GZ_Tristach_2020_12

6 Iahaha - über Pferde Dez. 2020 Iahaha über Pferde I n den Höhlenmalereien der Jung- steinzeit sind neben Mammut, Bison, Löwen und Bären auch Pferde skizziert. Alexander der Große, der be- deutendste Eroberer der Antike, feierte unwahrscheinliche Siege. Erste Misser- folge fielen mit dem Tod seines gelieb- ten Pferdes Bukephalos zusammen. Der Schmerz darüber soll den Niedergang des großen Feldherren beschleunigt ha- ben. Pferde sind aus der Weltgeschich- te, aus der Landwirtschaft, aus Literatur und Kunst nicht wegzudenken. In der Bibel kommen Pferde im Al- ten und Neuen Testament vor: „Ross und Reiter stürzt er ins Meer“ nachdem die Ägypter den Israeliten ins Rote Meer gefolgt sind. Die apokalyptischen Rei- ter aus der geheimen Offenbarung des Johannes stellte Albrecht Dürer in ein- drucksvollen Holzschnitten dar. Die Literatur wartet mit prominen- ten Pferden auf, z. B.: „Rosinante“- das Reitpferd von Don Quichotte oder „Rhi“ - das Pferd von Winnetou. Die Bildhauer schufen unzählige Reiterstatuen welt- weit. Von Prof. Jos Pirkner (Ehrenbürger von Tristach) stammen zwei großartige Pferdebrunnen, einer in Kufstein und der Niedersachsenbrunnen in Munster. In der Malerei wimmelt es nur so von Pferden: in Schlachtenszenen, in Sie- geszügen, in Heldendarstellungen, auf Kreuzwegstationen (z.Bsp. Ulrichsbichl) oder einfach nur das Pferd als edles, starkes Geschöpf. Auch in der Musik wird galoppiert, getrabt und gewiehert, z.B.: Das Weiße Rössl, die Kennmelodie aus Bonanza, rührselige Fiaker-Lieder, Fiaker-Marsch usw. In Filmen wie „Ost- wind“, „Der Pferdeflüsterer“, im span- nenden Wagenrennen in „Ben Hur“ oder in zahllosen Wildwestfilmen sind Rösser die Stars. Geschichten über Pferde ließen sich endlos fortsetzen: die Könige auf den Spielkarten sitzen nicht auf dem Thron, sondern auf Pferden, die Rei- terhorden des Dschingis Khan, die Flüchtlingstrecks aus Ostpreußen, die Tourniere der Ritter. Die nächtliche Himmelfahrt des Propheten Moham- med erfolgte mit seinem Pferd Buraq. Die Lipizzaner der Spanischen Hofreit- schule begeistern das Publikum. Aus der griechischen Mythologie stammt das Trojanische Pferd aus Holz und Pegasus, das geflügelte Pferd. Die wag- halsigen Ausritte der Kaiserin Sissy sind bekannt. Das Steckenpferd, die Ringel- spiele, Gasslrennen, Leonardiritt dien- ten der Unterhaltung. Die Post kam per Pferd, die ersten Eisenbahnen wurden von Pferden gezogen. Heute „dienen“ Pferde in erster Li- nie dem Sport: reiten, springreiten, tra- ben, Polo spielen, Dressur, Skijöring … in Tristach einst ... Bis Ende der Fünfzigerjahre des ver- gangenen Jahrhunderts spielten Pferde in Tristach eine tragende, besser gesagt eine ziehende Rolle. Die Anzahl der Pferde schwankte in den letzten 150 Jahren. Pfarrer Niederkofler schrieb in seiner Chronik im Jahre 1849: „Pferde hielt man früher viel mehr. Früher sol- len bei 20 Pferde in Tristach gewesen sein. Heute halten ein Pferd der Wut- zerreiter, Wutzerthoml, Bacher, Rösch, Jakober, Ober- und Unterortner, Taxer und Buecher, also neun.“ Nach der schändlichen Auslieferung der Kosaken an die Sowjets im Juni 1945 „bekamen die Einheimischen auch das eine oder andere der 5000 Kosakenpferde.“ (aus: Martin Kofler, „Osttirol vom 1. Weltkrieg bis zur Gegen- wart“). Einige dieser zähen Rösser taten auch in Tristach wertvolle Dienste. 1952 sind bei der Viehzählung 55 Pferde vermerkt (mehr als Bauern), 1960 waren es 31, 1983 wurden 22 gezählt, nur noch 13 waren es 1991, sieben mehr waren es 2001 und heute sind es zehn. Nach dem 1. Weltkrieg soll es in Tristach nur noch ein Pferd gegeben haben. Die Rösser mussten einrücken und fielen wie 19 junge Män- ner aus der Gemeinde dem Krieg zum Opfer. Ein Pferd war nach dem Krieg im wahrsten Sinne des Wortes Goldes wert. So wurde für ein Fohlen 50 000 österreichische Kronen bezahlt. Nach- dem die Österreichische Krone bis zur Währungsreform 1925 aber stark infla- tionär war, lässt sich der Preis in Euro nur umrechnen, wenn die Jahreszahl genau bekannt ist. Vor dem ersten Weltkrieg tauschte Hans Mitterhofer, ein Bruder des dama- ligen Kreithofers mit dem Bichele Bauer eine Aue. Leider konnte der Kreit Hans das Pferdeglück nicht lange genießen, er musste zu Kriegsbeginn einrücken und fiel 1918 in Primolano (Italien). In dieser besagten Aue wurde um 1950 ein „Füllele“ von zwei Hunden zu Tode gebissen. Auch im 2. Weltkrieg wurden Pferde eingezogen. Der Niedersachsenbrunnen in Munster Foto: Frank Vincentz (Wikipedia - GFDL)

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