GZ_Kals_2020_09

FODN - 75/02/2020   79 78  FODN - 75/02/2020 MENSCHEN AUS KALS Von Johannes Schneider (Hoaz) I n 2020, dem Jahr, in dem viele andere Reisen und Unternehmungen sowieso irgendwo zwischen unvernünftig und unmöglich sind, sollte diese Idee end- lich mal umgesetzt werden. Von Haus- tür zu Haustür, per pedes. Wer selbst bereits mehrtätige Touren geplant und umgesetzt hat wird mir zu- stimmen, dass die Routenplanung be- reits einen großen Teil der gesamten Un- ternehmung ausmacht. Sich durch das filigrane Wegenetz zwischen Punkt A und Punkt B zu bahnen und die anfangs schier unendlich vielen Optionen nach und nach auszuschließen, bis am Ende eine engere Auswahl an realistischen Routen übrigbleibt, ist in sich selbst fast schon ein Sport. Kopfsport. Viele Fak- toren fließen in die Entscheidung hinein, angefangen vom Zeit- und Geldbudget, dem Netz an Schutzhütten in abgelege- nen Tälern, ob man solo unterwegs ist oder nicht, und nicht zuletzt die Aus- rüstung, die man mitschleppen kann und will. Vor allem an letzteren beiden Punkten scheiterten einige attraktive Routen, da spaltenreiche Gletscher dort unausweichlich gewesen wären. Irgendwann hatte ich eine vernünf- Heim(at)wärts - Von Haustür zu Haustür tig aussehende Route beisammen. Fünf recht ausgedehnte Tagesetappen sollten es werden, mit vier Übernachtungen auf der Lizumer Hütte in der Wattentaler Lizum (dem zweitgrößten militärischen Truppenübungsgelände Österreichs mit über 50km²), in Mayrhofen, in der Lenkjöchlhütte im hinteren Ahrntal, und in Prägraten. Die fertige Strecke sieht man auf der Karte unten links. Wobei „fertig“ relativ ist, denn Theorie und Praxis sind auch bei solchen Unternehmungen zwei Paar Schuhe. Schon drei Stunden nach dem Losmarschieren in Innsbruck stand die erste Planänderung an: Ich wollte bei den sogenannten „seven TuXer Sum- mits“, einer Gratüberschreitung in den Tuxer Alpen, eigentlich unten entlang- gehen und mir am ersten Tag den An- stieg zum Glungezer und das ständige Auf und Ab über sechs weitere Gipfel sparen, war aber deutlich schneller unterwegs als geplant und habe dann spontan doch Lust darauf bekommen. Das hat sich auch als gute Idee heraus- gestellt, die Überschreitung ist leicht machbar und bietet ein weites Panora- ma über das Wipp- und das Unterinntal. Die Übernachtungen in den Schutz- hütten stellten sich trotz Covid-Aufla- gen als herrlich unkompliziert heraus. Man muss sein Bettzeug zwar selbst mitnehmen und jede/r hat einen fix zu- gewiesenen Sitzplatz mit ausreichend Abstand, aber dennoch herrschte gesel- lige und gute Stimmung. Von der Lizumer Hütte aus, die von zwei sehr motivierten jungen Burschen Egal, ob ich tatsächlich nach möglichen Weitwanderzielen ge- sucht habe, oder einfach genervt von langen Öffi-Fahrten mit verpassten (oder gar fehlenden) Anschlüssen war: So oder so kam mir schon recht oft die Idee, einfach mal zu Fuß von Inns- bruck nach Kals zu gehen. 

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