GZ_Doelsach_2020_11

November 2020 Dölsacher Dorfzeitung Seite 27 In einem Bericht über Dölsach aus dem Jahre 1807 heißt es unter anderem: „Die Häuser sind meist aus Holz; nur wenige gemauert. Alle sind mit Schindeln gedeckt. Stroh- oder Ziegeldach keines. Die Leute sind arm und mit hohen Grundlasten bedrückt. Nirgends be- steht eine Feuerwehreinrichtung. Bei den Landgedingen wird die Feuerordnung von 1787 kund- getan. Löschgeräte keine. Versicherungen noch keine, aber die Nachbarn helfen einemAbbränd- ler, indem sie ihm das Haus unentgeltlich aufbauen. Dölsach hat 25 Häuser, Stribach 13, Göriach 21, Gödnach 26, Görtschach 25.“ Im Brandfalle war es also ziemlich aussichtslos, ein Haus zu löschen. Gründe: Einmal, weil ein Holzbau sofort lichterloh brannte, zum andern, weil das Wasser wenig oder weit weg war, drittens gab es außer ein paar Eimern keine Löschgeräte und viertens war der Bauer ja gar nicht Besitzer des Hauses, sondern der Grundherr. Zwar wurde im Jahr 1825 die Tiroler Landesbrandschadenversicherung gegründet, aber auf dem Lande fand sie wenig Anklang, weil den Leuten, wie gesagt, der Hof ja gar nicht gehörte und weil sie in ihrer Armut auch gar nicht das Geld gehabt hätten, eine für Holzbauten doch hohe Versicherungsprämie zu bezahlen. Die letzten zwei Punkte änderten sich erst mit der Grundentlastung von 1848, als der Bauer Be- sitzer wurde und viele Abgaben wegfielen. Aber auch dann dauerte es noch lange genug, denn wenn die Nachbarn halfen, war es doch klüger, es brennen zu lassen und gratis aufzubauen, als eine hohe Prämie zu bezahlen. Aber im Falle eines Großbrandes stimmte diese Rechnung nicht mehr, denn da hatte jeder für sich selbst zu tun. Damit wurde eine Versicherung schon interes- santer. Diese verlangte aber nicht Zuschauen beim Brand, sondern tapferen Einsatz, um den Scha- den und somit die Schadenssumme zu verringern. Erst zu diesem Zeitpunkt wurde die Feuerwehr aktuell, und man schritt zur Tat. Im Jahr 1882 erschien ein Landesgesetz, mit welchem die Gemeinden aufgefordert wurden, freiwillige Feuerwehren zu erstellen im Sinne der „Feuerpolizei- und Feuerwehrordnung für die Gefürstete Grafschaft Tirol“ vom 28. November 1881. Aber, angeregt durch das gute Beispiel anderer Orte, war man in Dölsach diesem Gesetz schon lange zuvorgekommen. Hier wurde die Freiwillige Feuerwehr schon am 18. April 1875 gegründet, wie der „Pustertaler Bote“, Nr. 17, vom Freitag, dem 23. April mit Freunden berichtet: Es ist eine erfreuliche Tatsache, daß sich den 6 bereits bestehenden Feuerwehren im Pusterthal (Bruneck, Lienz, Matrei, Sillian, Toblach und Niederdorf) nun Dölsach als siebte anschließt. Der Sinn für ein geordnetes Feuerlöschwesen wächst in der Bevölkerung immer mehr. Es hat lange Jahre gedauert, bis es so weit war. Im Jahre 1873 zählte man bei 1000 Mitglieder. Heute ist die Zahl der Mitglieder der Feuerwehren Deutschtirols auf ca. 3000 gestiegen. „Mit Vergnügen konstatieren wir heute, daß im Pfarrdorf Dölsach am 18. ds. die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr vor sich ging; über Ersuchen der Gemeindevorstehung hatten sich einige Mitglieder der Commandantschaft der FF Lienz eingefunden, um der Wahl der Vorstehung sowie der ersten Probe mit der neuen Kaust‘schen beizuwohnen. Im Saale des Putzenbacherschen Gast- hofes hatten sich an 50 junge Männer versammelt, welche den Beitritt zur Feuerwehr angemeldet hatten. Gewiß eine stattliche Anzahl für eine Ortschaft wie Dölsach! Feuerwehrhauptmann Rainer aus Lienz eröffnete auf Verlangen die Versammlung, indem er seiner Freude über die Bildung einer Freiwilligen Feuerwehr in diesem Orte Ausdruck verlieh, den Zweck derselben im allge- meinen erörterte und schließlich die Anwesenden aufforderte, die Vereinsvorstehung, resp. die Commandantschaft zu wählen. Bei der hierauf vorgenommenen Wahl wurde Herr Karabacher, Arzt und Gastwirth, zum Hauptmanne gewählt, welcher die auf ihn gefallene Wahl auch anzu- nehmen erklärte. Nachdem der ganze Wahlakt vollendet, ging es an die Spritzenprobe.“ Chronik: Die Feuerwehr

RkJQdWJsaXNoZXIy MTUxMzQ3