GZ_Assling_2020_08

Förderung der biologischen Vielfalt Im Zentrum unseres Bildungsprojektes BioColAlp stehen Maßnahmen zur Förderung der biologischen Vielfalt. Eine große Vielfalt an Pflanzen, Tieren und Lebensräumen ist nicht nur schön anzusehen (Effekte auf Gesundheit und Wohlbefin- den von Menschen sind eindeutig nachweisbar!). Vielfalt führt auch zu einer besseren Widerstandsfähigkeit und Anpas- sungsmöglichkeit unserer Umwelt, sowie unserer Gesell- schaft, an sich ändernde Rahmenbedingungen. Vielfalt ist weder Luxus noch ein Randthema. Vielfalt ist notwendig für unser Überleben! Eine Vielfalt an Pflanzen und Tieren bedeu- tet auch eine Vielfalt von uns Menschen nutzbaren Produkten, wie Heilmitteln, Lebensmitteln, Kosmetika oder Gebrauchs- gegenständen. Diese Vielfalt an Pflanzen, Tieren und Lebensräumen ist welt- weit in Gefahr, auch bei uns in Mitteleuropa. Am Beispiel der Insekten, der artenreichsten Tiergruppe der Erde, wird dieser Verlust besonders deutlich. Insekten in Bedrängnis Alarmierende Nachrichten über die Insektenwelt kommen etwa aus jüngst publizierten Langzeitstudien in Deutschland (u.a. die sogenannte Krefelder-Studie): Demnach nahm die Insektenhäufigkeit Mitteleuropas in den vergangenen 27 Jah- ren um 75-80 % ab! Als Hauptverursacher für das Insekten- Massensterben weltweit werden die intensive Landwirtschaft und der Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln angeführt (Quelle: Naturschutzbund). Auch die Zerstörung von Lebens- räumen für diese Insekten ist ein Einflussfaktor auf das Arten- sterben. Aber wozu brauchen wir denn eigentlich all diese Insekten? Die sind doch eh nur lästig, oftmals grauslig und oft sogar Schädlinge im Acker- und Gartenbau! Außerdem sind die Angaben über die Verluste an Arten doch eh alle nur übertrie- ben, denn bei uns fliegt ja eh noch recht viel herum? Dem ist nicht so! Gerade die Insekten sind von großer Bedeutung für die Men- schen: Lebenswichtige Aufgaben wie die Beseitigung von Laub, toten Lebewesen, Kot, abgestorbenem Holz, oder die Lockerung sowie Belüftung des Bodens werden von den Insekten „kostenlos“ und unbemerkt erledigt. Insekten sind wichtige Nahrungslieferanten für viele Lebewesen wie etwa Vögel, welche wiederum als „Schädlingsvertilger“ nützlich sind. Unter diesen vielen für den Menschen nützlichen Effek- ten ist eine Leistung wohl besonders wertvoll: Die Bestäubung von Wild- und Kulturpflanzen. Diese erfolgt anders als viele meinen nicht ausschließlich durch Honigbienen, sondern in großer Zahl durch „wilde“ Insekten, wie etwa Wildbienen und Hummeln, Schmetterlingen, Käfern, Fliegen und Wespen. Wir hatten im Rahmen des Projektes BioColAlp den Wildbie- nen Experten Dr. Neumayer vom Naturschutzbund zu einem Vortrag und zu einer Exkursion Anfang Juli 2020 eingeladen. Auch die Bestäubungsleistung von Wildbienen und Hummeln war dabei Thema und man kann diese sehr gut am Beispiel der Kürbisernte erklären. Die optimale Bestäubung von Kürbisgewächsen durch Hummeln Auch in Assling beobachten wir immer wieder, dass u.a. imposante Kürbispflanzen keine Kürbisse ansetzen. Der Man- gel an bestäubenden Insekten ist der wesentliche Grund dafür, wenn die Pflanzen von Kürbisgewächsen wie etwa Zucchini oder anderen Speise-Kür- bissen wunderschön wachsen, aber keine Früchte ansetzen. Eine Fruch t en twi ck l ung kann ohne Befruch- tung nicht stattfinden! Nur eine gute Bestäu- bung garantiert einen guten Fruchtansatz. Mit der Anzahl der Blütenbesuche durch bestäubende Insekten steigt die Häufigkeit der Fruchtentwicklung. Außerdem müssen gleichzeitig männliche und weibliche Blüten von mehreren ver- schiedenen Kürbis- pflanzen blühen, weil Seite 23 08/2020 „e5-Gemeinde“ Assling setzt weiter auf Nachhaltigkeit Interreg-Projekt „BioColAlp - Vielfalt erhalten und fördern“ Fortsetzung nächste Seite Wildbienenfreunde auf Exkursion, hier im Garten von Eva und Bene- dikt Deutsch. Wildbienen sind oft winzig. Wir haben von Dr. Neumayer gelernt, diese mit einer Glasröhre einzufangen, mittels eines Schaumgummipfropfens kurz „ein- zusperren“ und zu bestimmen. Wir waren unglaublich beeindruckt davon, welche Wildbienenarten in Assling anzu- treffen sind. Eine für uns bislang voll- kommen unbekannte Tierwelt.

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