GZ_Schlaiten_2020_12

Dezember 2020 ‘ s Blattl Seite 31 Für die Vermessung wurden Fix- punkte benötigt. So wie für Niede- rösterreich, Mähren, Schlesien usw. St. Stephan in Wien die x-Achse dar- stellte, war für Tirol und Vorarlberg der südliche Kirchturm vom Inns- brucker Dom der Meredian. Anschlie- ßend folgte eine aufwändige Detail- vermessung. Ausgehend vom Meridian wurden Karten mit einem Netz im Abstand von 4000 Klaftern (österreichische Meile) aufgezogen. Diese Karten hatten 4 Sektoren Nordsüd und 5 Sektoren Ostwest. Die einzelnen Blätter hatten ein Maß von 20 x 25 Zoll oder 53 x 66 cm. Die gesamten Vermessungskosten betrugen 17 Mio Gulden. 164.000 Kartenblätter wurden angefertigt. Für die Länder Tirol und Vorarlberg wur- den in insgesamt 1051 Katastralge- meinden 13.927 kunstvoll gestaltete Mappenblätter angefertigt (1855- 1861). 509 Quadratmeilen wurden vermessen (29.291 Quadratkilome- ter). 2.462.107 Parzellen wurden in ihrer Fläche vermessen und in die Protokolle eingetragen. Die Gemeinden erhielten die Auf- forderung, ihre Grenzen mit einer kompetenten Kommission zu bege- hen und präzise Angaben über den Grenzverlauf zu verfassen. Die besagte Kommission setzte sich aus einem Grenzgeometer, einem politischen Kommissär, dem Gemeindevorsteher, zwei Gemein- demitgliedern (die eine gute Kenntnis vom Grenzverlauf besaßen) sowie zweier Vertreter der angrenzenden Gemeinden zusammen. Das Ergebnis der Begehung war zunächst eine vom Geometer ange- fertigte Grenzskizze, die markante Punkte des Grenzverlaufs enthielt. Etwaige Streitigkeiten bezüglich der Grenzziehung mussten ebenfalls festgehalten werden. Der Kommis- sär verfasste anschließend eine „vorläufige Grenzbeschreibung“ (Grenzverlauf, Entfernungsangaben, Eigentümer), die gemeinsam mit der Skizze als Grenzprotokoll von allen Teilnehmern unterzeichnet und be- siegelt werden musste. Nach einer nochmaligen Überprüfung erfolgte die definitive Grenzbeschreibung. Parallel zur Festlegung der Ge- meindegrenzen sollten auch die Ei- gentumsverhältnisse innerhalb der Gemeinde erkennbar gemacht wer- den. Die Landbesitzer wurden aufgefor- dert, ihren Grund und Boden abzu- stecken (Pflöcke, Steine, Erdhügel, etc.) und etwaige Besitzstreitigkeiten zu bereinigen. Unterschiedlich ge- nutzte Flächen („Culturflächen“) sollten ebenfalls abgegrenzt werden. Franziszeischer Kataster - Urmappe 1859 Auffallend ist die große Fläche an Ackerland im Jahre 1859. Eine Ackerfläche von 117 Joch aufgeteilt auf 40 landwirtschaftliche Betriebe entspricht einer durchschnittlichen Ackerfläche von nahezu 3 Joch bzw. 1,7 ha je Hofstelle, wobei einzelne Betriebe wie z.B. der Zenzer mit 4,5 Joch Ackerfläche deutlich darüber lagen. Das Weideland (Hutweiden und Weide mit Holznutzen, sowie Almen) hatte damals eine Fläche von 3358 Joch bzw. 1931 ha. Das Holzland (Laubholz, Nadelholz, Mischwald, Niederwald, Auen und Gestrippe hat - te eine Fläche von 1696 Joch bzw. 975 ha. Die Gesamtfläche der Gemeinde ist mit 6381 Joch bzw. 3669 ha unverändert.

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