GZ_Gaimberg_2020_12

14 4 Die Sonnseiten Nummer 67 - Dezember 2020 Allgemein Friederike Steiner - eine Frau mit vielen Seiten Friederike Steiner, gebo- ren 1972, ist die Tochter von Aloisia und Friedrich Steiner aus Gaimberg. Mutter Loise (geb. Klaunzer) stammt vom „Schuster“ und Vater Friedl wurde zwar in Matrei in Ost- tirol geboren, zog aber im Volksschulalter mit seiner Familie zum „Plojer“. Als Friederike zwei Jahre alt war, übersiedelte die junge Familie nach Ebbs bei Kuf- stein, weil Friedl seine er- träumte Anstellung am Foh- lenhof bekam. Die Familie integrierte sich gleich ins Ebbser Dorfleben. Friedl war lange Mitglied der Musik- kapelle und Loise arbeitete im Kindergarten und in der Volksschule. Für ihr späteres Leben übernahm Friederike von ihren Eltern das stän- dige Interesse an Weiterbil- dung, die Freude am ehren- amtlichen Engagement und den Mut, sich anderswo eine neue Heimat zu suchen. 1992 wurde das Familienleben schwer erschüttert: Friedl verunglückte im Alter von 48 Jahren tödlich beim Ein- lernen von Pferden ins Kut- schen-Fahren in Ischgl. Friederikes Berufslaufbahn begann im technischen Be- reich. Nach der Volks- und Hauptschule in Ebbs be- suchte sie drei Jahre lang eine HTL für Möbel- und Innen- ausbau, bevor sie dann eine Lehre als technische Zeich- nerin absolvierte. Ihre Eltern unterstützten sie von Anfang an in ihren doch recht un- gewöhnlichen Berufswün- schen, wobei ihre Mutter schon damals ihr Talent auch im Bereich Sprachen und dem Umgang mit Menschen erkannt hatte. Bereits im jun- gen Alter von 20 Jahren hei- ratete Friederike und schenk- te Tochter Cornelia und Sohn Giuseppe das Leben. Bald darauf begann sie das Studi- um der Süd-Slawistik, lernte Bosnisch, Kroatisch und Ser- bisch und arbeitete nebenbei als Dolmetscherin. Nach der Trennung von ihrem Mann zog sie mit den beiden Kin- dern nach Innsbruck und musste sich dort - ähnlich wie ihre Eltern seinerzeit in Ebbs - ein neues soziales Umfeld aufbauen. Anschluss fand sie u.a. in der Öffentli - chen Frauenbibliothek des AEP (Arbeitskreis Emanzi- pation und Partnerschaft), wo sie sich erstmals mit Themen wie Frauen-Politik und Femi- nismus beschäftigte. Seit dem Kindesalter träumte Friederike davon, die Welt zu bereisen. Ihr Vater war näm- lich immer voller Begeiste- rung von seinen Reisen mit den Haflinger-Hengsten nach Paris, Marokko oder Saudi- Arabien nach Hause gekom- men. 2001 erfüllte sie sich dann diesen Herzenswunsch und reiste mit ihrer damals 8-jährigen Tochter Cornelia nach Gambia, Westafrika. Nach der Rückkehr lernte sie durch Zufall in Innsbruck den Gambier Ousman, den Vater ihres zweiten Sohnes Lamin (geb. 2003) kennen. Inte- ressanterweise stammt auch Cornelias heutiger Partner aus Gambia. Neben Gaim- berg, Ebbs und Innsbruck ist also auch der afrikanische Staat ein Stück Heimat für Friederike geworden. Mit ihrer einzigartigen Mischung aus Dialekten und Sprachen sorgt sie oft für Verwirrung und ist daher für Außenste- hende schwer einer Gegend zuzuordnen. „Du bist aber nicht von da?“ ist eine Frage, die sie öfters beantworten muss. Ein persönlicher Be- such in der „alten“ Heimat in Gaimberg geht sich leider nur ein bis zwei Mal im Jahr aus. Trotzdem stellt sich bei Frie- derike jedes Mal spätestens bei der Kurve beim Messner ein Gefühl des Heimkom- mens ein. Durch neue Medi- en wie WhatsApp ist sie vor allem mit Onkel Bartl Klaun- zer in regelmäßiger Verbin- dung. Es gab auch schon ei- nige Zusammenkünfte in Innsbruck mit den Nordtiro- ler Cousins und Cousinen aus der Schuster-Verwandtschaft. 2005 begann Friederike eine Ausbildung zur Bibliotheka- rin und war nebenberuflich zuerst als Mitarbeiterin und später als Leiterin der Frau- enbibliothek tätig. Hauptbe- ruflich war sie aber nach wie vor im technischen Bereich angesiedelt und arbeitete bei Telesystem Tirol (heute Ma- genta) und im Amt für Tief- bau der Stadt Innsbruck. Die Anstellung bei der Stadt Inns- bruck eröffnete ihr vieleMög - lichkeiten zur Umorientie- rung. Sie arbeitete im politi- schen Büro der Stadträtin, im Melde- und Passamt und im Vorzimmer der Abteilungs- leiterin der Bezirks- und Ge- meindeverwaltung. Diverse Fortbildungen, viel Erfah- rung mit verschiedenen Soft- wareprogrammen und der Dienstprüfungskurs ermögli- chten ihr schließlich den Um- stieg in die Verwaltung. 2018 Lamin, Cornelia, Lassana, Giuseppe und Friederike am Bahnhof Innsbruck. Das Team von ARANEA bei der Einweihung 2012: Rebekka, Cornelia, Friederike, Julia und Dunica i i - Fotos: privat Aus unserer Reihe: „Zugezogen - abgewandert“

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