GZ_Gaimberg_2020_12

52 2 Die Sonnseiten Nummer 67 - Dezember 2020 Nachrufe Seit der Sommerausgabe unserer Gemeindezeitung mussten wir uns wieder von einigen lieben Mitmenschen verabschieden. Es war ih- nen und den Angehörigen ein würdiges „Abschied-nehmen- können“ gegönnt, die beson- dere Situation durch die Co- rona-Pandemie beherrschen die Pfarrverantwortlichen in Organisation & Ablauf per- fekt. Am 28. Juni 2020 verkünde- te das Sterbeglöckl den Tod von Architekt Dipl.-Ing. Helmuth Thielmann und am Donnerstag, den 2. Juli, fand er unter großer Beteiligung seine letzte Ruhe am Friedhof in Gaimberg. Die Bläsergrup- pe „Per sonare“ umrahmte mit getragenen Weisen die Trauerfeier, die Dekan Franz Troyer leitete. PA Georg Webhofer trug in bewährter Weise den Lebenslauf des Verstorbenen vor: Helmuth wurde am 8.12.1934 in Telfs als zweiter Sohn von August Thielmann, Schuldirektor in Telfs und seiner Frau Anna, geboren. Die Volksschulzeit verbrachte er in Telfs, wo er die schrecklichen Auswir- kungen des Zweiten Welt- krieges erlebte. 1945 besuchte er das Gymnasium in Lan- deck, zuerst im Internat und dann als täglicher Fahrschü- ler. Nach der Matura studierte Helmuth an der Technischen Hochschule Graz Architektur. Als Kind und Jugendlicher war Helmuth sehr sportlich und begeisterter Skifahrer, Tourengeher und Schwim- mer. Nach der Matura machte er eine Ausbildung zum Schwimmtrainer in Schiel- leiten. In gemütlicher Runde erzählte er gelegentlich von seinem „Jugendmeistertitel für Vereine ohne Hallenbad“. Mit seinen Studienfreunden bezwang er meist in der Os- terwoche verschiedenste Berggipfel, wobei er auf die Besteigung des Piz Bernina (4.049 m) besonders stolz war. Um Geld für sein Studium zu verdienen, arbeitete er in einer Maschinenfabrik in Schweden sowie ein halbes Jahr als Zeichner einer groß- en kanadischen Holzbaufirma in Edmonton, Kanada. Dort lebte er bei seinem Bruder, der nach dem Krieg nach Ka- nada ausgewandert war. Noch während des Studiums wurde er von Architekt Buch- rainer anlässlich des Baus des Eisstadions für die Olym- pischen Spiele 1964 in Inns- bruck engagiert. In den folgenden 42 Berufs- jahren bildete Helmuth mit Kollegen verschiedene Bü- rogemeinschaften und leitete daraufhin eines der damals größten Tiroler Architektur- büros mit bis zu 18 Mitarbei- tern. Im Laufe der Zeit plante Helmuth Schulen, Wohnanla- gen mit insgesamt rund 1000 Wohnungen, Banken, Amts- gebäude und vieles mehr. Mit seinen Partnern gewann er einige große Architektur- wettbewerbe wie z.B. Stadt- saal Lienz, Reha-Zentrum Bad Häring, Krankenhaus Hall, Altersheime Telfs und Landeck, Unimensa und Stu- dentenheim Innsbruck, Ju- gendherberge Lienz und das Gebäude der heutigen Musik- schule. In den Jahren 1972 und 1973 verbrachte Helmuth jeweils zwei Monate in Nepal als Beauftragter der Weltgesund- heitsorganisation, um Klein- krankenhäuser mit Ambu- lanzen und Geburtsstationen sowie einen Zubau für das Krankenhaus Kathmandu zu errichten. Dort machte er Be- kanntschaft mit vielen interes- santen Menschen einschließ- lich der Königsfamilie. Gerne erzählte er von dieser für ihn so prägenden Zeit. Helmuth sah in diesen Monaten viel Armut und Leid. Durch den Bau der Kleinkrankenhäuser konnte den Menschen in ab- gelegenen Regionen geholfen werden, die bisher keinen Zu- gang zu medizinischer Ver- sorgung hatten. In den über 50 Jahren in Ost- tirol war Helmuth Mitglied beim Rotary Club Lienz, des- sen Präsident er im Jahr 1984 war. Neben den regelmäßigen Meetings mit den rotarischen Freunden war ihm der Kon- takt zu den Partnerclubs in Rovereto und Hof (Bayern) ein großes Anliegen. Helmuth liebte Musik, Kultur und Reisen. Bis spät in die Nacht waren die Klänge von Jazz oder klassischer Musik zu hören. Der jährliche Be- such der Barockopern bei der Festwoche der Alten Musik in Innsbruck wurde für ihn zur Tradition. Seine Studienrei- sen führten ihn nach Norwe- gen, Syrien, Japan und ver- schiedene andere Länder. 1974 heiratete er Herlinde Bauer und im Jahr darauf kam Tochter Sandra zur Welt. Im Jahr 2001 errichtete die Fa- milie zusammen mit Schwie- gersohn Thomas Gradnig ein gemeinsames Wohnhaus in Gaimberg. Kurz darauf be- endete Helmuth seine beruf- liche Laufbahn und genoss den Ruhestand bei der Fami- lie mit drei Enkelkindern, die viel Zeit mit ihm verbrachten und deren Heranwachsen ihm große Freude bereitete. Anfang dieses Jahres wurde bei Helmuth eine schwere Er- krankung festgestellt, von der er sich nicht mehr erholte. Am 28. Juni verstarb er zu Hause im Kreise seiner Angehöri- gen.“ Die Verdienste des Verstor- benen würdigte HR Dr. Lam- bert Grünauer (Rotary Club Lienz) am offenen Grabe. Ein bewegtes Leben hat an diesem Sommertag des Jah- res 2020 ein Ende gefunden. „Leicht wie eine Feder“ mag Helmuth das Leben wohl genommen und empfunden haben, Worte von Elisabeth Ziegler-Duregger drücken es bestens aus. „Für den, der hoffen kann, birgt jedes Ende einen tröstenden Anfang“ „Leicht wie eine Feder sollen wir unser Leben in den Händen halten. Jederzeit bereit, es frei zu lassen in die Weite des Himmels. Was wir dort tun können? Alle Sterne zählen, im Meer der Liebe nach unseren Tropfen suchen, Engel auf ihrem Weg begleiten und den Bäumen, die unsere Lieben trösten, beim Wachsen helfen in den selben Himmel“. Dieser Himmel möge nun Helmuths Lohn sein! Helmuth Thielmann † 28. Juni 2020 i i - Foto: privat

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