GZ_Kals_2020_12

38   FODN - 76/03/2020 FODN - 76/03/2020   39 Von Stefan Huter E in turbulentes Jahr nähert sich dem Ende. Dies ist wohl auch ein ide- aler Zeitpunkt, um zurückzubli- cken. Zurückblicken auf eine Zeit, wo die Umstände noch wesentlich andere waren. Sepp Huter war 45 Jahre Ka- pellmeister sowie Bezirkskapellmeis- ter im Oberen Iseltal und Leiter der bekannten Großglocknerkapelle Kals. Zudem schrieb er Märsche und Polkas, die von seiner musikalischen Gabe ge- kennzeichnet sind und sich weit über die Grenzen Osttirols hoher Beliebtheit erfreuen. Aber wie beschrieb Sepp Hu- ter selbst sein Engagement und großes Wirken für die Blasmusik? Dies erfährt man in der zweiten Ausgabe des Fodns Sepp Huter – ein Kalser Musiker aus dem Jahre 1994, wo Sepp Huter spannende Fragen seitens der Redak- tion beantwortet. Dieses interessante Interview kann man der Kalser Bevöl- kerung nicht vorenthalten. Interview aus dem Jahre 1994 Du hast vor 45 Jahren die Trachten- kapelle Kals übernommen, wer war vor Dir Kapellmeister? SEPP HUTER: Der Obenfiger Alois war der erste Kapellmeister, nach ihm dirigierte dann Payer Johann die Trach- tenkapelle, von dem ich die Musikka- pelle im Jahre 1949 übernahm. Wann erbrachten die Musikanten die beste Leistung und wie viele Mitglieder zählte die Trachtenkapelle damals? Schon kurze Zeit nach meiner Über- nahme der Kapelle, etwa in den Jahren 1952 bis 1962, war ein sehr hohes Niveau, wesentlich besser als heute, obwohl es jetzt wieder gut geworden ist. Damals hatten wir sehr gute Musikanten, wie den Jens Engel und andere. Die Stärke der Musikanten war so um die 30 - 35 Mann, zeitweise sogar über 40 Mann. Wann bist du Bezirkskapellmeister geworden und wie viele Jahre warst in dieser Funktion? Zuerst war ich 23 Jahre als Bezirkska- pellmeisterstellvertreter tätig und wur- de dann 1962 zum Bezirkskapellmeister gewählt. Diese Position besetzte ich bis 1977, also 15 Jahre. Danach war ich wie- der einige Jahre Bezirkskapellmeister- stellvertreter. Wie viele Musikstücke hast du für die Musikkapelle geschrieben? So an die 30 bis 35 Kompositionen habe ich für die Trachtenkapelle geschrieben und arrangiert. Um die 600 Stücke habe ich für die Tanzkapelle und andere Kapel- len geschrieben und arrangiert. Gab es früher auch so viele Vorfüh- rungen wie heute? Am Anfang waren es nicht so viele, ab den 70er Jahren wurden dann die Aus- rückungen immer mehr und erreichten bald die Anzahl von heute. Waren es früher mehr die Prozessi- onen, bei denen zu spielen war, oder waren auch schon einige Konzerte dabei? Sicher waren es in erster Linie auch Es ist immer wieder erstaunlich, welche interessanten Beiträge man in der Chronik der Mu- sikkapelle und Gemeinde findet. Eines ist sicherlich das Interview mit Sepp Huter aus dem Jahre 1994. MENSCHEN AUS KALS die Prozessionen, aber Konzerte waren wahrscheinlich nicht weniger als heute, nur die kleineren Sachen, wie Ständ- chen, waren keine zu spielen. Am 3. Juli ist deine Ehrung im Pavil- lon, wenn du nun auf deine 45 Jahre als Kapellmeister zurückblickst, wie waren diese? Leicht war es nie, aber mit der richti- gen Gaudi zur Musik ist man über die Schwierigkeiten leichter hinweggekom- men. Unterbrechung gab es auch keine, es wurde immer durchmusiziert. Bei an- deren Kapellen ist es schon vorgekom- men, dass sie sich zerstritten haben und auseinander gegangen sind. Hie und da gab es sicherlich Reibereien - was soll‘s, die gehören halt auch dazu. Außerhalb von Kals haben wir auch schon damals Konzerte gespielt. Einmal waren es so- gar drei Konzerte an einem Tag. Da war zuerst in Huben ein Frühschoppenkon- zert zu spielen, dann ging es weiter nach Oberdrauburg, wo ein Nachmittagskon- zert auf dem Programm des Feuerwehr- festes stand und am Abend hatten wir in Lienz am Stadtplatz noch ein Abend- konzert bestritten. Damals hatten wir sehr anspruchsvolle Stücke gespielt, wie „Dichter und Bauer“, „Wenn ich König wär“ und „Die Diebische Elster“, welche wir am Abend noch zum Besten gaben. Besonders Jens Engels Soli wa- ren spitze, denn zu dieser Zeit gab es im Bezirk keinen 2. Mann, der so gut war wie er. Ja das Probelokal war damals halt auch nicht so gut, es war in der al- ten Schule, oberhalb des damaligen Ge- schäftes Graser. 1951 zogen wir dann in das heutige Probelokal um. Am 3. Juli findet auch gleichzeitig die Taktstockübergabe an Gratz Martin statt, was wünscht du ihm und der Trachtenkapelle Kals? Ich wünsche ihm und der Kapelle natürlich alles Gute, es wird sicherlich nichts dabei sein, er ist ja ein gut aus- gebildeter Musikant, Gaude hat er dazu und wenn er es mit den Leuten versteht umzugehen, wird er's schon packen. Mit diesem Rückblick verabschie- det die Trachtenmusikkapelle das Jahr 2020 und wünscht allen Marketende- rinnen, Musikantinnen und Musikanten sowie der Kalser Bevölkerung ein fro- hes und gesegnetes Weihnachtsfest und alles Gute im neuen Jahr.

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