GZ_Tristach_2020_09

Sept. 2020 Nachruf 19 dadurch habe ich das durchgezogen und konnte mit meinen Freunden die Schule abschließen. Ihre Werte wie Durchhal- tevermögen und Ehrgeiz hatte Mama mir da schon vermittelt. Papa meinte, die Mama war Ehefrau, bester Freund, Sport- partner und Lieblings Bergfex zugleich. Er meinte auch, nachdem Tom und ich da waren hat sich für ihn nicht allzu viel geändert. Das allein spricht schon für die Mama. Es hatte nicht sehr lange gedauert und wir haben gemeinsam Bergtouren gemacht oder Ausflüge, welche die Mama so gerne hatte. Mama hat auch das Radfahren geliebt, wes- halb sie mit dem Papa wirklich große Touren gemacht hat- te. Auch beim Sport zeigten sich der Ehrgeiz, der Wille und die Ausdauer, welche die Mama im Leben so auszeichnete. Papa meinte auch, die Mama hat ihm immer den richtigen Weg gewiesen, ohne schulmeisterlich zu sein und zugleich war die Mama trotzdem die beste Lehrerin. Überhaupt hat die Mama viele Dinge gemacht. Sie hat den Haushalt gemacht, die Versicherungen geregelt, die Fi- nanzen kontrolliert, die Einkäufe gemacht. Nebenbei auch noch Zimmer vermietet und die Gäste betreut und - achja da waren ja noch der Tom und ich. Ein absolutes Multita- lent. Heute würde man Spitzenmanager sagen…und naja, was soll ich sagen, die Manager die ich kenne, bringen das nicht alles unter einen Hut ... Wir haben den Spruch „Dein Leben war Liebe – immer nur Güte und Liebe“ am Urnenstein von Mama gravieren las- sen. Er beschreibt nämlich auch genau das, was Mama war. Die Mama war immer für alle da. Hat immer geholfen und brauchte selbst nie etwas. Mama hat sich nie beklagt, hat aber immer zugehört, wenn jemand Beistand brauchte. Die Mama war immer optimistisch und hat niemals mit dem Leben gehadert. Die Mama hat das Leben geliebt und im- mer nur nach vorne geblickt. Die Familie kam immer an erster Stelle. Das Zuhause war das Zentrum ihres Lebens und hat es zum Zentrum unseres Lebens gemacht. Dann kam das Jahr 2011. Ende dieses Jahres hatte die Mama plötzlich einen schweren Unfall. Ein Aneurysma an der Aorta tat sich auf. Eine Verletzung die normalerweise sicher zum Tod führt. Ein Not-Hubschrauberflug nach Inns- bruck, eine neunstündige OP waren die Folge. Trotzdem haben die Ärzte der Mama kaum Überlebenschancen gege- ben. Sechs weitere Wochen Koma folgten. Und hier glauben wir, kam all das Gute was Mama im Le- ben getan hat ein bisschen wieder zurück. Alle Schutzengel kamen zu Hilfe. Der unbändige Willen zum Überleben, der Kampfgeist, die Ausdauer und all die Stärke halfen dabei, die Situation zu überleben. Ein Wunder, Mama wachte wie- der auf. Und ich weiß es noch ganz genau: Das Erste, was Mama sagte nachdem sie zu sich kam, war die Frage, ob denn zu Hause alles in Ordnung sei. Ich meine, ich kann gar nicht beschreiben, was das bedeutet. Nach schwerster Verlet- zung, neun Stunden OP, sechs Wochen Koma war es Mama zuerst wichtig, wie es uns ging. Wie ich sagte, die anderen immer zuerst. Sie verbrachte viel Zeit in Reha-Zentren und Krankenhäu- sern - eine sehr schwere und vor allem sehr anstrengende Zeit. Vieles musste erst wieder erlernt werden und leider konnte nicht mehr alles wieder so werden, wie es früher war. Mama war seitdem im Rollstuhl und auf Hilfe anderer angewiesen. Den Sport, den die Mama so liebte, konnte sie nun nicht mehr ausführen. Was viele andere gebrochen hätte, hat meine Mutter nicht verändert. Ihr Optimismus und ihre Lebensfreude waren immer noch da. Sie hatte immer noch Ziele und konnte nach vorne blicken. Auch hier glauben wir, machte sich bezahlt, was die Mama ausmachte. Es waren so viele helfende Hände zur Stelle und haben über die erste schwere Zeit hinweggeholfen. Es ist hier schwierig Namen zu nennen, da ich niemanden vergessen will. Aber es war unglaublich, welche selbstlose Anteilnahme in dieser Zeit speziell im Kreis der Familie genommen wurde. Aber auch außerhalb der Familie gab es wichtige Helfer, wenn es darum ging mit der Mama Be- wegungstrainings zu machen. Ich glaube jeder weiß jetzt selbst am besten wer alles gemeint ist. Dafür möchten wir uns auch noch 1000-fach bei allen bedanken. An der Stelle muss ich auch sagen, wie bewundernswert ich den Papa und Thomas finde und wie beeindruckt ich bin, wie die beiden das zusammen mit der Mama gemeis- tert haben. In den letzten Jahren gab es immer wieder Rückschläge und die Mama musste oft ins Krankenhaus. Und trotzdem sahen wir jeden zusätzlichen Tag mit der Mama als Ge- schenk. Wir glauben oder wissen auch, dass die Mama das so gesehen hat. Die Mama hat sich nie beklagt. Sie hat immer gesagt, es geht ihr gut, wenn sie gefragt wurde. So etwas haben wir bei keinem anderen Menschen erlebt! Es waren noch so viele schöne Momente. Wir sind über- glücklich, dass Mama noch meine Frau Melanie und unsere Tochter Finja kennenlernen durfte. Meine Mama war sehr oft müde und hat viel geschlafen aufgrund der Folgen der schweren Verletzung. Aber immer, wenn Finja da war, war die Müdigkeit wie verflogen. Das sind die schönsten Erinnerungen, die wir von der Mama haben und so soll die Erinnerung auch bleiben. Und ein bisschen Mama lebt in der Finja sowieso noch lange weiter. Ich hoffe sogar, nicht nur ein bisschen. Am Ende ging dann alles sehr schnell und doch überra- schend. Es hat uns alle zutiefst getroffen! Der liebe Gott hat sie wieder heimgeholt. Den Rollstuhl aber, hat sie hier- gelassen. Den braucht sie jetzt nimmer, jetzt hat sie Flügel. Mit dem letzten Zitat, welches wir uns ausgesucht haben, möchte ich den Lebenslauf nun abschließen. Er beschreibt was die Mama für uns alle war: Der Tod eines geliebten Menschen ist wie das Zurückgeben einer Kostbarkeit, die uns Gott für unseren gemeinsamen Weg nur geliehen hat.

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