håt goa weh getun! Den Grund für die Ohrfeigen hat er mir nicht gesagt, deshalb rätsle ich heute noch: War‘s der hinuntergerutschte Minis- trantenrock oder der göttliche Weihrauch? Kurt Josef Ebner

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