GZ_Tristach_2020_12

8 Iahaha - über Pferde Dez. 2020 Roman Bundschuh (1929-2000) war beim Kleinbacher von Kind an mit Pferden vertraut. Auch er war einer der tüchtigen, mutigen Holzführer. 1983 stellte er im Moosbacherhof zwei Reit- pferde ein. Er sattelte später auf Haflin- gerzucht um. Seine Pferde - bis zu 14 Stück - waren auf der Weide, auf der Alm oder beim Bacher Sepp in Lavant im Stall. Sie führten ein schönes Leben, wurden nur gelegentlich zu Schlitten- oder Kutschenfahrten eingespannt. Als in den 60er Jahren die Pferde nach und nach von Traktoren verdrängt wurden und mit dem Bau der Forstwe- ge, endeten diese gefährlichen Unter- nehmungen. Der Winter 1951 stellte auch an die Pferde eine besondere Herausforderung. Franz Müllmann sen. (1902-1958), machtvoller Pilot des Schneepflugs, di- rigierte das Gespann aus sechs, acht und manchmal noch mehr Tieren gebie- terisch durch die Schneewüste, unter- stützt von mehreren Copiloten und un- terwegs von Kindern fasziniert bestaunt. Die riesige Schneelast brachte das Reiter Futterhaus zum Einsturz. Tage- lang waren Pferde damit beschäftigt, Balken und Bretter aus den Schneemas- sen zu befreien. Auch Amort Thomas (1898-1970), der Brunnerbauer, war ein begabter Schneepflugfahrer. Beim Brunner waren meist zwei Pferde im Stall. Sie wurden aber nie zusammen eingespannt, jedes musste für sich arbeiten. Als Mitte der 1950er Jahre ein Traktor angeschafft wurde, kam das letzte Pferd zum Veid- ler. Als der Brunner-Bauer den Umgang mit dem Traktor noch nicht im kleinen Finger hatte, wollte er das Gefährt in ei- ner brenzligen Situation aus der Macht der Gewohnheit mit dem Befehl „hå- hå, hå“ zum Stehen bringen. Ein legendäres Kosakenpferd stand beim Stöffler im Stall: ein Schimmel, schneeweiß, gepflegt, wohlgenährt und intelligent. Es brauchte am Acker nicht dirigiert werden; wenn eine Furche zu Ende war, drehte es selbständig um und zog die nächste. War es das Pferd eines Atamans? Beim Bichele wurden jahrzehnte- lang schöne Pferde gezüchtet, die mit manchen Auszeichnungen dekoriert wurden. Eines dieser Prachtrösser wur- de sogar nach München verkauft. Das Niederklapfer-Pferd musste stadttauglich sein, um das Heu aus den weitverstreuten Lienzer Pachtfeldern einzubringen und Molke aus der Mol- kerei zur Schweinemast nach Hause zu bringen. Beim „Luggisser“, Andreas Mayr (1927-1993), war die Milchsammel- stelle. Von dort musste die Milch zur Molkerei nach Lienz gebracht werden. Dazu bekam er den ersten Holzverga- sertraktor in Tristach. Nachdem das Ge- fährt aber bald unfahrbar wurde, mach- te die Moderne einen Umkehrschwung und es kam wieder ein Pferd zum Ein- satz. Der Hittinger Inwinkl (1912-1965) war ein echter Pferdeliebhaber. Er ließ seine Pferde auf satten Weiden grasen, während er mit seinen Ochsen die Fel- der beackerte. Der Wutzerbauer Franz Amort (1929-2018) fuhr nach Kriegsende mit seinem Fuhrwerk in die Einfanger. Aus Unachtsamkeit verhängte sich das Leitseil in einem Rad. Ein dort lagern- der Kosak eilte herbei, hob den Wagen mit einer Hand auf und befreite das Seil. Pferdeleute verstehen sich auch ohne Worte. Beim Linder (im Besitz der Familie seit 1595) war bis ins 20. Jahrhundert eine „Pferdetankstelle“. Der alte Sa- merweg von Leisach über Amlach nach Lavant bis Ötting ging direkt am Haus vorbei. Bis zur Drauverbauung 1860 führte zwischen Lienz und Nörsach kei- ne Brücke über die Drau. Die Fuhrleute konnten ihre schwer arbeitenden Rösser beim Linder tränken, füttern und rasten lassen. Pfarrer Niederkofler schreibt in seiner Chronik, verfasst zwischen1849 Niederklapfer Oskar mit Sohn Anton Anton Niederklapfer Franz Amort als Jugendlicher mit dem Pferd

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