GZ_Gaimberg_2020_12

12 2 Die Sonnseiten Nummer 67 - Dezember 2020 Landwirtschaft Immer, wenn ein so alter Mensch von uns geht, tun sich für mich im Rückblick auf dieses lange Leben ganz andere Welten auf und lässt mich an die Worte eines in- dischen Dichters denken, die da lauten: Ich schlief und träumte, das Leben sei Freude. Ich erwachte und sah, das Leben war Pflicht. Ich handelte, und siehe, die Pflicht war Freude. Es gibt zu denken, dass es in der heutigen Zeit zuneh- mend an Menschen zu feh- len scheint, die mit Freude ihrer Pflicht nachkommen und so für viele Jahrzehnte das Leben in der dörflichen Gemeinschaft prägen und mitgestalten. Im öffentlichen Leben zu stehen und zu wir- ken, scheint nicht mehr wirk- lich so prickelnd zu sein. Umso mehr ist es notwendig, in Dankbarkeit auf ein ver- dienstvolles, erfülltes Leben zu blicken, in dessen Verlauf für zahlreiche - heute selbst- verständliche Aktivitäten - der Same gelegt wurde. So ein Sämann ist der nun ver- storbene Altbauer beim „Grießmann“ Andreas Duregger gewesen. In eine karge Zeit hineinge- boren, in schwieriger Kriegs- zeit aufzuwachsen und den sich rasant ändernden Um- ständen gerecht zu werden, mit dem Wandel der Zeit mitzugehen, erfordert viel Mut, ein großes Verantwor- tungsbewusstsein und vor allem eine selbstverständ- liche Liebe zur heimatli- chen Erde....Das alles hat den Anda geprägt und gestärkt! Als Bürgermeister der Ge- meinde Gaimberg stehen mir in erster Linie Worte ehr- licher Bewunderung und großen Dankes zu. Die Zeilen auf der Parte suchte sich der Anda bereits vor zwei Jahren selbst aus und sie treffen zu. Von Sense und Sichel bis zum moderns- ten Mähwerk spannt sich der Bogen bäuerlichen Arbei- tens in neun Jahrzehnten. Stets zukunftsorientiert stell- te er sich den Entwicklungen nie entgegen, sondern sah in der Motorisierung und in der modernen Technik große Chancen zu erfolgreicher Be- wirtschaftung und daraus resultierender ertragreicher Landwirtschaft. Sein Interesse und seine Auf- geschlossenheit für Verän- derungen sind vorbildhaft. Ich erinnere mich gerne an meine letzten Besuche bei ihm, bei denen er sich genau über die Fortschritte und je- weiligen Bauphasen beim Umbau meines Elternhauses, dem „Sporerhof“ erkundi- gte und sich recht lobend und aufrichtig Mut gebend äu- ßerte. Als einer der ersten Traktor- besitzer in der Gemeinde be- teiligte er sich am Bau und an der Erweiterung der ver- s ch iedenen P rojek t e de r Lienzer Bergbahnen. So oblag ihm jahrzehntelang die Räumung der Parkplätze, wie er auch die Schneeräumung neben seinem Schwager, dem „Wachtlechner Peter“ in der Gemeinde Gaimberg für fast 40 Jahre innehatte. Gewis- senhaft und mit großer Freu- de übte er diese Tätigkeit aus. Zahllose Traktorfuhren dienten dem öffentlichen Leben, mögen sie bei Kirch- tagen, Zeltfesten der Vereine oder anderen Anlässen ge- wesen sein, auf den „Grieß- mann Anda“ konnte man ein- fach zählen. Diese Bereitschaft und Ver- lässlichkeit machten sich auch andere Institutionen und Ausschüsse zunutze. Den Grießmannbauer schätz- te man, sein Können und Wissen waren gefragt und kamen so der Allgemeinheit zugute. Anda übte die ver- schiedensten Ämter in un- terschiedlichen Gremien und Verwaltungen aus. So fun- gierte er viele Jahre als Dele- gierter der Molkerei und der Raiffeisengenossenschaft, war Gründungsmitglied des Maschinenringes, des Tiroler Steinschafzuchtvereines, des Nationalparks und verschie- dener Interessentschaftspro- jekte sowie beratendes Mit- glied in weiteren Vereinen. Über 50 Jahre trug der Grieß- Ein Bauer hat sein Feld mit Pflug und Sense wohl bestellt Worte von Bgm. Bernhard Webhofer am Grab vom „Grießmann Anda“ am Samstag, 26. September 2020 Der „Grießmann Anda“ trat seine letzte Reise auf demselben Pferdewagen wie Bischof Reinhold Stecher an. Worte aus dessen letztemBuch „Spätlese“ fandMag. Alois Außerlechner beim Abendgebet im Heimathaus: „Auf den herbstlich, stillen Fluren liegen die ersten bunten Blätter, wie sie im Lauf des Lebens von den Bäumen gefallen sind. Sie zeigen Blätter deines Lebens. Da sind die dunklen schwarzbraunen Blätter der Not und des Elends des Krieges, bei deren Anblick man froh ist und verwundert, dass man’s überlebt hat. Da sind die vielen hellen Blätter freundlicher Erinnerungen, die das Leben reich und erfüllt gemacht haben. Da sind manchmal auch die übermütigen, grell-bunten Blätter, die Erinnerung an Heiteres und Skurriles, um die man auch so froh sein muss, weil der Humor ein Gruß ans Dasein ist.“ Foto: Sepp Tscharnig i i -

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