GZ_Tristach_2020_09

Sept. 2020 Leonard Lorenz - Vernissage 9 S eine Flügel haben ihn weiterge- tragen, Ausstellungen in Europa und USA seinen Namen international bekannt gemacht. Seine Wurzeln aber stehen gut geerdet in Tristach. Leonard Lorenz hält fest an seinem Hei- mathaus, dem „Schusshof“ aus dem 17. Jahrhundert, der 1821 in den Besitz der Fami- lie Wendlinger übergegangen ist. Der ums wirtschaftliche Überleben bemühte Vater von Lorenz betrieb eine kleine Landwirtschaft. Der Großvater flickte auch die Schuhe der Dorfleut‘. Für dessen künstlerisches Talent blieb nur der Winter beim Krippenschnitzen. Und musikalisch waren sie, die Wend- linger. Immerhin musischer Hintergrund genug für einen, der sich ganz der Kunst widmen wollte. „Zuerst das Notwendi- ge, dann das Mögliche und zum Schluss das Unmögliche“ hat Bürgermeister Hu- bert Huber einst gesagt. Angesichts des vielseitigen bildnerischen Schaffens des Zeichners, Malers und Bildhauers Leo- nard Lorenz ist der letzte Punkt, näm- lich das Streben nach ureigenster Au- thentizität in der Kunst längst erreicht. Die Corona-bedingte Einschränkung hat den Sauerteig des künstlerischen Willens nicht ganz ruhiggestellt. Sie hat dem Faktor Zeit eine neue Dimension verliehen. Nun gilt es, was weggebro- chen ist, neu aufleben zu lassen. Das gediegen renovierte Atelier in den ehe- maligen Ställen des elterlichen Anwe- sens und die Einrichtung der Gewölbe- galerie sind für Leonard Lorenz der Ort, Kunst wieder zu den Menschen und die Menschen wieder zur Kunst zu bringen. „Das Heute wird vom Gestern ge- schwängert und gebiert das Morgen“ sinnierte er im lauschigen Garten am lauschigen Abend. Im Hintergrund die feine Musik von Akkordeon, Cello, Geige und Flöte. Sensibles künstlerisches Raum- empfinden hatte das Positionieren der Skulpturen aus Zirbe und Bronze und der Gemälde stimmig gelenkt und so war es wohl nicht dem Zufall überlas- sen, die Skulptur „Der Tyrann“ in eine Nische zu verbannen und der „Mutter mit Kind“ den Vortritt zur hellsten Wand zu lassen. Der „Turmvogel“ hält Wache über die „Demaskierung“ und was „Die Netzwerkerin“ im Schilde führt, kann der Betrachter ver- mutlich mehrfach interpretie- ren. Die aktive Präsentation und die Harmonie der Farblandschaft reichen sich die Hände, ein leichter Schwung nimmt den scharfen Konturen die Hek- tik. „Ausrichtung“ benannte der Künst- ler die Bronzeskulptur einer weiblichen Gestalt, die sich wie eine Galionsfigur mutig, weil fest verankert, allen Stür- men aussetzt. Der „Dynamik der Be- grenzung“, ebenfalls aus Bronze, darf in der momentanen Zeit eine besondere Bedeutung zugeschrieben werden. Woll- te sie bei der Entstehung eine gewisse Vorahnung ausdrücken oder ist sie un- abhängig von den aktuellen Fragen das Zeichen der klugen Gedankenwelt eines Visionärs, der die Schwingungen der Lebensspanne mehr spürt als so manch anderer? „Dass Sie bereicherter gehen als Sie gekommen sind“ wünschte sich Le- onard Lorenz von seinem so zahlreich erschienenen Publikum. Lilly Papsch Leonard Lorenz verleiht Farben und Formen die Dynamik seiner Vorstellungskraft Bericht und Fotos: Osttiroler Bote / Lilly Papsch Die Künstlerfamilie mit Musikerfreunden: Reinhold Koller, Felix Lorenz, Leonard Lo- renz, Andrea Schumacher, Lisa Steiger (v.l.). Zu sehen auch die Bronze-Büste der Mutter des Künstlers Leonrad Lorenz in seiner neuen Gewölbe- galerie in Tristach. Hier mit der Skulptur „Weiser Mann“ aus Zirbe und dem Ölbild „Mutter mit Kind“ Fotos (c) Lilly Papsch

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