GZ_Kals_2020_09

94  FODN - 75/02/2020 FODN - 75/02/2020   95 UMWELT & NATUR UMWELT & NATUR Von Maria Deutinger N eben der aktuellen Pandemie be- gleiten uns auch weiterhin The- men wie Umwelt, Erderwärmung und der Erhalt unseres Lebensraumes. Gerade unser Lebensraum hier in Kals ist etwas Besonderes - einerseits natür- lich, da er unsere Heimat ist und ande- rerseits, weil er eine unvergleichliche Vielfalt an Natur bietet. Diese Natur zu schützen ist eine Her- zensangelegenheit von vielen von uns. Doch wo anfangen? Es gibt viele Initi- ativen, die auf den Erhalt unseres Le- bensraumes abzielen. Die Verschmut- zung durch Feuerwerkskörper, Raketen und ähnliches an Silvester zählt hier auch mit dazu. Für einen kurzen Spaß produzieren wir hiermit jedes Jahr auf vielen Ebenen eine langfristige Belas- tung für die Natur - somit auch für uns. Hohe Feinstaubbelastung und hohe Lärmbelastung sind neben dem produ- zierten Müll die größten Effekte. Hier ein paar Fakten dazu: Müll: In Summe werden österreichweit 1000 Tonnen Müll zum Jahreswech- sel erzeugt. Neben den Raketen in der freien Natur bleibt dieser Müll auf den Feldern, aber auch in unwegsamen Gelände, liegen. Die darin reichlich enthaltenen Schadstoffe gelangen mit dem Regenwasser in die Böden und Gewässer und stellen somit lo- kal eine Gefährdung der Umwelt dar. Lärm: Wildtiere und Haustiere ha- ben eine erhöhte Lärmwahrnehm- ung. Der Energiehaushalt der Wild- Alle Jahre wieder oder Silvester heuer doch anders? tiere ist im Winter heruntergefahren. Durch den Raketenlärm geraten sie in Panik, ergreifen die Flucht und ver- brauchen durch den verursachten Stress einen Großteil der zum Überleben notwendigen Energien. Sie brauchen oft Tage und Wochen, bis sie in ihr gewohntes Verhalten zurückfinden. Luftverschmutzung: Die Feinstaubwerte sind teilweise 20-mal so hoch wie nor- mal (und damit weit über den EU-Grenz- werten). Die durch die Explosionen freigesetzten Kleinstpartikel verblei- ben je nach Witterung noch Stunden, teilweise auch tagelang, als Feinstaub in der Luft. Einige Studien legen nahe, dass Nanoteilchen durch die Lungen- wand in die Blutbahn gelangen können und daher eine besondere Gefahr für die Gesundheit darstellen. Diese Fakten und eine zeitaufwändi- ge Säuberungsaktion auf den Feldern durch meine Nichte Bettina und ihren Mann haben mich dazu bewogen, den Artikel zu schreiben. Mir ist es ein pers- önliches Anliegen, darauf aufmerksam zu machen, welche langfristigen und negativen Auswirkungen der kurze Spaß hat. Denn auch wenn das Spekta- kel am Himmel oder vor der Haustüre nur einige Minuten dauert, bleibt die Verschmutzung lange bestehen. Es gibt viele gute Gründe für die Sinnhaftigkeit des Verzichtes auf Sil- vesterraketen und Böller. Diese liegen auf der Hand: ƒ Plastik und gefährliche Stoffe drin- gen in unsere Umwelt und werden zu Gefahr für Menschen und Tiere. Die Reste der Raketen bleiben auf unse- ren Feldern liegen und gelangen da- durch ins Heu unserer Kühe und in unsere Nahrung. ƒ Tiere leiden besonders durch den Lärm, der sie aufschreckt. Ihr erin- nert Euch noch an den Hund, der vor ein paar Jahren durch den Raketen- lärm und die Böller davonlief und Tage später von einer Felsklippe ge- rettet werden musste. Auch Babies und Kleinkinder und alte Menschen leiden durch diesen Lärm. ƒ Es wird buchstäblich viel Geld (ca. 10 Mio EUR pro Jahr) in die Luft ge- schossen, das wir anderweitig sinn- voller einsetzen können. ƒ Raketen werden in Kinderarbeit in Dritte-Welt-Ländern hergestellt ƒ Die Verletzungsgefahr durch die Böller ist groß, ich erinnere mich an schwerste Handverletzungen, die ich in der Silvesternacht im Kranken- haus versorgt habe. ƒ Die Feinstaubbelastung für die Lun- ge ist erheblich und kann Asthma auslösen. ƒ Eine saubere Umwelt ist unsere Zu- kunft! So mancher wird sich nun denken: was macht denn die eine Rakete oder der eine Böller schon aus? Soll doch der Nachbar darauf verzichten. Verände- rung fängt jedoch immer bei uns selbst an. Der Verzicht auf unsere gewohnten Silvesterpraktiken ist ein Schritt, um weiter Verantwortung für unser schönes Tal zu übernehmen. In diesem Jahr, in dem so vieles an- ders läuft als geplant, bietet sich auch die Chance, alte Gewohnheiten hinter uns zu lassen. Wie bei allen Entscheidungen gilt es die Vor- und Nachteile abzuwä- gen. Rechtfertigt der kurze Spaß eine langfristige Umweltverschmutzung und somit die Zerstörung unseres Lebens- raums? In meinen Augen kann ich das mit einem klaren Nein beantworten! Daher bitte ich Euch zum Wohle von Mensch, Tier und Natur auf Silvesterra- keten zu verzichten und dies auch den Gästen zu vermitteln. Mein Anliegen konnte ich bereits mit unserer Frau Bürgermeisterin und mit Herrn Vizebürgermeister Martin Gratz besprechen, die beide von der Idee an- getan sind. Auch Bettina Metz ist es ein Anliegen und unterstützt die Idee. Martin Gratz ist dabei, eine Alterna- tive zu den Raketen in Form von Musik und Licht auszuarbeiten. Ein solches Projekt ist auch mit Kosten verbunden. Anstelle der Investition in Raketen kann jeder seinen Beitrag zum neue Silvester- projekt leisten oder den Sozialarbeits- kreis in Kals finanziell unterstützen. Wir freuen uns über jeden, der mit- macht und seine Ideen für Alternativen zum Silvesterfeuerwerk kundtut. Sendet diese gerne an Martin Gratz oder mich. info@martin-gratz.at maria@deutinger.at Zeitaufwändige Säuberungsaktion auf den Feldern durch Bettina Metz und ihren Mann Das Ergebnis Liebe Kalserinnen und Kalser! Wir erleben jetzt gerade eine Zeit, die sich noch zu Beginn des Jahres niemand hätte vorstellen können. Mehr denn je denken wir an unsere Zukunft und wie sich alles weiter entwickeln wird. Quellen: ƒ https://www.tirol.gv.at/meldungen/meldung/ artikel/silvesterfeuerwerke-und-ihre-folgen ƒ https://www.meinbezirk.at/innsbruck/c-loka- les/raketenverzicht-schuetzt-die-umwelt-und- erspart-tieren-grosse-angst_a3831123

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