GZ_Heinfels_2019_02

Berichte 16 Aus unserer Dorfgeschichte Die Tessenberger Musikkapelle Viele Jahre bevor 1927 die Musikkapelle Panzendorf ge- gründet wurde, gab es auf dem Gebiet der heutigen Ge- meinde Heinfels bereits eine andere Blasmusik: die Ka- pelle Tessenberg. Die Geschichte dieser für kurze Zeit existierenden Musikkapelle verläuft weitgehend im Dun- keln, nur sehr wenige schriftliche Quellen belegen diesen Klangkörper. Wichtige Hinweise und Informationen bieten mündliche Überlieferungen sowie einige damalige Instru- mente. Die erste schriftliche Erwähnung der „Tessenberger Musi- kanten“ findet sich in der Tessenberger Pfarrchronik aus dem Jahr 1892: „Am 7. Februar schrieb mir Kaplan Falbesoner von Hein- fels, dass am 9ten Febr. in Panzendorf eine Hochzeit sei, wobei die Tessenberger Musikanten die Tanzmusik be- sorgen und bath mich, dagegen zu agitiren. Ich tath es, aber ohne Erfolg, denn die Zeit war schon zu nahe ge- rückt und meine Burschen konnten und wollten dem Sal- cher Wirth Lienhart nicht mehr Verlegenheit bereiten. Meine Strafe dafür wird darin bestehen, daß ich mir am Abende vor Georgi die übliche Serenade verbiethe und auch den üblichen Pakschisch von 5 fl im Sacke behalte.“ Daneben findet man in der Pfarrchronik nur sehr wenige weitere Erwähnungen des En- sembles, wobei meist nicht klar ist, ob sich der jeweilige Seel- sorger mit seinen Eintragungen tatsächlich auf die angespro- chene Musikkapelle bezog. So verhält es sich etwa mit dem Bericht über einen Bischofs- besuch in Tessenberg aus dem Jahr 1889, wo von einem Emp- fang mit „Schützen, Kranzjung- frauen und Musik“ die Rede ist. Es geht jedoch nicht hervor, ob damit die eigene Musikkapelle oder diejenige von Strassen gemeint ist, welche bei Veran- staltungen in Tessenberg zumindest ab den 1930er-Jahren häufig ausrückte. Erwähnt wird eine Tessenberger Blasmusik auch in der Pfarrchronik von Außervillgraten. Dort ist zu lesen, dass bei der Einweihung des dortigen Schulhauses am 28. Okto- ber 1896 die Musikkapelle Tessenberg aufspielte. Der mündlichen Überlieferung zu Folge wurde dieses En- semble von den zwei gebürtigen Außervillgratern Josef Hofmann und Paul Fürhapter gegründet, welche in den 1860er-Jahren gemeinsam nach Tessenberg zogen. Wei- ters wird erzählt, dass die Tessenberger Musik Instrumen- te der Musikkapelle Außervillgraten erhielt, da diese da- mals eine Zeit lang nicht existierte. Einzelstücke befinden sich heute noch in verschiedenen Häusern im Dorf. Das Kapellmeisteramt soll lange Zeit Peter Kofler (vlg. Petner) ausgeübt haben. Genaue Daten über die Bestandsdauer sind auf Grund der Quellenlage nicht mehr ausfindig zu machen. Die mündli - che Überlieferung berichtet, dass die Kapelle bis vor dem Ersten Weltkrieg bestand. Umrahmt wurden vor allem kirchliche Anlässe in Tessenberg (u. a. Prozessionen). Vom frühen Ende der Kapelle wird folgendes erzählt: Eines Ta- ges im Fasching soll die Kapelle bis in den Aschermittwoch „hinein musiziert“ haben, woraufhin der damalige Tessen - berger Pfarrer der Musikkapelle das Spielen verboten hat- te. Das war das Ende der Tessenberger Musikkapelle. Hinwei : Das Buch „Die Musikkapelle Heinfels in Geschich- te und Gegenwart“ von Thomas Leiter, in wel - chem die über 90jährige Geschichte des Vereins detailliert und mit zahlreichen Fotos aufgearbei- tet wird, ist im Gemeindeamt Heinfels oder beim Verfasser zum Preis von 30 € erhältlich. Text: Thomas Leiter Foto: Archiv Hermann Fürhapter

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