GZ_Assling_2020_12

Das Einlagern von Lebensmitteln war lange Zeit überle- bensnotwendig Die ersten Tage dieses Dezembers, mit starkem Schneefall und gesperrten Straßen, haben wieder einmal gezeigt, wie wichtig es ist, in vielen Lebensbereichen Vorsorge zu treffen. Zu dieser Vorsorge gehört auch die Versorgung der Familie mit Lebensmitteln. Vorsorge treffen hieß in früheren Zeiten vor Ort, in jedem einzelnen Haushalt einzulagern, was für den Herbst, Winter und Frühjahr an Lebensmitteln und Saatgut gebraucht wurde. Vorratshaltung war eine der wichtigsten Vorsorgemaßnah- men, um ein Überleben in den Bergen sicherzustellen. Dabei musste man etwa bis in die 1960er Jahre in Assling noch ganz ohne Kühlschrank oder Tiefkühltruhe auskommen! Lebensmittel, wie Getreide, Bohnen, Erbsen oder Mohn wur- den in den Getreidekästen trocken aufbewahrt, Kraut und Rüben wurden zu Sauerkraut und Rübenkraut verarbeitet, Kar- toffeln wurden im Erdkeller eingelagert. Ergänzt wurde diese doch etwas einfache Kost mit den Produkten, die die Viehwirt- schaft hergab. Auch dafür musste Vorratshaltung betrieben werden: die Herstellung von Heu ist noch heute die Futter- Vorratshaltung, um die Kühe über den Winter füttern zu kön- nen. Von einer oder zwei Kühen wurde dann die frische Milch verarbeitet oder direkt genossen. Besonders wichtig waren für die Lebensmittelversorgung wohl die Butter und auch der Magerkäse ( Schotte und Schottebolla ). A gstockta Milch (milchsauer vergorene Vollmilch) stand in Assling fast jeden Tag auf dem Speisezettel und besonders köstlich war nach Erzählungen älterer Asslinger & Asslingerinnen der gestockte Rahm dieser Milch, der sich obenauf absetzte. Die Zeiten haben sich geändert, und wir sind nicht mehr dar- auf angewiesen Lebensmittel bis in das Frühjahr im eigenen Haushalt einzulagern. Wir haben Kühlschränke, Tiefkühltru- hen, Direktvermarkter und Nahversorger in der Gemeinde oder in der Umgebung. Trotz dieses Komforts, den wir nicht mehr missen möchten: Bei uns in Assling ist es in vielen Fami- lien noch selbstverständlich und beruhigend, auf ein gewisses Maß an Lagerhaltung – teilweise ohne auf Strom angewiesen sein zu müssen – zurückgreifen zu können. Auch der geschützte heizungsfreie Winteranbau, auf den wir in der letz- ten Achse näher eingegangen sind, wäre übrigens eine Mög- lichkeit vor Ort beispielsweise Vogerlsalat, Spinat, Petersilie oder Radieschen selbst während der kalten Jahreszeit zu pro- duzieren. Aktueller denn je: Vorsorge treffen durch Einlagerung von Gemüse Die aktuell verfügbare Vielfalt an sehr gut lagerfähigen Gemüsearten und Sorten hat es früher bei uns nicht gegeben. Sie macht es heute möglich einerseits „Lagergemüse“ im Herbst zu kaufen und über den Winter einzulagern, oder eben speziell lagertaugliche Sorten selbst anzubauen. Wenn wir im Frühjahr Jungpflanzen kaufen sind diese Pflan- zen aber nicht unbedingt lagertaugliche Sorten. Oft werden Sorten nicht namentlich genannt, und somit sind auch die Eigenschaften der Sorte nicht bekannt. Anders ist das, wenn wir selber die Jungpflanzen produzieren, oder selbst direkt säen. Hier können wir auf die Sorteneigenschaften einzelner Kulturarten achten und diejenigen auswählen, die wir dann auch zum Beispiel zum Einlagern verwenden können. Jetzt hätten wir Zeit uns zu überlegen, was wir im nächsten Jahr in unseren Gärten anbauen wollen, und ob da lagerfähige Gemüsearten und Sorten zum Zug kommen sollen. Besonders interessantes Saatgut bieten die Firmen ReinSaat und Samen Maier aus Österreich, wie auch Dreschflegel aus Deutschland an. Diese Saatgutproduzenten vertreiben ausschließlich samenfestes Saatgut, das nach den Kriterien des biologischen Gartenbaus angebaut wurde. Es gibt zu jeder erhältlichen Sor- te eine genaue Beschreibung der Sorteneigenschaften. Alle Firmen haben eine Website und somit können wir uns im tief- sten Winter schon für die nächste Anbausaison Inspirationen holen! Wir werden im nächsten Frühjahr in der Bücherei Assling im Rahmen des Projektes BioColAlp auch eine Kürbissorte (oranger, kleiner Hokkaido), die schon seit etwa 15 Jahren in Bichl vermehrt wird, und die eine besonders gute Lagerfähig- keit aufweist, zur Entlehnung anbieten. Mit Sorten, die speziell auf Lagerfähigkeit selektiert wurden, können wir nicht nur aus der „Truhe“ sondern auch aus den Lagerräumen eine breite Palette an Gemüse im Winter genie- ßen. Räumlichkeiten zum Einlagern Für eine erfolgreiche Lagerung sind nicht nur die geeigneten Sorten, sondern auch die passenden Räumlichkeiten mit der passenden Temperatur und Feuchtigkeit entscheidend. Eine Lagerung im warmen und trockenen Heizungskeller ist etwa Seite 18 12/2020 Fortsetzung nächste Seite „e5-Gemeinde“ Assling setzt weiter auf Nachhaltigkeit Interreg-Projekt „BioColAlp - Vielfalt erhalten und fördern“ Lagerung im Heizungsraum. Von diesen wohlschmeckenden und sehr gut lagerfähigen Kürbissen wird im Frühjahr 2021 Saatgut in der Bücherei Assling im Verleih sein.

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