GZ_Schlaiten_2020_12

Seite 28 ‘ s Blattl Dezember 2020 Der Franziszeische Kataster – die sogenannte Urmappe ist wahrlich ein Sensationsprojekt seiner Zeit. 1817 startete eine revolutionäre Landvermessung - „Franziszeischer Kataster.“ Der Franziszeische – der sogenannte „Stabile Kataster“ stellte eine konstante Steuerbemessungs- grundlage dar, unabhängig davon, ob durch erhöhten Aufwand ein höherer Ertrag aus Grund und Boden erwirt- schaftet werden konnte. Der Fleiß des Besitzers sollte nicht bestraft werden. Umgesetzt wurde die Grund- steuerregulierung in Tirol erst 1880. Und 1897 wurde das Grundbuch, wie wir es bis heute kennen eingeführt. Während die Vermessungen z. B. in unserer Nachbarschaft Mölltal und Pinzgau bereits 1826, bzw. 1830 durchgeführt wurden, sollte es bei uns noch drei Jahrzehnte dauern, bis Tirol an die Reihe kam. Schuld daran waren aber eher die regionalen Ängste. Die Tiroler wa- ren halt einmal etwas misstrauischer gegenüber einer zentralstaatlichen Ordnung als das übrige Volk im Kai- serreich. “In Erwägung der Missverhältnisse sollte ein festes System der Grund- steuer eingeführt werden”, so die Präambel von Kaiser Franz I. (1792- 1835) - daher auch der Name Fran- ziszeischer Kataster. Die Staatskassen waren leer, die Kreditwürdigkeit erschöpft. Das Kai- sertum musste den Bankrott erklä- ren, schließlich wurde 1816 in Wien die Nationalbank gegründet, um das Währungssystem zu überwachen. Mit einem zentral und hierarchisch aufgebauten Staat und mit dem neu- en Steuersystem wollte man mehr Seilbahnen und Materialaufzüge in unserer Gemeinde F ra ziszeisch K tast r - Urmappe 1859 Einzutragen war die Fraktionsbezeichnung oder auch ein Flurname, die Parzellennummer, die Hausnummer, Zuname, Vulgoname und Vorname, Stand (Bauer, Wirt, Schuster, etc.), Wohnort, Kulturgattung (Acker, Wiese, Weide, Gemüsegarten, Nadelhochwald, etc.), die Fläche in Joch und Klafter sowie ein Feld für Anmerkungen wie z.B. Weiderecht oder Durchtriebsrecht. Auf diesem Beispiel ist zu sehen, dass Helena Lercher die Besitzerin vom Mairanwesen war. Josef Hatzer war der Besitzer vom Oberfotz. Unterfotz (heute Fotz) war damals bereits in Besitz der Familie Balthauser Gantschnig. Besitzer vom Neuhäusl (heute Ruep) war damals Thomas Ingruber, ein Faßbindermeister, abstammend vom Jörl, wo die Gruberleute früher zuhause waren. Bei diesem Auszug handelt es sich um kleine Grundparzellen entlang des Schlaitenbaches. Zu einem Hof gehörten meist auch mehrere kleine Parzellen, für die die Nutzungsart Gemüsegarten eingetragen war. Daher dürfte eine Fläche von 7 bzw. 9 Klafter für gewisse Gemüsesorten vielleicht ausreichend gewesen sein. Wie allerdings die Gemeinde Schlaiten ebendort eine einzelne Weideparzelle im Ausmaß von 4 Klafter (ca. 14 ½ m2) am Schlai - tenbach verwertet hat, kann heute wohl nicht mehr nachvollzogen werden.

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