GZ_Leisach_2020_09

Seppl war der Sohn des An- dreas und der Helene Glie- ber, geborene Tiefenbacher. Als zweites von drei Kindern kam er 1940 zur Welt und wuchs mit seinen Geschwis- tern Burgl und Ludwig im „Mesner Haus“ in Leisach auf. Trotz der damaligen schweren Zeiten spürte er immer Geborgenheit und Wärme in seiner Familie. Wie er einmal formulierte: Die Generation seiner Familie war eine Generation, die nichts und dennoch alles hatte. Die besondere Fähigkeit mit wenig materiellen Gütern das Leben rundherum mit geistigen Werten zu füllen, prägte Seppl schon in jungen Jahren stark. Seine Liebe zur Natur, sei es der Wandel der Jahreszeiten oder auch die Vogel- welt zu beobachten, weckte in ihm die Leiden- schaft der bildenden und literarischen Künste. Nach dem Besuch der Hauptschule in Lienz überlegte er ein Kunststudium zu beginnen, entschied sich dann jedoch für die Ausbildung zum Kunstschmied. Bald schon lernte er seine große Liebe Hanni kennen und von da an gingen sie ihren Weg gemeinsam. Sie heirateten 1963 und lebten einige Jahre in Seppls Elternhaus. Als die Familie wuchs, bauten sie ein Haus in Gries. Er war ein liebevoller Vater und Ehemann, der stets ein Ohr für Probleme und Sorgen hatte. Seppl setzte im Keller des Eigenheimes den Grundstein seiner Kunstschmiede. Sein Fleiß und Können trugen Früchte und es wurde eine Werkstatt an der Drau gebaut. So konnten auch viele Leisacher bei ihm eine Lehre absolvieren. Viele in seinem unverkennbaren Stil geschmie- deten Werke sind weit über die Grenzen seines Heimatdorfes hinaus bekannt. Nebenbei war er auch noch mit Begeisterung Berufsschullehrer. Auch an der Kirchen- renovierung in Leisach war er maßgeblich beteiligt und einige seiner Ideen wurden umgesetzt. Als der Stress der Selbständigkeit zu groß wurde, entschied er sich das Angebot der Firma Schösswender anzunehmen. Er über- siedelte mit seiner Mannschaft nach Abfalters- bach und konnte dort bis zu seiner Pensionierung als Leiter der Kunstschmiedeabteilung seine Fähigkeit als Produkt- designer voll ausleben. Sein liebster Ausgleich war die Natur, das Wandern mit Familie und Freunden. Er wusste, wo die seltensten Blumen zu finden und die schönsten Wanderrouten zu entdecken waren. Seppl griff gern zu Pinsel und Feder und hinterließ uns neben seinen geschmiedeten Kunstwerken auch wunderbare Arbeiten in Malerei und Dichtkunst. Ein kleiner Auszug aus einem seiner Gedichte: Ein Glieber pflegt Familiensinn sodass ich mehrfach Opa bin, dem‘s Freude macht mitanzusehn, wie gut sich allesamt verstehen. So kriegt von Mama guten Rat, wer immer ein Weh-Wehchen hat. Und ich, ihr gut erhaltner Alter, bin für die Töchter Hausverwalter. P.S. Als Mädchenvater oft geneckt hab´ ich bald schadenfroh entdeckt, dass man wohl alt ausschauen tät, wenn man statt „Girl‘s“ fünf Buben hätt´. Ein Blick in den Bekanntenkreis verrät, warum ich solches weiß. So ziemt es sich – mit Dank nach oben die Töchtervielfalt froh zu loben. In seiner Pension nahm er sich viel Zeit für philosophische Gespräche mit Freunden und Verwandten. Er liebte die Stunden in der Natur mit seinen Enkeln, die sein Wissen weiter- tragen werden. Seppl war ein tiefgründiger und leidenschaft- licher Mensch. Er nahm die Welt auf eine ganz besondere Weise wahr, was die Menschen in der Begegnung mit ihm spürten. Trotz seiner vielen Talente war er immer sehr bescheiden. Seppl hatte einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, war hilfsbereit, freundlich und humorvoll. Wir werden uns immer mit einem Lächeln an ihn erinnern. Er hinterlässt unverkennbare Spuren in vielen Herzen und durch sein Schaffen, auch in der Welt. JoSeF GLieBer (10.03.1940 - 30.05.2020) Zum GeDenKen 11

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