GZ_Assling_2020_12

Kranker Planet - kranke Menschen Seite 24 12/2020 Gedanken über Corona hinaus Seit mehr als einem Jahr hat ein Virus die Menschheit fest im Griff: SARS-CoV-2 – oder umgangs- sprachlich einfach „Corona“. Die- ses Virus ist nicht so neu, wie es bei all den Schlagzeilen der letzten Monate den Anschein hatte. Corona-Viren sind älter als die Menschheit, und die gesamte menschliche Evolution wurde von Corona-Viren begleitet, vielleicht hier und dort relevant beeinflusst. Auch Epidemien mit Corona-Viren gab es immer wieder, wahrscheinlich viel mehr, als wir ahnen, weil sie bisher ein- fach nicht gemessen und getestet wurden und sich auch im Zeitalter vor der zunehmenden Globalisierung nicht so schnell über die ganze Welt verbreitet haben. Im Vergleich zu vielen anderen Todesarten machen die Toten durch Covid-19 einen verhältnismäßig geringen Anteil aus. Dies soll die Erkrankung nicht verharmlosen – natürlich sollte alles unternommen wer- den, um Menschenleben zu retten – das gilt aber nicht nur für Covid-19. Unser Bemühen sollte sein, durch geeignete Hygie- nemaßnahmen auch andere Infektionskrankheiten wie die bak- terielle Pneumonie oder die jährliche Influenza einzudämmen. Es ließen sich aber durch geeignete Maßnahmen nicht nur Infektionskrankheiten und dadurch bedingte Todesfälle ver- hindern. Wo bleiben Maßnahmen gegen Krebs, gegen Hunger, gegen Umweltverschmutzung und Klimakatastrophen, auch gegen Herz-Kreislauferkrankungen durch chronische Vergif- tungen über Ernährung, Luft und Wasser usw. Für die Gesamteinschätzung der Gefährlichkeit einer Erkran- kung ist es jedenfalls wichtig, Risiken verhältnismäßig einzu- schätzen, um dann auch verhältnismäßig zu reagieren und die richtigen Maßnahmen zu ergreifen, um Schaden von der Bevölkerung abzuwenden. Vor allem sollte es nicht passieren, dass die Maßnahmen der Schadensabwendung mehr Schaden anrichten, als sie verhüten, wie dies für die Corona-Krise schon mit ziemlicher Sicherheit vorhergesagt werden kann. Es ist unmöglich, wirtschaftlichen Schaden von gesundheitli- chem Schaden zu trennen. Die nun mehreren „Lockdowns“ haben weltweit immensen wirtschaftlichen Schaden angerich- tet, mit schweren und langfristigen gesundheitlichen Folge- schäden sowohl für unsere eigene Bevölkerung als auch in noch weit größerem Ausmaß für andere Weltregionen. Zu den üblichen fünf oder sechs Millionen an Hunger versterbenden Kindern werden in diesem Jahr noch viele hinzukommen. Auch bei Todesfällen durch Malaria oder Tuberkulose wird mit einem dramatischen Anstieg aufgrund des teilweisen Aus- falls von Vorsorge- und Gegenmaßnahmen gerechnet, der durch die übermäßige Fixierung ganzer Gesundheitssysteme auf SARS-CoV-2 verursacht wurde. Die in Teilen Europas messbare Übersterblichkeit ist wahrscheinlich nicht nur auf die Corona-Toten zurückzuführen, sondern auch auf die feh- lende Gesundheitsversorgung anderer Erkrankter. So reicht die Corona-Krise für die Menschheit bedeutend wei- ter, als es den Anschein hat, wenn man nur auf die Corona- Toten und die Infektionszahlen blickt. Wir befinden uns seit Jahren in einer viel größeren globalen Krise, in die wir als Menschheit immer tiefer hineingleiten, während wir Bewoh- ner der Industrieländer weiter in unbekümmertem Luxus leben und unser Wirtschaftssystem auf Gewinnmaximierung ausge- richtet ist. Wir sind dabei unseren Planeten zu zerstören, und das hat dramatische Folgen für die Gesundheit der Mensch- heit. Jedes Jahr werden über 150 000 Quadratkilometer Regenwald vernichtet, um z.B. Palmöl für unseren Luxus und Soja als Tierfutter für unseren übermäßigen Fleischhunger zu gewinnen, wobei unsere regionale Landwirtschaft an der Kon- kurrenz zu den groß industriellen Fleischfabriken zugrunde geht. Etwa 36 Milliarden Tonnen Kohlendioxid muten wir jedes Jahr unserer Atmosphäre zu, und es gibt immer noch Menschen, welche die darauf zurückzuführenden Klimaverän- derungen und deren Folgen leugnen. Corona ist eine Chance, unseren Blick endlich auf die Gesund- heit der gesamten Welt zu richten und uns zu fragen, was wir grundlegend besser machen sollten, wenn es uns wirklich um Menschenleben geht – und wenn wir zukünftig Pandemien verhindern möchten, die uns noch viel schwerer treffen könn- ten als das „neuartige Corona-Virus“. Es wäre schade, den Corona-Tunnelblick beizubehalten. Anders als Politik und Medien uns seit Monaten weismachen wollen, ist Corona kei- ne Ausnahmesituation. Die Pandemie ist vielmehr die Folge einer zerstörten Umwelt – und kann sich jederzeit in verschärf- ter Form wiederholen. Vernichtete Ökosysteme lösen regel- mäßig Epidemien aus und haben zu Ebola, Covid-19 oder HIV geführt. Luftverschmutzung verstärkt Corona- und Influen- zainfektionen und hat Corona-Hotspots wie Wuhan, Nordita- lien, New York und Madrid überhaupt erst möglich gemacht. Auch die Inhalation des Abriebs von Autoreifen hemmt unse- re Immunfunktion, sodass unser Körper neuartigen Viren immer weniger entgegensetzen kann. Wenn wir wirklich wol- len, dass die Welt und wir Menschen wieder gesund werden, dann müssen wir ganz andere Schlüsse ziehen als bisher. Wir brauchen keine Medien, die die Menschen durch eine unaus- gewogene Berichterstattung verunsichern und so in einem krankmachenden Panikmodus halten. Was wir brauchen, ist eine umfassende Aufarbeitung der Corona-Krise – und eine ökologische Medizin, die unsere Gesundheit im Zusammenhang mit Umwelteinflüssen sieht und uns dadurch langfristig gesund macht. Politiker sollten ihre Agenden und Entscheidungsgrundlagen von jeglichem Einfluss aus Lobbyisten-Kreisen konsequent befreien. Expertinnen und Experten müssen vor ihrem Einsatz genauestens auf mögliche Interessenskonflikte überprüft wer- Die Seite für die Gesundheit mit Doktor Adelbert Bachlechner Fortsetzung nächste Seite oben

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