GZ_Assling_2020_08

Seite 22 08/2020 Situation am Osttiroler Holzmarkt Die Forstwirtschaft hat schon bessere Zeiten erlebt: Der Oktobersturm VAIA 2018 mit mehreren Millionen Fest- metern Schadholz zwischen Oberkärnten und dem ober- italienischen Raum ließ die Preise abstürzen. Osttirol war mit mehreren hunderttausend Festmetern betroffen. Die Holzindustrie war innerhalb weniger Wochen mit Schad- holz überfüllt und die Abnahme der Sägewerke und die Transportlogistik konnte mit der Aufarbeitungskapazität der Schlägerungsunternehmen nicht mehr mithalten. Nach einer leichten Entspannung im Herbst 2019 folgte Mitte November 2019 der nächste Rückschlag. Massive Schneefälle im Gebiet zwischen Oberkärnten und Teilen von Südtirol zer- störten weitere Waldflächen mit verstreuten Einzelbrüchen, die sich jedoch auch wieder auf mehrere hunderttausend Fest- meter in Osttirol und zusätzliche Mengen in Südtirol sum- mierten. Diese beiden Ereignisse bringen alle Beteiligten der Wertschöpfungskette Holz an ihre Grenzen: Der Waldbesitzer ist mit massiven finanziellen Einbußen konfrontiert, bis zum Totalausfall der finanziellen Einkünfte aus dem Wald für die nächsten Jahrzehnte. Weitere Schäden durch den Borkenkäfer sind nicht ausgeschlossen und könnten die Schadholzmengen auch die nächsten Jahre noch steigen lassen. Der Schutzwald verliert dadurch verstärkt seine Funktion und die öffentliche Hand muss hohe finanzielle Aufwendungen für den Aufbau von künstlichen Schutzmaßnahmen ansetzen. Die Schläge- rungs- und Logistikunternehmen arbeiten an ihren Kapazitäts- grenzen. Die Holzindustrie ist abhängig vom internationalen Marktentwicklungen, die grundsätzlich sehr positiv waren. Doch dann kam CORONA: Die gesamte Wirtschaft wurde Mitte März innerhalb weniger Tage heruntergefahren. Die Kunden, auch der Holzindustrie, konnten die bestellten Men- gen nicht mehr abnehmen, neue Aufträge wurden nicht mehr vergeben. Nur vereinzelte Märkte konnten eingeschränkt weiterarbeiten. Der wichtige Exportmarkt Italien stand jedoch für mehr als 2 Monate still. Dementsprechend spitzte sich auch der schon schwierige Rundholzmarkt nochmals zu. Die geplanten Rundholzmengen konnten plötzlich nicht mehr im gewohnten Rhythmus abgenommen werden. Ein Rückstau an aufgearbeiteten und nicht abtransportierten Rundholz im Wald baute sich auf. Erst Mitte Mai löste sich der Knoten wieder und der Kreislauf begann sich wieder zu drehen. Der Markt für Holzprodukte, mit Ausnahme des Restholz und Faser-/Brenn- holz, entwickelte sich wieder gut und die Produktionen konn- ten wieder in vollem Umfang hochgefahren werden. Einen wesentlichen Betrag dazu liefert das verstärkte Bauen mit Holz. Wohnbau, öffentliche Gebäude, touristische Einrichtun- gen werden verstärkt in Holz realisiert. Der Baustoff garantiert schnelle Bauzeit, hohe Vorfertigungsmöglichkeiten, angeneh- mes Wohnklima und ist nachhaltig. Lediglich der gesamte Restholzmarkt (Hackgut, Sägespäne, Rinde, Brennholz, Faserholz) steckt noch massiv in der Krise. Aufgrund warmer Winter reduzieren die Heiz- und Pelletswer- ke ihre Abnahme. Auch der 2. Abnahmesektor für Restholz ist die Holzwerkstoff- und Zelluloseindustrie kann seine Abnah- memengen aufgrund geringerer Nachfrage nicht erfüllen, wodurch die weitere Entwicklung für Rest- und Brennholz ungewiss ist und daher diese Mengen zwischenzeitlich nur auf Zwischenlagerplätze gehen, um einen Puffer zwischen hohem Angebot und niedrigem Absatz zu schaffen und die Aufarbei- tung im Wald nicht zu unterbrechen, denn dies würde die Bor- kenkäfergefahr steigen lassen. Was kann die Zukunft bringen: Bauen mit Holz entwickelt sich weiterhin stark. Auch wenn die Bauwirtschaft stagnieren sollte, kann davon ausgegangen werden, dass der Holzbau weiterhin wächst. Dies bringt auch nachhaltig die Sicherheit, dass die Holzindustrie auf hohem Niveau produzieren kann und schlussendlich auch wieder den Rundholzmarkt in ein lebensfähiges Gleichgewicht bringen wird, welches für den Waldbesitzer wieder preislich interessant ist und für die Säge- werke auch Versorgungssicherheit bringt. Die Osttiroler Säge- werke sind daran interessiert das Osttiroler Holz bevorzugt abzunehmen. In Osttirol sind die Aufarbeitungsmaßnahmen voll im Gang und die Mengen an Sägerundholz sind in abseh- barer Zeit am Markt untergebracht. Lediglich der schwierige Restholzmarkt ist nicht einschätzbar und wird sicherlich noch länger schwierig bleiben. Was die Schadereignisse auch gezeigt haben: Der Wald sollte laufend bewirtschaftet werden. Nutzungen sollten durchge- führt werden, wenn der Bestand hiebreif ist. Ein Ansparen für später (Sparkassenfunktion) hat sich als nicht sinnvoll erwie- sen. Das Risiko ist zu groß, dass hiebreife Bestände durch Sturm, Borkenkäfer oder Schneebruch in wenigen Stunden zerstört wird. Die Bestrebungen der Forstbehörde gehen dahin, dass die Wälder klimafitter werden müssen. Diese Entwicklung ist sicherlich differenziert zu sehen. Die steigenden Temperaturen kombiniert mit geringeren Niederschlägen machen der Fichte in niedrigen Höhenlagen nachweislich Probleme. Daher ist es auch verständlich, dass es bereits Gebiete gibt, wo die letzte Fichte bereits geschlägert wurde. Ob es jedoch zur Fichte in Gebirgsregionen eine Alternative gibt, kann nur der Markt ent- scheiden. Faktum ist, dass in unserer Gebirgsregion die Tem- peraturen und Niederschläge für die Fichte noch ausreichend sind und bei Sturm und Schneebruch alle Holzarten betroffen sind und die Absatzmöglichkeiten von alternativen Holzarten auch berücksichtigt werden muss. Text: Hannes Theurl, Bild: GWA Herbert Hainzer

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