GZ_Heinfels_2019_01

Berichte 9 auf Kupfer prospektiert. Wahrscheinlicher aber ist, dass der „Geißelheiland“ erst später – wie auch andere Ausstattungsstücke – in die Ka- pelle kam. Der Flurname „in der Hube“ lässt sich mit Hügel oder Berggrat erklären, weniger wahrscheinlich ist seine Ableitung aus dem Begriff „Hube“ kleines Gut oder halber Bauernhof. Denkt man über die Bauzeit der Kapelle nach, so kann man wohl Krisen und Notzeiten ausschließen, wie die dem Tiroler Aufstand unmittelbar folgenden Jahre, bis etwa 1820, ebenfalls die aufklärerische Periode Josef II. So engt sich das Zeitfenster im18. Jahrhundert zwischen 1790 und 1805 ein, und im 19. Jahrhundert wird der Neubau ei- ner Kapelle erst wieder ab 1814, eher nach 1820 denkbar, als es in Tirol wirtschaftlich wieder aufwärts ging. Die in der Literatur vertretene Ansicht, dass die Kapelle wohl im 17. Jahrhundert worden sei, ist nicht begründet. Sie leitet sich möglicherweise von einem Ölbild der 14 Nothelfer ab, bis 1951 hing dieses in der Kapelle und wurde im Zuge der Kirchenrenovierung von St. Peter in Panzendorf gegen einen Seitenaltar von dort ausgetauscht. Das Bild mit der im Alpenraum oft verehrten Heiligengruppe soll aus dem frühen 17. Jahrhundert stammen. Besonders zu Pestzeiten wurden die 14 Nothelfer angerufen. Das Gemälde musste, damit es in den rechten Chorzwickel der Expositurkirche St. Peter in Panzendorf passte, zurechtgeschnitten wer- den. Angeblich machte dies 1951 der Maler Kurt Anders, der es auch retuschierte. Zur Ausstattung der Kapelle gehören auch zwei Heiligenfiguren, die vor dem Chor in den nischenförmigen Stichkappen des Gewölbes auf ei- ner barocken Konsole stehen. Links Johannes der Täufer mit Stab, zu seinem Füßen ein Lamm, rechts wohl Johann Evangelist, dessen Attribute sind verloren. Die eher bäuer- lich aufgefassten Skulpturen dürften aus dem späten 18. Jahrhundert stammen. Ein gleichzeitiges Ölgemälde hängt innen über dem Kapelleneingang. Es zeigt die Heilige Fa- milie, Maria gekrönt mit Szepter, Josef mit Lilie und über den Personen schwebend die von Puttenköpfen umgebene Taube des Heiligen Geistes. Das Gemälde ist eher dunkel und passt nicht so recht in den Kontext einer „Silvester- kapelle“. Mit diesem Papst ist die Legende von der „kon- stantinischen Schenkung“ verbunden, wonach der Hei- lige Silvester als Bischof von Rom Kaiser Konstantin den Großen getauft und von einer Aussatzerkrankung geheilt habe. Aus Dankbarkeit gab ihm der Kaiser die Stadt Rom, ja das ganze Abendland als Geschenk. Silvester ist der Pa- tron der Haustiere, sorgt für eine gute Heuernte und für ein gutes Neues Jahr. Die spätbarocke Inschrift außen un- ter Skulpturennische „hl / Sylvester / bitte für uns“ kor- respondiert mit dem ehemals in der Kapelle befindlichen Bild von den 14 Nothelfern. Ausdruck von existenzieller Not in der Erbauungszeit der turmlosen, zum Teil in den Hang gebauten Kapelle. Sie wird von den drei Hofeigen- tümern in Heinfelsberg unterhalten, und manchmal liest ein Priester in ihr eine Messe. Anzumerken ist noch ein barock gefasster kleiner Schrein auf der linken Kapelle- ninnenwand. Alles zusammengenommen: Wahrscheinlich stammt die Kapelle in der Hube aus dem letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts und wurde als Hauskapelle zu den 3 Höfen dort erbaut.

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