GZ_Leisach_2020_12

8 Leisacher Gucklöcher Norbert Mariacher und seine multikulturelle Familie Norbert Mariacher ist schon allein durch seine unverwechselbare äußere Erscheinung mit den dichtgelockten langen Haaren eine beeindruckende Persönlichkeit, und sein ungewöhnlicher Lebensweg bestätigt diesen Eindruck. Zurzeit führt er mit seiner Frau und seinen drei Kindern ein relativ „normales“ Leben. Die Familie lebt in einer schönen, geräumigen Eigentumswohnung im Kernfeld, Norbert arbeitet als Tankwart bei der OMV-Tankstelle in der Iseltaler Straße. Was ihn allerdings geprägt und dann auch zu seiner bunten Familie geführt hat, ist sein Einsatz als Entwicklungshelfer in seiner Ju- gend. Norbert arbeitete von 1989 bis 1996 als Mitarbeiter des Österreichischen Entwick- lungsdienstes in Papua-Neuguinea. Seit er sich erinnern kann, interessierte er sich für die Menschen in fremden Ländern und ihre Lebensbedingungen. Der Wunsch, in einer anderen Zivilisation zu leben und Wissen weiterzugeben aber auch zu erwerben, „war immer schon in mir drinnen“, sagt Nor- bert. Am liebsten wäre er gleich nach dem Abschluss seiner Lehre als KFZ-Mechaniker und dem Präsenzdienst in die Entwicklungs- hilfe gegangen, aber einige Jahre Berufser- fahrung waren dafür Voraussetzung. Im April 1989 konnte er die fünfmonatige Ausbildung zum Entwicklungshelfer begin- nen, und im September flog er zu seinem Einsatz in Papua-Neuguinea, der vorerst auf drei Jahre befristet war. Den Wechsel vom rauen alpinen Klima in die tropische Klima- zone mit Tagestemperaturen um die 40° ver- kraftete Norbert erstaunlich gut. „Wichtig ist, viel zu trinken. Mein erster Einsatzort lag in Meeresnähe, wo eine ständige leichte Brise die Hitze erträglicher macht“, berichtet er. In der Amtssprache Englisch war Norbert eini- germaßen sattelfest, und auch das Pidgin, das die einheimische Bevölkerung spricht, erlernte er vor Ort notgedrungen relativ schnell. Sein erstes Projekt war in Wewak, einer Lan- deshauptstadt mit ca. 35.000 Einwohnern im Norden der Insel. Dort hatte ein amerika- nischer Orden eine Anstalt für straffällig ge- wordene Jugendliche aufgebaut, die dort ein Handwerk erlernen sollten, um ihnen eine Eingliederung in die Gesellschaft zu ermög- lichen. Norberts Aufgabe war es, den ein- heimischen Ausbildnern gute Kenntnisse in Mechanik und Schlosserei zu vermitteln, die dann an die Jugendlichen, die aus allen Teilen des Inselstaates kamen, weitergegeben wurden. Auch eine Ausbildung als Tischler wurde in der Anstalt angeboten, ebenso be- treut von einem österreichischen Entwick- lungshelfer. Im Rahmen seiner Tätigkeit und auch in der Freizeit konnte Norbert viel vom Land, seinen Bewohnern, ihrer Lebensart und ihren Problemen kennenlernen. Die katholische Kirche und auch andere Glaubensgemeinschaften haben in Papua- Neuguinea mehrere Einrichtungen aufge- baut, um der einheimischen Bevölkerung eine gute Ausbildung und damit berufliche Perspektiven zu eröffnen. Das staatliche Bildungswesen bot nämlich nur eine sehr fundamentale Schulbildung für alle, damit die Menschen möglichst nicht selber nach- denken und die herrschenden Zustände hinterfragen. Eine höhere Ausbildung war nur für Privilegierte im Ausland möglich. Durch die gute Vernetzung von kirchlichen Organisationen in ihrem Einsatz zur Verbes- serung der Lebensumstände der Bevölkerung ergab sich für Norbert die Option, seinen Vertrag um ein Jahr zu verlängern und beim Aufbau einer Berufsschule im Hinterland mit- zuwirken. Im Dorf Ambunti am Sepik-Fluss

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