GZ_Tristach_2020_12

Dez. 2020 Nachrufe 23 F rau Johanna Mariacher wurde als viertes von acht Kindern am 1.9.1927 in St. Peter bei Layen in Süd- tirol geboren. Die Eltern hatten dort eine kleine Landwirt- schaft. Mit 6 Monaten starb ihr kleiner Bruder Karl an einer Lungenentzündung - ein furchtbarer Schlag für die Familie. Wie sie immer aus ihrer Kindheit erzählt hat, wuchs sie in einem liebevollen Umfeld auf, trotz schwieriger Be- dingungen - Leben oben am Berg, Geldknappheit, sowie ein täglicher weiter Schulweg von einer Stunde bei jedem Wetter (und die Winter waren hart und sehr schneereich) - liebte sie ihre Heimat und fühlte sich wohl und geborgen. Es war streng verboten, in der Schule Deutsch zu spre- chen und wenn sie mit ihren Geschwistern italienische Lie- der sang, schmerzte das ihren Vater, der durch und durch Südtiroler war. 1940 optierte er für Deutschland und die Familie wan- derte aus. Sie entschieden sich, ihr Leben nach Lienz zu verlegen. Die Häuser waren noch nicht fertig gebaut, des- halb erhielten sie zwischenzeitlich eine kleine Wohnung in St. Johann in Tirol. Dort besuchten sie und ihre jüngeren Geschwister ein Jahr lang die Schule. Um die Familie über Wasser zu halten, arbeitete ihr Vater in Kufstein als Zimmermann. Auf dem Heimweg nach Feierabend wurde er von einem Radfahrer angefahren und erlitt dabei einen Schädelbasisbruch und eine Gehirnblu- tung und starb mit 41 Jahren. Johanna verlor nicht nur ihre Heimat, sondern auch noch dazu ihren Vater, den Fa- milienerhalter. Die Kinder versuchten nun, etwas zum Lebensunterhalt beizutragen und Hanni arbeitete in den Ferien als Kinder- mädchen gegen geringe Bezahlung. Sie wollte ihre Mutter jedoch mehr finanziell unterstützen und nahm für zwei Jah- re eine Stelle als Küchenhilfe in der Klinik in Innsbruck an. Nach regulärer Arbeitszeit wurde für „Gottes Lohn“ stun- denlang weitergearbeitet. Inzwischen war sie österreichische Staatsbürgerin, sie kündigte und suchte sich eine Stelle in einer Weberei in Mühlau. Dort blieb sie sechs Jahre lang. 1943 übersiedelte die Familie nach Lienz, eine nagelneue, wunderschöne Wohnung mit Garten, den ihre Mutter bewirtschaftete und Gemüse zum Verkauf anbaute. Anfangs der 50er Jah- re führte sie der Bildhau- er Desalla auf Grund ihrer künstlerischen Begabung, die sie und einige ihrer Geschwister von ihrer Mutter geerbt haben, zur Kunst des Schnitzens. Aber um wieder ein besseres Einkommen zu haben, ging sie wieder nach Nordtirol arbeiten. Bei einem Urlaub in Lienz lernte sie ihren künftigen Mann Josef kennen, der ihr rührende Liebesbriefe in wunderschönster Handschrift schickte und sie damit, wie sie es selbst nannte, „gefangen“ hat. 1957 heirateten die beiden und zogen in ein kleines Häuschen in Tristach, das Josef erbaute. Acht Jahre später errichteten sie ein schönes, neues Haus, wohnten aller- dings im Keller, da der Rest vermietet wurde, bis die Schul- den dafür abbezahlt waren. Auch noch später vermietete Hanni Zimmer an Ur- laubsgäste, wobei sie mit einigen bis an ihr Lebensende in Kontakt blieb. Leider erkrankte ihr Mann und sie pflegte ihn jahrelang liebevoll bis an sein Ende im Jahre 2009. Das Schicksal schlug im August 2012 erneut zu, Hanni erlitt eine Gehirn- blutung. Seit dieser Zeit war sie auf Hilfe angewiesen und lebte mit einer 24-Stunden-Pflege. Auf Grund ihrer immer mehr zunehmenden Schwäche war dies leider auch nicht mehr möglich und Hanni erhielt im Frühjahr dieses Jahres einen Platz im Wohn- und Pflegeheim Nussdorf-Debant, wo sie sich zunehmend erholte und wieder zu Kräften kam. Immer wieder betonte sie, dass es ihr hier gut geht und sie sich sehr wohl fühlt. Gott meinte jedoch, Hanni zu sich zu rufen und sie verstarb am 28. November infolge des Corona-Virus . Johanna Mariacher, geb. Schätzer, † 28.11.2020

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