GZ_Leisach_2020_09

8 Leisacher Gucklöcher Das Guckloch in dieser Gemeindezeitung ist ein ganz besonderes. Als Antonia Trojer am 4. August in einer sehr feinen, angeregten Unterhaltung über Erinne- rungen aus ihrem langen Leben sprach, war sie hellwach und voll Hoffnung, dass sie die Verletzungen nach ihrem Sturz ausheilen könnte. Leider erfüllte sich diese Hoffnung nicht, und schon zwei Wochen später ver- sammelte sich ihre Familie an ihrem Sterbe- bett. In Absprache mit Antonias Familie soll dieses spezielle „Guckloch“ in eine ver- gangene Zeit trotzdem erscheinen – als Würdigung einer starken, liebenswerten Frau. Mathilde Habernig Antonia Trojer – Bäuerin mit Leib und Seele Antonia Trojer, in Leisach besser als Klaus- moar Tone bekannt, lebte fast 70 Jahren in Burgfrieden, und in dieser Zeit hat sie mit ihrem Mann und der nachfolgenden Genera- tion aus dem ehemals desolaten alten Bauernhaus ein stattliches Anwesen gemacht. Wie viel Fleiß, Geschick und umsichtige Pla- nung dazu notwendig waren, konnte man ihren lebendigen Erzählungen entnehmen. Geboren wurde Tone 1929 auf dem Unter- taxer Hof am Lienzer Schlossberg, der damals zur Gemeinde Patriasdorf gehörte. Dort wurde sie von ihrer Großmutter liebevoll aufgezogen. Den respektvollen Umgang mit allen Mitmenschen und die aufgeschlossene, fortschrittliche Denkweise hat Tone von ihr gelernt. So wurden beim Untertaxer schon Tomaten gepflanzt, als diese Frucht den meisten Osttirolern noch unbekannt war. „Sag nie ‚Des mag i nit, des kann i nit‘, bevor du’s probiert hast“, war eine ihrer Lebensregeln, die Tone verinnerlicht und an ihre Kinder weitergegeben hat. Tone musste so wie ihre Cousins und Cousi- nen, mit denen sie aufwuchs, schon als Kind auf dem Hof mitarbeiten. Zu ihren Pflichten gehörte es bald, die Kühe in der Früh auf die Weide beim heutigen Taxer Moos zu treiben und sie am Abend wieder in den Stall zu holen. Beim Heuen und in der Erntezeit waren sowieso alle zum Mithelfen einge- setzt. Trotzdem blieb auch Zeit zum Spielen mit den Nachbarskindern vom Tschitscher. Unvergesslich bleibt vor allem das Baden am Tumpf, der eigentlich angelegt wurde, um eine Turbine zur Arbeitserleichterung zu betreiben. Die Schulzeit war für die Kinder vom Berg sehr mühevoll. Täglich mussten sie vor dem Unter- richt um 7 Uhr den Gottesdienst in St. Andrä, der Pfarrkirche von Patriasdorf, besuchen. In

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