GZ_Tristach_2020_12

Dez. 2020 Iahaha - über Pferde 7 Im Märzen der Bauer die Rösslein einspannt, er setzt seine Felder und Wiesen in Stand, er pflüget den Boden er egget und sät … Wie in diesem Kinderlied mag es allgemein gewesen sein, für Tristach ist die erste Zeile keineswegs stimmig, Tristacher Rösslein arbeiteten auch im Winter beim Mistaufbringen und beim Holzziehen. Alle Erzählungen über das Holzbringen ergäben die „Unendliche Geschichte“. Das Gemeindeholz - etwa 10.000 fm im Jahr - wurde im Som- mer gefällt und im Winter zum Abtrans- port ausgeschrieben. Jeder konnte sich mit seinem Fuhrwerk bewerben und wurde nach gelieferten Festmetern be- zahlt. Es war für manche Bauern der einzige Zuverdienst im Winter. Zuerst musste allerdings der Weg bis zur Do- lomitenhütte freigeschaufelt werden. Im schneereichen Winter 1951 arbeiteten bis zu 25 Männer drei Mal tagelang an der Schneeräumung. Es gab aber auch das Gegenteil: in schneearmen Wintern musste Schnee aus dem Wald in Kör- ben auf den Weg getragen werden. Beim Holzführen entwickelte sich ein richtiger Wettbewerb. Da herrschten mitunter raue Sitten. Es wurde getrickst und getäuscht. Verhüllte der eine schon am Abend die Küchenfenster mit De- cken, um den Nachbarn nicht zu verra- ten, dass man schon zur Abfahrt rüste, stopfte dieser die Glocken mit Heu aus, auf dass man seine Wegfahrt nicht höre. Bei Neuschnee ließ man ahnungslose Junge zuerst fahren. Üblicherweise star- tete man um 4 oder halb 5, nach Bällen beim Wirt ging so mancher Fuhrmann gar nicht ins Bett. Der früheste Start ist mit 21 Uhr vermerkt. In der Dolo- mitenhütte kochte die Bichele Barbe, ein Ziehkind beim Bichele, Knödel für die Fuhrleute, während die Pferde im Strickhofer-Stall gefüttert wurden. Es konnte auch vorkommen, dass den Pfer- den bei besonders steilen Auffahrten mit menschlicher Muskelkraft geholfen werden musste, z.B. beim Aufstieg zum Abtransport von Gemeindeholz nach La- vant. Holzführen war schwere Männer- arbeit. Als einzige, tapfere Frau betätig- te sich Adelheid Wendlinger „Schussn“, (1904-1989), an diesem „Sport“ und war bitter enttäuscht, wenn nach müh- samem Aufstieg bei bitterer Kälte nur noch „Kleinholz“ am Lagerplatz war. Die gesamte Holzernte musste ins Tal gebracht werden: die Stämme, die Äste als Brennholz, die Taxen als Streu und sogar die abgeschälten Rinden. Diese kaufte der Leder Wimmer zum Gerben. Die meisten Transporte fanden naturgemäß im Winter statt. Gelegent- lich wurde das eine oder andere auch mit einem Grett (einem zweirädrigen Karren) im Herbst geliefert. Die Brüder Franz und Lois Unterlug- gauer (1930-1997) - die Trattn Manda, von der Natur mit unermesslicher Kraft ausgestattet - fuhren Tag und Nacht (O- Ton Müller Franz). In gefährlichen Situ- ationen vertrauten sie nicht nur ihren Kräften, sondern mehr als einmal auch ihren Schutzengeln. Es gab oft brenzlige Situationen und leider einmal einen schweren Un- fall. 1950 wurde der damals 18jährige Stöffler Franz (1932-2006) zwischen einem großen Stein und einem herabfal- lenden Stamm eingeklemmt und verlor dabei einen Arm. Sogar über den zugefrorenen See fuhren Holzfuhrwerke. Da galt die De- vise: Wenn der Fuchs übern See geht, kann man es mit einem Pferd auch wa- gen. Nach diesen Erfahrungen der Vor- fahren fuhr der Bacher Lois (Klocker) 1974 sogar mit dem schwer mit Holz beladenen Traktor mehrmals über den See. Fritz Reiter mit Vater (1948) 28. Aug. 1958. Anton Stöffler und der Braune mit dem wehen Fuß am Lienzer Bahn- hof. Ein kleines bisserl Zucker!

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