GZ_Virgen_2021_03

42 Dorfleben – Menschen Virger Zeitung Liebe Leserinnen und Leser! Lasst uns aus der Not eine Tugend machen! Eigentlich hätte im vergangenen Jahr eine weitere Ausgabe der „Virger Heimatblätter“ erscheinen sollen. Ihr Titel: Wia wår des an erscht? virger g’schichtln aus früheren Zeiten, erzählt und aufgeschrieben von etlichen leuten. Leider kam dann das blöde Corona-Virus daher und legte nicht nur uns Menschen, sondern auch der Gemeinde Beschränkungen auf – sie musste in vielen Bereichen den Sparstift ansetzen, sodass der Druck des Heimatblattes nicht finanziert wurde. Das ist die Not – und die Tugend? Damit ihr die zum Teil recht amüsanten Geschichten doch noch zu Gesicht bekommt, werden wir sie „portionsweise“ in der Gemeindezeitung abdrucken. Ich wünsche euch viel Vergnügen beim Lesen! Zum Autor dieser Geschichte: Kurt Josef Ebner, Jahrgang 1937, war der Sohn des ehemaligen Gendarme- rie-Postenkommandanten Johann Ebner und der Theodolinde, geb. Wurnitsch, vlg. Unterhöfinger. Er blieb Zeit seines Lebens ein „begeisterter“ Virger, selbst als er aus beruflichen Gründen in Nordtirol sesshaft wurde. Leider konnte er die Veröffentlichung seiner netten Aufsätze nicht mehr erleben – Gott hat ihn am 5. September des Vorjahres zu sich berufen. Otfried Pawlin Es schien ein wunderschöner Oster- sonntag zu werden. Jesus war bei der Osternachtfeier am Karsamstag ganz frisch auferstanden, und das Ostergrab beeindruckte mit all sei- nen wunderschön verschieden ge- färbten Osterkugeln, die von hinten mit kleinen Kerzen und „Petroleum- liechtlan“ beleuchtet wurden. „Schlein di, es håt schun erste ge- leitet,“ ermahnte mich meine Mame, denn ich war mittlerweile zum Oberministranten aufgestie- gen, der neben kleinen organisato- rischen Aufgaben auch noch das Weihrauchfass tragen und schwen- ken durfte. Beim „Åndreleitn“ war ich schon in der Sakristei und hatte das Ministrantengewand ange- zogen. Den roten Kittel musste ich infolge meiner Körpergröße ziem- lich weit unten, so im Bereich des Beckens, festbinden. „Woll, woll, der heb schun,“ stellte ich fest, nachdem ich versucht hatte, den Kurz vor der Wandlung hatte der Herr Pfarrer Burger Weihrauch auf die Glut im Kessel getan, aber so wenig, dass man den göttlichen Duft fast nicht wahrnehmen konnte. Als er wieder am Hoch- altar stand und mir den Rücken zu- kehrte, dachte ich: „Då miss i woll no a bissle nåchlegn.“ Ich zog den Deckel vom Weihrauchkessel in die Höhe und forderte meinen Kol- legen, der den silbernen Weih- rauchbehälter trug, auf: „Tü no a we drauf!“ Nach dem ersten Löffel Weihrauch mein weiterer Befehl: „No oan!“ Ja – jetzt stieg eine schöne Weihrauchwolke auf, und mein starkes Schwenken brachte die Holzkohle so richtig zum Glü- hen. Die Gläubigen zuerst im Neu- gebäude und dann in der gesamten Kirche muss der himmlische Ge- ruch wohl aufgeweckt haben, denn anfangs hörte man nur vereinzelte, bald aber immer mehr Leute hüs- Ostersonntag kurt josef ebner. Lang, lang ist‘s her – ernst und heiter frühere Begebenheiten Kittel hinunter zu ziehen. Er hat halt dann doch nicht „gehebt“ und ist mir, vor dem Hochaltar stehend, bis zu den Knöcheln hinunter ge- rutscht. „Heb ma‘s Fassl,“ bat ich meinen Unterministranten und zog den Kittel nun bis zur Bauch- mitte hinauf. „No amål güet gång“, dachte ich mir und übernahm wie- der den Weihrauchkessel.

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