GZ_Kals_2020_09

FODN - 75/02/2020   89 88  FODN - 75/02/2020 UMWELT & NATUR UMWELT & NATUR Von Christoph Rogl A ls mein Vater Peter Rogl im Jahr 2007 allzu früh verstarb, habe ich zusammen mit Peter Ponhol- zer die Bewirtschaftung des Kalserba- ches übernommen. Damals waren die Strukturen noch nicht ganz klar und es konnte sowohl mit der Fliegenrute als auch mit Spinnruten und somit auch mit Lebendködern, Maden, Würmern etc. gefischt werden. Nach einigen sehr in- tensiven Gesprächen mit meinem Mit- pächter Peter wurde schnell klar, dass eine erfolgreiche Bewirtschaftung eines so „komplizierten und komplexen“ Ge- birgsbaches nur möglich ist, wenn sie sehr nachhaltig und naturnah geschieht. Auswärtige Forellen, die weder schnel- ler Strömung noch Hochwasser gewach- sen sind, haben im Kalserbach keinerlei Überlebenschancen und sind eher eine Belastung für den autochthonen Fisch- bestand, da sie ihre „schlechten“ Erbei- genschaften an die nächste Generation weitergeben. Dies haben wir uns zum Grundsatz genommen, um einen „autochthonen“ Fischbestand im Kalserbach zu forcie- ren. Durch das Einsetzen der Urforelle im Dorfertal, organisiert vom National- park Hohe Tauern Osttirol vor mittler- weile 20 Jahren, haben wir schon in eine solche nachhaltige Bewirtschaftung hi- neinschnuppern dürfen. Schnell wurden also nicht nur Urforellen im gesamten Kalserbach eingesetzt, sondern diese auch jährlich aus Wildfängen heimi- scher Fische nachgezüchtet, sodass sich im Laufe der letzten Jahre ein wunder- schöner, autochthoner Bachforellen- stamm in Kals etablieren konnte. Um die Fische maximal zu schonen, wurde ein "Catch and Release" Verfah- ren eingeführt, das so viel heißt wie fan- gen und wieder freilassen. Die Fische werden mit kleinen Schonhaken gefan- gen und schonend wieder in ihr Element entlassen. Manchmal wird auch ein schönes Foto gemacht, bevor man den Fisch wieder schwimmen lässt. Auswildern unter Lebensgefahr Kontinuierlich sind wir einen Schritt weitergegangen und haben neben dem Hauptbach auch die Nebenbäche in- klusive Oberläufen mit Fischen besetzt. Bedingt durch die vielen Barrieren wie Wasserfälle oder Querverbauungen können diese die Oberläufe nicht auf na- türlichem Wege besiedeln. Mit Eimern, Seilen und viel Körpereinsatz wurden unsere Nachzuchten von Brücken abge- seilt, mit Buckelkraxen und Wasserton- nen in Schluchten getragen, oder wenn möglich, mit dem Auto bis an die Ober- läufe der Bäche gefahren. Dies garan- tierte uns, dass bei Hochwässern wie im Jahr 2017 nicht alle Fische verenden und aus dem Kalsertal geschwemmt werden, sondern immer noch autochthone Be- stände überdauern können und damit ein Fortbestand der heimischen Popula- tion möglich ist. Fischteiche – Sensible Bereiche Immer wieder fragen Einheimische und Gäste, warum es in den Teichen bei Lana und Lesach Gries keine Fische mehr gibt. Das Fischereigesetz hat zum Ziel, einen der Beschaffenheit der jewei- ligen Gewässer entsprechenden arten- reichen und gesunden Bestand an Was- sertieren zu erhalten, erforderlichenfalls wiederherzustellen oder zu schaffen. Da wir immer wieder mit Schwarzfischern, Vandalismus und Verschmutzung an den Teichen zu tun hatten, fällt es uns als Bewirtschafter immer schwerer, diese Richtlinien einzuhalten. Auf- grund massiver Rückgänge der Fische beim Lana Fischteich wurden von uns Kameras installiert, die mutwillig von den Bäumen geschlagen und entfernt wurden. Auch die Entenhäuser wurden schwer beschädigt und mussten von uns wieder instandgesetzt werden. Hinweis- Naturjuwel Kalserbach Die Fischerei in der Glocknergemeinde In den letzten Jahren ist in der Fischerei und Bewirtschaftung des Kalserbaches recht viel passiert und gerne gebe ich einen kleinen Rückblick über die wichtigsten Ereignisse und Maß- nahmen zur Bewirtschaftung unseres Naturjuwels. tafeln wurden herausgerissen und lan- deten mindestens einmal pro Woche in den Teichen. Die Teiche sollten eigent- lich ein Ort der Ruhe, Entspannung und Begegnung zwischen Mensch und Tier sein (es gab nichts Schöneres für mich, als mit meinem Sohn Noah regelmä- ßig die Fische in Lana zu füttern), und kein Partyort, an dem man alles zerstört, was andere mühevoll erbaut haben, Fi- sche rechtswidrig entwendet (Schwarz- fischen fällt unter das Jagdgesetz und wird wie Wilderei bestraft!) oder seinen gesamten Hausrat dort entsorgt. Solan- ge sich diese Situation dort nicht ändert, können und werden wir dort keinen neuen Besatz durchführen und die Tei- che bleiben leer, was für Familien und vorbeikommende Wanderer eigentlich sehr schade wäre. Hochwasser 2017 Es war der 05. August 2017, als das Hochwasserereignis im Dorfer Tal nicht nur massive Schäden an Wegen, Brü- cken und Fluren anrichtete, sondern auch den Fischbestand über Nacht auf 0 setzte! Weder Jungfische noch laichfä- hige Muttertiere konnten gesichtet oder gefangen werden. Elektrobefischungen an gewissen Abschnitten des Kalser- bachs mit Unterstützung vom Fischerei Revierausschuss Osttirol brachten das ernüchternde Ergebnis zutage, dass der Bach tot war. Weder Fische noch eine nennenswerte Anzahl an Kleinlebewe- sen wie Köcherfliegen-, Steinfliegen- oder Eintagsfliegen konnten gefunden werden. Das für die Hauptnahrung von Fischen so wichtige Lückensystem  Günther Blassnig und Peter Ponholzer Günther Blassnig und Christoph Rogl Die Fische werden von Günther Blassnig mit Netzen gefangen und abgestreift.

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