GZ_Virgen_2020_11

Virger Zeitung 44 Wirtschaft – Tourismus Leben mit und in der Natur. Heuer habe ich eine Hirtenstelle gesucht, weil ich mehr allein sein und mehr Zeit mit dem Vieh verbringen wollte und weil ich mir einfache Hütten als Zuhause gewünscht hab. In Zukunft führe ich gewisserma- ßen zwei Leben. Neun Monate ar- beite ich als Bilanzbuchhalterin in Lienz und drei Monate bin ich Hir- tin und die Maureralm schien irgendwie für mich vorbestimmt. Als ich dann am dritten September- wochenende dabei geholfen habe, meine mir anvertrauten „Weibelen“ auf die Hänger der Bauern zu verla- den, kam neben einer gewissen Er- leichterung auch ein Stück weit Wehmut auf. Ich war kraftlos ge- worden, körperlich und emotional, und ich war froh, dass die ständige Sorge ums Vieh mit diesem Tag ein Ende hatte. Wehmütig aber blickte ich zurück auf viele wunderschöne Momente, auf Kraftplätze, Sehn- suchtsorte, auf großartige Men- schen, die ich kennenlernen durfte und auf meine Leihhündin Lilli, mit der ich mich sehr verbunden fühlte. Die eine oder andere Kalbin hatte mich manchmal Kraft und All die wunderschönen Fotos von meinem Sommer im Maurertal, die viele auf Facebook bewundert haben, vermitteln ein falsches Bild. Wer nicht selbst mal Hirte war und dieses einfache, einsame und anstrengende Leben geführt hat, das nicht nur schönes Wetter kennt, kann sich das nicht vorstellen und es erklärt, warum jedes Jahr wieder Hirten ge- sucht werden. Aber nicht nur das wird immer schwieriger. Es stellt sich grundsätzlich die Frage, wie lange extreme Almen wie die im Maurertal überhaupt noch bewirtschaftet wer- den. Was die Bauern da oben leisten und riskieren, um die Alm zu bewei- den ist extrem, und wenn ich sie ge- fragt habe, warum sie sich das über- haupt antun, erzählten sie mir etwas von Tiergesundheit, Landschafts- und Kulturpflege und Tradition. Es geht nicht ums Geld und dass die Bauern keine Wertschätzung dafür erhalten was sie leisten, damit haben sie sich schon längst abgefunden. Wirklich problematisch sind The- men, die in jüngster Vergangenheit erschwerend hinzugekommen sind, wie Haftungsfragen bei Kuhattacken und ganz aktuell das Thema Wolf. Ich bin kein Landwirt und auch nicht Biologe oder Geologe und ich kann nichts Schlaues darüber schrei- ben was passieren wird, wenn kein Vieh mehr auf die Almen aufgetrie- ben wird, aber das muss ich nicht. Wir haben das alle schon mehrfach gelesen und gehört, wir haben es nur noch nicht begriffen. Letztes Jahr war ich auf einer Kuh- alm mit Käserei und Gastronomie. Es sollte eine einmalige Auszeit sein, aber ich habe mich hoffnungs- los verliebt, in die Kühe und das LANDWIRTSCHAFT eine Hirtin erzählt mag. christina gollner aus nußdorf-debant nahm sich eine auszeit von ihrem Beruf als Bilanzbuchhalterin und war im sommer Hirtin in der maurer alm. die natur und mit tieren zusammen zu sein ist für christina wahre lebens- qualität.

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