GZ_Tristach_2020_09

18 Nachruf Sept. 2020 „Gedacht hast du immer an alle, wir denken für immer an dich.“ Beim Suchen von passenden Sprüchen für die Parte und das Sterbebild waren der Papa, der Tom und ich uns schnell einig, welche Sprüche wir wählen wollten, weil sie einfach perfekt auf die Mama gepasst haben, und das war einer davon. Im Lebenslauf werden wir erfahren warum. Am 1. 3. 1947 wurde meine Mama geboren. Aufgewach- sen ist sie als eines von sieben Kindern auf dem Linderhof in Tristach. Wie früher üblich, war auf einem Bauernhof immer viel Arbeit. Und ganz besonders viel hat die Mama davon übernommen. Die Oma hat die Mama schon ordent- lich eingeteilt. Neben der Arbeit am Hof hat die Mama aber auch auf ihre jüngeren Geschwister aufgepasst und da schon besonderes Erziehungs-Geschick bewiesen. Es war schon damals immer Verlass auf die Mama und es zeigte sich früh, welch starken Charakter die Mama hat. In ihrer Kindheit erlitt meine Mama allerdings auch schon eine schwere Lungenentzündung. Damals war es nicht üb- lich, gleich zum Arzt oder ins Krankenhaus zu gehen. Und so war der Verlauf ziemlich schwerwiegend. Da zeigte sich schon zum ersten Mal aber der unendliche Willen zum Le- ben und die Stärke, welche die Mama bis zum Schluss auszeichnete. Nach der anstrengenden, aber auch sehr schönen Kindheit ging die Mama für ein paar Jahre von zu Hause weg, um eine Ausbildung in der Haushaltschule zu machen. Nach abgeschlossener Ausbildung kam die Mama wieder zurück und begann im Forstgarten in Nikolsdorf zu arbeiten. Wieder zu Hause, dauerte es nicht lange, bis es zum schick- salhaften ersten Treffen mit meinem Papa gekommen ist. Bei einer Tante hat mein Papa die Mama zufällig getroffen. Schüchtern wie wir unseren Papa kennen, hat der natürlich nicht lang gefackelt und die Mama gleich angesprochen. Der Papa hat das so geschildert: „Die Mama war schon a fesches Gitschele und er konnte gar nicht anders.“ Liebe auf den ersten Blick also und ihre Geschichte zeigt, dass das der Beweis ist, dass es sowas wirklich gibt. Der Papa liebt die Berge und deshalb hat er sie gleich beim ersten Treffen zu ein paar Bergtouren eingeladen. Sie hat sich gut angestellt, hat der Papa gemeint und hat auch gleich ein paar Vergleiche gezogen, wo es wohl nicht so gut war…da geh ich jetzt aber nicht näher drauf ein. Somit war es eigentlich schon ganz klar, dass der Papa die Mama zum Traualtar führen wird. So geschehen dann 1974. Die Mama war junge 25 und hatte schon ganz schön viel erlebt. So wie früher üblich hat man erst nach der Hochzeit mit der Kinderplanung gestar- tet. Und nicht viel später erblickte dann auch schon der Thomas das Licht der Welt. Noch in der Zeit der Schwangerschaft begannen Papa und Mama mit dem Bau unseres Hauses. Der Papa hat gemeint, er musste die Mama immer einbremsen, da sie immer helfen wollte, z.B. auch beim Ziegelschleppen. Ganz typisch für die Mama - hat immer viel mehr gemacht, als sie hätte machen müssen. Ihr ehemaliger Chef beim Forstgarten hatte sogar gemeint, dass die Mama für zwei arbeitet, weshalb er sie auch spä- ter für eine kurze Zeit wieder zurückgeholt hat. Die Mama war 30 als dann ich zur Welt kam und hatte nun zwei kleine Verbrecher zu Hause auf welche sie aufpas- sen musste. Es kam auch so gut wie nie vor, dass wir ein Kindermädchen zu Hause hatten, damit meine Eltern mal ausgehen oder was Ähnliches machen konnten. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass einmal ein Ver- such, ein Kindermädchen einzusetzen, kläglich scheiterte. Man kann sich das ungefähr so vorstellen: Da war ein klei- ner Blondschopf mit Sommersprossen und ein etwas grö- ßerer Rotschopf mit Sommersprossen. Zwei kleine Chaos- Kids mit großem kreativen Potential, wenn es darum ging, irgendwelchen kindlichen Unsinn zu planen. Um es abzu- kürzen, könnte man auch sagen, „Kevin allein zu Hause“ trifft „So ein Satansbraten kommt selten allein“ (das sind Filme über Kinder, die allerlei Unsinn anstellen). Der Abend endete mit Tränen in den Augen bei unserem Kindermäd- chen und fand keine Wiederholung. Wer uns aber immer gut im Griff hatte und uns gezeigt hat, wohin der richtige Weg führte, war unsere Mama. Thomas hat seine Kindheit so beschrieben, dass die Mama für ihn Zuhause bedeutet hat. Die Mama war immer da. Wenn Thomas weg war und angerufen hat, hat Mama ab- gehoben. Wenn du die Tür aufgemacht hast, ist Mama da- gestanden und hat „Hallo“ gesagt und man hat gewusst, man ist daheim. Wenn man Hilfe gebraucht hat, war sie zur Stelle. Wenn man Kummer hatte, hatte Mama immer ein offenes Ohr. Es kam einem selbstverständlich vor, dass Mama immer zur Stelle war und trotzdem war es zur glei- chen Zeit einfach auch nur beeindruckend. Mir ist es ganz ähnlich gegangen in meiner Kindheit. Ich konnte mich zu 100 % darauf verlassen, dass jemand da ist, um mich aufzufangen wenn es notwendig war. Es war aber auch jemand da, der mir Richtung gab. Und das war auch notwendig bei mir. Ich wollte meine schulische Aus- bildung etwas verlängern und mir damit noch ein paar ge- mütliche Jahre einkassieren. Ich kann mich genau erinnern, wie Mama da Druck aufgebaut hat. Zum Glück, denn Agnes Klocker, geb. Linder, † 10.8.2020 (Von ihrem Sohn Markus)

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