GZ_Gaimberg_2020_12

56 6 Die Sonnseiten Nummer 67 - Dezember 2020 Nachrufe … so mahnt uns die „Sant- ner Lisl“ auf ihrem Sterbe- bildl. Elisabeth Bergmann verschied am 5. August 2020 nach kurzer schwerer Krank- heit. Unter sehr großer Be- teiligung fand sie am Frei- tag, 14. August, ihre letzte Ruhestätte im Elterngrab im Gaimberger Friedhof. Durch verwandtschaftliche Bezie- hungen stand es Pfarrer Sieg- mund Bichler zu, den Sterbe- gottesdienst zu zelebrieren, umrahmt von den „Gaim- berger Weisenbläsern“ und dem „Winklerner G’sang“, der ebenfalls aus verwandt- schaftlichen Gründen diesen Abschied mitgestaltete. Lisl hatte schon vor längerer Zeit ihren Bruder Hubert gebeten, ihre Lebensstationen in Worte zu fassen. Wie Lisl überhaupt in bewundernswerter Selbst- verständlichkeit die Organi- sation ihres öffentlichen Ab - schiedes übernommen hat. Als - sozusagen - letztes Werk ist ihr das gut gelungen. Die liebevoll geschmückte Urne im Blick, trug Christa Czo- pak, eine gute Freundin, auf Bitte der Angehörigen diesen Nachruf vor: Elisabeth Bergmann kam am 23. März 1956 in Lienz auf die Welt. Sie wuchs als drittes Kind des Bauern und Holzarbeiters Anton Berg- mann und seiner Frau Maria Bergmann, geb. Neumair, am „Santnerhof“ in Grafendorf auf. In den nachfolgenden Jahren sollte sie noch fünf jüngere Geschwister bekom- men. Nach Absolvierung der damals achtklassigen Volks- schule 1971 besuchte sie ein Jahr lang die Landwirtschaft- liche Landeslehranstalt in Lienz, wo sie den ländlichen Hauswirtschaftsgehilfenbrief erhielt. Für die Landwirt- schaft, wie sie selbst öfters eingestand, nur mäßig begei- sterungsfähig, trat sie 1974 in die Krankenpflegeschule am Bezirkskrankenhaus Lienz ein. Diese schloss sie im September 1977 als Diplom- krankenschwester ab. In der Folge war Elisabeth über viele Jahre am Lienzer Kranken- haus tätig und als Pflegerin von Vorgesetzten, Kollegen und Patienten gleichermaßen geschätzt. Geduld, Einfüh- lungsvermögen und Humor waren nur einige der Eigen- schaften, die sie auszeichne- ten. Immer wieder bildete sie sich auch beruflich weiter, so zum Beispiel 1985, als sie in Innsbruck einen dreimona- tigen Stationsschwesternkurs absolvierte. Im Frühjahr 1986 wollte sich Lisl, wie sie von ihren Ge- schwistern und vielen Freun- den genannt wurde, ein wenig verändern. Und so brach sie nachWien auf, wo sie für zwei Jahre am Wilhelminenspital, der nunmehrigen Klinik Ot- takring, eine Fachausbildung absolvierte. So sehr sie Wien als Stadt schätzte und deren kulturelles Angebot eifrig nutzte, so sehr fremdelte sie doch einigermaßen mit dem beruflichen Umfeld sowie der Arbeitsmentalität in dem städtischen Großkrankenhaus. „Das Arbeiten haben die Wie- ner nicht erfunden“, meinte sie damals in einem Brief la- pidar und merkte an, dass den Lienzer Patienten wohl nicht bewusst sei, „dass sie im „Ge- lobten Land“ krank sein dür- fen“. Im Herbst 1988 kehrte Lisl nach Tirol zurück und tat nun für drei Jahre Dienst an der II. Universitätsklinik für Chi- rurgie in Innsbruck. „Wenn Schwester Elisabeth im tur- nusmäßigen Nachtdienst oder an Sonn- und Feiertagen als dienstälteste Schwester ihre pflegerische Arbeit versah, war die Station in besten Hän- den“, so der bekannte Profes- sor und Klinikleiter Bodner in seinem Dienstzeugnis, als sie 1991 die Klinik wieder ver- ließ. Sie tat dies, um sich auf das vielleicht größte Abenteu- er ihres Lebens einzulassen: Nach einem mehrmonatigen Vorbereitungslehrgang brach Lisl 1991 als Entwicklungs- helferin nach Afrika auf, zu einem mehrjährigen Einsatz im z e n t r a l a f r i k a n i s che n Uganda, im Rahmen des Ös- terreichischen Entwicklungs- dienstes. Erste Erfahrung mit der Ent- wicklungszusammenarbeit hatte sie in den Jahren zuvor auf zwei Sommereinsätzen des Kolpingwerks im Norden Brasiliens erlebt, an denen sie mit ihrem Bruder und ihrer Schwester und einigen Ostti- roler Freunden teilgenommen hatte. In Uganda nun, im Westen des Landes, im kleinen Ort Katoosa im Vorland des Ru- wenzori-Gebirges, war sie im Basisgesundheitsdienst tätig. Dort arbeitete sie unter ande- rem in der AIDS-Aufklärung, führte Impfaktionen durch und bildete Hebammen aus. Als einziges Gesundheitsper- sonal vor Ort war „Adjeri“ - so ihr nach lokalem Brauch gegebener Beiname - jedoch auch faktisch Mädchen für alles und als Allrounderin gefordert. In Afrika gab es viele Herausforderungen zu meistern: starke Erdbeben, schlechte Straßen, heftigeMa- lariaschübe und nicht zuletzt auch korrupte lokale Verant- wortungsträger. Doch Lisl be- stand dies alles bravourös und mit Gottvertrauen und freute sich auch über mehrfachen Besuch aus der Heimat. Mit ihren afrikanischen Paten- kindern Euphresia und Ange- lika, denen sie eine Schulaus- bildung ermöglichte, stand sie bis zuletzt in regem Kontakt. Zu einigen Kollegen im Ent- wicklungsdienst entstanden langjährige, bis zuletzt wäh- rende Freundschaften, die auf Treffen, die sie teilweise selbst mitinitiierte, erneuert wurden. An einer für Herbst geplanten Zusammenkunft ehemaliger Entwicklungshel- fer in Osttirol, die sie noch selbst in die Wege geleitet und organisiert hatte, konnte sie nun leider nicht mehr teilneh- men. Nach ihrer Rückkehr aus Afrika Ende 1994 war Eli- sabeth erneut im Bezirks- krankenhaus Lienz als Kran- kenschwester tätig. Dabei engagierte sie sich nun auch im Betriebsrat, dem sie über viele Jahre angehörte. Ein Grundoptimismus, ge- paart mit trockenem Humor (manche erblickten darin - wie auch in anderen ihrer Ei- genschaften - das Villgrater Erbteil...) zeichnete sie aus. Wo Lisl war, wurde viel ge- lacht. Doch war sie genauso mit Rat und entschlossener Tat zur Stelle, wenn dies er- forderlich war. Gerade in den schwierigen Situationen und Schicksalsschlägen, die wohl jede Großfamilie irgendwann durchlebt, hat sie sich hier be- währt. Obschon zur „Stådtnerin“ ge- worden, nahm Lisl an den Ge- „Wenn ihr an mich denkt, seid nicht traurig, erzählt lieber von mir...“ Elisabeth Bergmann † 5. August 2020 i i -

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