GZ_Kals_2020_09

74  FODN - 75/02/2020 FODN - 75/02/2020   75 LANDWIRTSCHAFT LANDWIRTSCHAFT geworden. Wir sehen das aber entspannt, der Bau ist ansonsten gut verlaufen und das ist das wichtigste. Wie groß ist jetzt dein Betrieb, welche Mengen kannst du nun erzeugen? Derzeit produzieren wir 300.000 Liter Ziegenmilch im Jahr, geplant ist jetzt in der Startphase der Käserei 100.000 Li- ter selbst zu verarbeiten, der Rest wird, wie gehabt, von der Molkerei abgeholt. Unsere Käserei ist aber so konzipiert, dass nicht nur die Milch, die wir am Hof produzieren verarbeitet werden kann. Es wird auch möglich sein, Milch von anderen Betrieben zu veredeln. Mit den beiden Käsekesseln ist es uns möglich pro Tag bis zu 3.000 l zu verarbeiten. Deine "Glocknerkugeln" sind weit- um bekannt und geschätzt und auch dein bekanntestes Produkt. Gibt es da auch Neuentwicklungen bzw. neue Produkte? Unser Ziel ist es, Vollausstatter für Ziegenmilchprodukte zu werden. Die Glocknerkugeln sind sehr beliebt, aber wir arbeiten gerade an einem Camem- bert, einem Schnitt- und einem Berg- käse und sind auf einem guten Weg. Einige Kostproben haben die Käserei bereits verlassen. Was sind denn derzeit die großen Trends in der Milchwirtschaft? Ich denke, dass es global gesehen weiterhin im Trend liegt, dass große Konzerne fusionieren, wie wir es zB bei der Osttirol Milch gesehen haben. Nach deren Übernahme durch die Tirol Milch erfolgte kurz darauf wieder eine Über- nahme durch die Berglandmilch. Den Schritt, den wir gesetzt haben, ist sicherlich entgegen diesem Trend, aber ich glaube, dass wir dadurch unabhängi- ger werden. Auf lange Zeit würden wir uns auch schwertun, am Ziegenmilch- markt zu überleben, wenn wir nicht gut aufgestellt sind. Ist ein Export deiner Erzeugnisse für dich zukünftig ein Thema? Mit der Einführung unseres Online- shops www.osttirol-kostbar.at ist es möglich, österreichweit regional Pro- dukte aus Osttirol zu bestellen. Die Familie Lugger vom Bödenlerhof in Nußdorf (Hochbergei) und wir haben im Frühjahr 2020 mit diesem Angebot gestartet. Nicht nur unser Ziegenkäse, sondern auch Brot, Wurst- und Fleisch- waren zB auch vom Peischlerwirt, Fa- milie Riepler, werden persönlich oder per Post ausgeliefert. Selbstverständlich ist es ein Ziel von uns, vor allem die ge- hobene Gastronomie, auch über die Be- zirksgrenzen hinaus, zu beliefern. Was sich zukünftig noch entwickelt, werden wir sehen  … Welche Chancen bieten die sozialen Medien der Landwirtschaft? Die sozialen Medien sind sicherlich wichtig, aber überschätzen darf man sie definitiv nicht. Wir versuchen unsere Kanäle regelmäßig und professionell zu bedienen und unseren Online-Auftritt zeitgemäß zu gestalten. Dass jedoch die Sozialen Medien und der Onlineshop Garantien für regen Verkauf geben, konnte ich bislang nicht feststellen. Hat deine jetzige Arbeit heute noch mit dem der „Molkers und Käsers“ von früher zu tun? Naja, die chemischen und physika- lischen Vorgänge sind gleich, aber die technischen und hygienischen Voraus- setzungen haben sich grundlegend ge- ändert! Die neue Käserei ist auf einem hohen Stand der Technik ausgeführt, Abläufe werden gezeichnet um Rück- verfolgbarkeit zu eruieren. Generell ha- ben wir mehr Platz für Verarbeitung und Lagerung und können Abläufe optimie- ren. Aber, und das ist uns schon wichtig, braucht es auch bei unserer Anlage ein Gespür für Milch und das Endprodukt. Würdest du heute noch mal Bauer werden? Ja. Ich kann mir keinen anderen Beruf für mich vorstellen. Was ist das Schönste an deinem Beruf und was ist gleichzeitig das Schlimmste? Ich bin viel zu Hause bei meiner Fa- milie, das schätze ich sehr. Gleichzeitig mag ich meine Arbeit einfach, egal ob am Feld, im Stall, mit den Tieren oder in der Vermarktung. Das ist ein großes Glück, dessen bin ich mir bewusst. Das Schlimmste wäre, wenn ein un- vorhergesehenes Unglück meine Fami- lie oder den Betrieb treffen würde, aber derzeit wüsste ich nichts, was ich als schlimm bezeichnen würde. Kannst du Kühe und Ziegen auch mit der Hand melken? Was für eine Frage! Selbstverständ- lich! Ich war in meiner Jugend 10 Jahre auf Alm in Gaimberg, wo jeden Som- mer zwischen 5 und 7 Kühe mit der Hand gemolken wurden. Ich glaube, das verlernt man nicht… Lieber Philipp, herzlichen Dank für das Gespräch und den Einblick in dein Schaffen. Wir wünschen dir ein erfolgreiches Gelingen und noch viele tolle und innovative Ideen für deinen Betrieb. Wir freuen uns auf neue und köstli- che Produkte vom Figerhof. Lieferung des neuen Käsekessels, Paula und Anna freuen sich Das Figerhof-Sommerteam 2020

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